BLICKPUNKT/Fehlende Ausblicke auf 2011 trüben gute Berichtssaison 10.11.2010 - 12:22 "Über alle Ebenen hinweg besser als erwartet", zieht Steffen Neumann, Aktienstratege bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) ein Zwischenfazit der Berichtssaison für das dritte Quartal. Gleichzeitig moniert er allerdings, dass sich die Ausblicke der Unternehmen auf das laufende Jahr beschränken. "Analysten und Investoren versuchen aber, ein Gefühl für 2011 zu bekommen. In dieser Hinsicht haben uns die Aussagen also nicht viel weiter gebracht", so Neumann. Allerdings sei die Zurückhaltung angesichts eines von weiter großen Abwärtsrisiken geprägten Umfelds verständlich. "Die Wahrscheinlichkeit, daneben zu liegen, ist hoch." Basis der Auswertung der LBBW sind die Zahlenwerke von 44 Unternehmen aus DAX, MDAX und TecDAX. Und wie bereits die Berichte für die ersten beiden Quartale unter dem Strich die Analystenerwartungen übertroffen haben, sind auch die Zahlen für das abgelaufene Vierteljahr auf einem sehr guten Weg, die Konsensprognosen hinter sich zu lassen. Die klingelnden Kassen der Automobilhersteller sorgen dabei dafür, dass der DAX die Markterwartungen besonders deutlich übertrifft. Dies zeigt sich vor allem in den Anpassungen der Prognosen für die Entwicklung des operativen Gewinns binnen Jahresfrist. Gingen die Beobachter zu Beginn der Berichtssaison davon aus, dass die Unternehmen aus dem Leitindex bei dieser Kennziffer um 16,4% zulegen würden, liegt die gegenwärtige Konsenserwartung bei einem Plus von 31,2%. Etwas niedriger fällt die Anpassung im MDAX aus, hier wurden die Wachstumsprognosen auf 44,5% von 40,4% nach oben geschraubt. Das im Vergleich zum DAX deutlich höhere absolute Niveau erklärt LBBW-Aktienstratege Neumann mit dem spätzyklischen Charakter des Kursbarometers: "Daher sind hier die Basiseffekte derzeit am größten." Für den TecDAX haben die Analysten ihre ursprünglichen Erwartungen hingegen gesenkt. Hier lautet die Konsensprognose nur noch auf plus 91,8% nach zuvor plus 101,8%. Dass gegenwärtig vor allem die Autokonjunktur brummt, zeigt auch der Blick auf die fünf größten absoluten Umsatzüberraschungen. In dieser Hinsicht belegen VW und BMW die Spitzenplätze gefolgt von Bayer, BASF und Lufthansa. Allein auf die beiden Fahrzeughersteller entfällt nach Berechnungen der LBBW dabei eine Umsatzabweichung von 3,1 Mrd EUR. Prozentual betrachtet haben mit Pfeiffer Vacuum und Aixtron hingegen zwei TecDAX-Werte die Nase vorn. Gemessen am Nettogewinn weist VW mit 1,3 Mrd EUR die größte absolute Differenz zur Markterwartung auf gefolgt von Daimler, BASF, Deutsche Bank und Lufthansa. Prozentual haben sich Fraport und Pfeiffer Vacuum besonders gut geschlagen, bei beiden Unternehmen lag diese Kennziffer mehr als 25% über der Konsensprognose. Über alle 44 von der LBBW ausgewerteten Gesellschaften hinweg haben im dritten Quartal 80,0% mehr Umsatz als vom Markt erwartet eingefahren. Im vorangegangenen Vierteljahr waren es 84,8%. Beim operativen Gewinn lautet die Bilanz auf 72,7% (80,2%), beim Nettogewinn auf 64,3% (71,1%). In satten Kursgewinnen manifestieren sich die Zahlen angesichts der vorangegangenen Rally und vor dem Hintergrund der zumeist fehlenden Ausblicke auf das kommende Jahr jedoch nur noch selten. Bei nur noch 36,4% der Unternehmen entwickelten sich die Aktien am Berichtstag besser als der Gesamtmarkt. Im vorangegangenen Quartal waren es noch 48,9%. |