Nur die Zeit kann die Wunden der US-Kreditkrise heilen. Leidtragende sind ja weltweit die Käufer des US-Immo-Schrotts. In Deutschland ist u.a. die IKB mit 7,8 Mrd. dabei und, wie gestern durchsickerte, die SachsenLB mit 17 Mrd., außerdem die WestLB, die Kreissparkasse KölnBonn und die Postbank. Zahllose andere, auch Privatpersonen, sind betroffen, etwa die Käufer von Geldmarktfonds, die in Housing-Anleihen investiert hatten. Investmentbanken wie Goldman-Sachs hingegen leiden weniger, da sie den Schund ja beizeiten an Naivlinge wie deutsche Sparkassen und Landesbanken "weitergereicht" und dafür auch noch fette Provisionen eingestrichen hatten.
Dies wird die Wirtschaftsleistung in den jeweiligen Staaten, in denen diese Banken ansässig sind, einige Jahre lang (leicht) senken. Die Verluste werden dadurch sozusagen sozialisiert, während die Gewinne den Bossen von Countrywide (CFC) und anderen Drahtziehern der Subprime-Krise zugute kommen, die rechtzeitig ihre Aktienoptionen ausgeübt hatten (Strafverfahren gegen Mozilo, den CEO von CFC, läuft). Die geniale AAA-Veredelung des Immo-Schrotts wiederum verdanken wir den Rating-Agenturen, die ebenfalls fürstliche Honorare dafür kassierten.
Zu den Sündenböcken zählen am Ende selbst deutsche Steuerzahler, die indirekt für Verluste der KfW (38-%-Eigner der IKB) und der zockenden Landesbanken wie WestLB und SachsenLB aufkommen.
Da die Weltwirtschaft aber langfristig wächst, wird auch den Schultern all dieser Betroffenen die Schieflage allmählich ausgeglichen. Das kann freilich noch zwei bis drei Jahre dauern, bis der letzte säumige US-Hypozahler rausgeklagt und das letzte faule Haus zwangsversteigert ist.
Verstärkt werden die Auswirkungen der US-Immo-Krise durch Sekundäreffekte auf dem Markt für Commercial papers, Corporate Bonds und Anleihen höherer Bonität, die die Geldversorgung und Kreditvergabe weiter erschweren. Sollte die Illiquidität USA in eine Rezession führen und diese auf die Weltwirtschaft übergreifen, könnte sich der Dax in den nächsten zwei bis drei Jahren mMn auch wieder halbieren. Im Extremfall könnten sogar die Tiefstände von 2003 unterboten werden. Denn die ganze Hausse ab 2003 verdanken wir einer unverantwortlichen Tiefzinspolitik von USA bis Japan, deren Folgen nun verspätet ausgebadet werden müssen - sozusagen als verspätetes Echo des Jahr-2000-Knalls.
Die vollen Auftragsbücher der deutschen Maschinenbauer repräsentieren den Stand bis Mitte diesen Jahres, als alle Welt noch in "globaler Hyperliquidität" schwelgte. Wie schnell die Geldschwemme akutem Geldmangel weicht, sehen wir am US-Kredit- und Private-Equity-Markt, der praktisch über Nacht fast zum Erliegen kam. Solche drastischen Umschwünge kann es auch im Investitionsklima geben. Dann werden die vollen Auftragsbücher allein dadurch wieder dünner, dass viele der bestehenden Aufträge storniert werden. |