Da hast Du mMn Einiges falsch verstanden:
1. Eine Bankenkrise ist NIE ein isolierter Event, sondern würgt die gesamte Wirtschaft ab, weil weniger Kredite zur Verfügung stehen. Banken sind die Achillesferse der Wirtschaft. Thesen, es sei nicht so schlimm, weil ja "nur die Banken" betroffen seien, sind schlicht naiv. Ohne Banken läuft gar nichts.
2. Die Bankenkrise entstand nicht, weil aufgescheuchte Kleinanleger in Massen Aktien verkaufen, sondern die Kleinanleger verkaufen in Massen Aktien, weil sie - zu Recht - Angst vor der Bankenkrise haben. Die Kausalkette ist also genau umgekehrt. Deshalb ist die Krise auch nicht gelöst, sobald die Kleinanleger keine Aktien mehr verkaufen.
3. Tatsächliche Ursache der Bankenprobleme sind die Housing-Krise, Abermilliarden ungedeckter Schulden, faule Derivate, der zusammenbrechende Junkbond-Markt, Fehlspekulationen großer Hedgefonds, immer weiter wachsende Risikoscheu, Rückabwicklungen von Carry-Trades, extreme Liquiditätsschwäche und Geldmangel, der der Wirtschaft ihren Schmierstoff entzieht. Ohne Moos nichts los. Es ist anderseits eine naive Illusion zu glauben, in solchen Situationen könnten die Fed oder andere Zentralbanken durch Gelddrucken die Liquiditäts-Engpässe beheben. In der jetzigen Lage sind Zinssenkungen so, als würde ein Arzt einem Mann mit einem Bauchschuss ein Pflaster auf das Einschussloch kleben. Das stillt zwar temporär die Blutung, aber der Mann stirbt trotzdem, weil die Kugel noch in den Eingeweiden steckt. Zinssenkungen treiben bekanntlich die ohnehin schon zu hohe Inflation. Eine Kombination aus hoher Inflation und zu schwachem Wachstum, auch Stagflation genannt, ist Gift für die Wirtschaft und mithin auch für Aktien.
4. Die Kursanstiege am Freitag waren eine Short-Cover-Rallye, die von der Fed - bewusst - durch die Diskontsatzsenkung ausgelöst wurde. Die Fed hat gesehen, dass zu viele Leute, u. a. Du, short waren, und dies ausgenutzt. Bewältigt ist damit freilich noch gar nichts. Das Problem lässt sich durch Zinssenkungen, auch wenn im September eine "richtige" (die des Leitzinses) kommt, nicht lösen. Im Gegenteil: Die jetzigen Probleme sind Spätfolgen von Greenspans Tiefzinspolitik mit 1 % Leitzins von 2003 bis 2004, die die Housing- und sonstige Assetblase überhaupt erst hervorgebracht hat. Dass die allgemeine Assetblase jetzt endlich Luft ablässt, ist sogar ein Segen, denn je größer sie wird, desto schmerzlicher wird ihr Platzen.
5. Dein Spruch "Öffentlichkeit muss informiert werden" treibt einem ja fast Tränen in die Augen. Die Krise spürt jeder Amerikaner, der sein Haus wegen Zahlungsunfähigkeit verliert, hautnah. Dazu muss er nicht erst die Zeitung kaufen, er bekommt die Zwangsversteigerungs-Androhung direkt in den Briefkasten.
Das erinnert mich an einen Psychologen-Witz: Eine Frau kommt in die Praxis und klagt: "Mein Mann schlägt und vergewaltigt mich täglich, gestern hat er meinen Schmuck ins Leihhaus gebracht und das Geld versoffen. Danach ist er volltrunken durch das Treppenhaus gelaufen und hat gebrüllt, dass ich eine Hure wäre. Anschließend hat er unser Mobiliar zertrümmert." Der Psychologe: "Haben Sie mit Ihrem Mann schon einmal darüber gesprochen?"
6. Die Naivität, mit der Du (und andere bei Ariva und sonstwo) die Lage beurteilst und als Nachkaufgelegenheit wertest/wähnst, bestärkt mich in meiner These, dass "der Boden" noch längst nicht erreicht ist.
7. Die Short-Cover-Rallye könnte bis Mittwoch weiter gehen. Werte dies nicht fälschlicherweise als Bestätigung Deiner Thesen. |