Dazu wird auch überhaupt nicht differenziert. Für Solarworld macht es z.B. einen Riesenunterschied ob nun bei kleinen Aufdachanlagen stark gekürzt wird oder Freiflächenanlagen. Dazu ja kommt ja noch, dass das Wachstum eh nicht das Problem für die PV-Unternehmen ist. Wird hier auch völlig ignoriert.
Diese ganze Kürzungsdebatte geht ohnehin fast komplett am Problem der PV-Branche, wie auch an den Problemen von Solarworld, großteils vorbei. Ich kenne keine Branche die so schnell wächst wie die PV-Branche. In 2010 hatten wir ein Nachfragewachstum von mehr als 100% (+ 11 GW) und in 2011 von knapp 50% (+ 8,5 GW). Viel mehr an Wachstum geht doch fast nimmer. Ein Nachfragewachstumsproblem hat die PV-Branche sicher keines. Warum es der Branche trotzdem schlecht geht liegt an mehreren Sachverhalte:
1. PV hängt großteils bis jetzt nur an 2 Märkte (Deutschland, Italien). Beide Märkte zusammen hatten in 2011 beim Neuzubau einen Marktanteil von etwas über 50%. Ich sage mal, die sehr üppigen deutschen und italienischen Einspeisevergütungen haben verhindert, dass sich die komplette PV-Branche global bis jetzt nicht allzu breit aufgestellt hat. Langsam kommt aber richtig Bewegung rein in den verschiedenen Märkten. So gab es 2010 gerade mal 11 Märkte mit über 0,2 GW Neuzubau. 2011 gab es schon 14 Märkte (Neu: England, Griechenland, Indien, Slowakei - Tschechien hatte aber in 2011 nur noch 0,1 GW - in 2010 waren es noch 1,5 GW). In diesem Jahr wird die Marktbreite mit einem Zubau über 0,2 GW noch zunehmen mit Thailand, Ukraine, Südafrika und Israel. Bei der Internationalisierung ist PV mittlerweile auf einem richtig guten und sehr dynamischen Weg. In diesem Jahr wird es mit Deutschland, China, Italien, USA und Japan schon fünf Märkte mit einem Neuzubau von über 2 GW geben.
2. PV war bis vor 18 Monaten bei den Stromgestehungskosten ganz einfach viel zu teuer. Das hat sich durch die scharfen Preisrückgänge bei den Modulen und Wechselrichter stark zum Positiven geändert und PV ist mittlerweile in sonnenreichen Ländern/Regionen im Peakbreich absolut bzw. fast konkurrenzfähig, selbst gegenüber Gas.
3. Die Überkapazitäten. In 2011 gab es einen PV-Neuzubau von um die 27 GW. Demgegenüber stehen Modulfertigungskapazitäten von um die 60 GW und die Expansion geht ja weiter. Trina Solar und Yingli mit jeweils + 700 MW, der neue große China-Solaris Talesun mit + 700 MW, Renesola + 500 MW und Foxconn wird so ab Juli auf den Markt neu hinzu kommen mit 400 MW. Auch Panasonic, Sunpower, Bosch Solar oder die spanische Isofoton erweitern in diesem Jahr ihre Fertigungskapazitäten. Bei diesem Missverhältnis von Angebot und Nachfrage kann es der ganzen Branche ganz einfach nicht gut gehen. Man kann jetzt auf die Chinesen schimpfen wie man will, aber erstens ist die Situation jetzt schon so und die wird sich auch nicht mehr umkehren lassen und zweitens muss man sich fragen wo stände PV heute, wenn die Chinesen den PV-Markt nicht seit Ende 2009 so aufgemischt hätten. Sehr wahrscheinlich würde die PV-Branche dann immer noch in den Kinderschuhen stecken bei Absatz, Absatzmärkte und Innovationen, die PV-Systempreise würden doppelt so hoch liegen wie heute und Solarworld würde sich freuen über EBIT-Margen von über 20%. Ob das dann der richtige und gute Weg für PV gewesen wäre, lass ich mal dahin gestellt sein.
Dazu gibt es dann noch firmenspezifische Probleme von Solarworld:
1. USA-Geschäft läuft sehr schleppend (Break Even ist in weiter Ferne). Auslastungsquote für das US-Werk bei etwas über 50%. Übrigens hatte Solarworld in 2011 schon die kompletten Fertigungskapazitäten in 2011 in den USA zur Verfügung.
2. Solarworld ist ganz schlecht im Kraftwerksbereich positioniert und das ist halt mal der Bereich der am schnellsten wächst bei Solar.
3. Der Wafervekauf an Kunden wird in 2012 wohl gegen Null gehen und mit den Wafern hat Solarworld in den letzten Jahren richtig gut verdient. Solarworld ist bei Waferpreisen von gerade mal noch 0,34 $/W (vor einem Jahr waren es noch 0,85 $/W) ganz einfach nicht konkurrenzfähig. Großteils weil man teures Polysilizium kaufen muss und weil in Deutschland die Strompreise sehr hoch sind. Hat sich Solarworld auch schon von den Netzentgelden befreien lassen ???
4. Solarworld fehlt mittlerweile der finanzielle Spielraum bei einer Nettoverschuldung von 720 Mio. €.
5. Solarworld kann sich wohl von ihrer bisherigen gefahrenen Premiumstrategie außerhalb Deutschlands verabschieden. Dafür sind die Module mittlerweile zu sehr Allerweltsmassenware.
Nun Vermeer, du siehst es gibt sehr wohl Themen über die disuktiert werden kann. Besser jedenfalls als tagtäglich immer das Gleiche, dass die Konzerne Solar verhindern wollen.
Solar ist nicht mehr aufzuhalten, das steht für mich außer Frage, aber Solar muss sich jezt endlich mal auch andere größere Märkte suchen. Ich denke mal die deutsche Politik bzw. der deutsche Stromzahler hat Solar genug geholfen und ohne die deutsche Politik wäre Solar bei weitem nicht so weit wie heute. Auch das sollte man mal sehen. Solar hätte vom Röttgen schon Mitte 2010 deutlich gekürzt gehört. Ich jedenfalls verdiene mit meiner PV-Anlage sehr gutes Geld und das fast risikolos. Ich habe im letzten Jahre einige geholfen eine PV-Anlage zu bauen bzw. Material zu organsieren und die machen alle gutes Geld mit ihren PV-Anlagen. Ich bin der Meinung, dass zweistellige Renditen für PV-Anlagenbesitzer nicht sein müssen. Ich hätte aber auch nicht die kleinen PV-Anlagen so gekürzt wie es jetzt gemacht wird. Die großen Freiflächanlagen schon, denn es kann ja nun wirklich nicht sein, dass in unserem nicht gerde sonnenverwöhnten Deutschland mittleweile in Drittel des Zubaus aus Freiflächenanlagen kommt. Das ist im letzten Jahr einiges schief gelaufen. Solar ist als dezentrale energieerzeugung klasse, aber nicht bei großen Freiflächanalgen, denn da muss sich Solar mit Wind messen und da hat halt Solar derzeit noch keine Chance. |