In der Betrachtung von Aktien gibt es mehrere Möglichkeiten "Gutes" vom "Schlechten" zu unterscheiden. Meine beliebteste Zahl für die Erstbetrachtung ist das KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis).
Was bekannt ist: Varta meldete zum Q3 2020 einen Gewinn/Konzernergebnis von 78,314Mio. € bei 630,339Mio. € Umsatz. Insgesamt konnte (Meldung vom 18.02.) 2020 ein Umsatz von 870Mio.€ erzielt werden. Wie hoch der tatsächliche Gewinn 2020 lag, wurde dabei noch nicht prognostiziert. Annahmen: Ich gehe davon aus, dass sich der Gewinn linear zum Umsatz entwickelt hat: Verhältnisgleichung: 78,314Mio/630,339Mio = x/870Mio --> 78,314Mio*870Mio/630,339Mio = x x = (ca.) 108,1Mio. € (Gewinn für 2020) Hinzu kommen ca.17Mio Restrukturierungskosten für die Integration von Varta Consumer in den Konzern.
Ausgehend von dieser Annahme ergeben sich folgende KGV´s (bei 40,42Mio Aktien): Kurs KGV 80€ 29,91 90€ 33,65 100€ 37,39 110€ 41,13 120€ 44,87 130€ 48,61
Somit wäre eine "faire" Bewertung des letzten Jahres wahrscheinlich um die 80€!!! Da die Börse aber immer vorweg nimmt und insbesondere Wachstumsraten von Unternehmen gut honoriert liegt der aktuelle Wert von Varta etwa 10% höher (prognostiziertes Umsatzwachstum von Varta), also bei 90€... Soweit die Zahlen! ABER: ein paar Kleinigkeiten sollten dabei für die Prognose von 2021 noch beachtet werden... 1. Die aktuelle Produktion soll (Mitte des Jahres) durch Verbesserungen (Wickler) von 200Mio. auf 300Mio. Stk. (Microbatteries & Solutions) aufgestockt werden (daher Zuwachs erst in der zweiten Jahreshälfte) 2. Punkt 1 legt nahe, dass die Produktion derzeit sehr gut ausgelastet ist und daher VORERST keine Wachstumsraten von 30-40% erreicht werden... 3. Dass es im Bereich der Microbatterien hohe Nachfrage gibt, zeigt die Entwicklung der 21700 Zelle sowie der Bau der neuen Produktionsstätte. 4. Varta erwartet, die Marge um ca. 4% steigern zu können. 5. Die Restrukturierungskosten werden vermutlich in 2021 nicht oder nur sehr gering anfallen!
Fazit: ausgehend davon, dass Varta den Gewinn von 108,1Mio€ halten kann und zusätzlich - durch Verbesserungen und Größeneffekte - ein Umsatzwachstum von ca. 10% schafft, wird der Gewinn des Unternehmens (auch durch den Wegfall von ca. 17Mio. Restrukturieungskosten) m.M.n. auf ca. 125Mio. € steigen. (KGV 35 bei Kurs von 110€)...
Entscheidend wird für Varta aber eher 2022 und die möglichen Anwendungsbereich der 21700 sein. Hier liegt durchaus die Möglichkeit für Gewinnverdoppler des Unternehmens und letztlich auch die Fantasie von Kursen weit über 200€! Hinzu kommt die Tatsache, dass Europa und insbesondere Deutschland die Batterietechnologie in Zukunft extrem fördern wollen, was für Varta nicht unbedingt die schlechtesten Standortvoraussetzungen bedeutet!
Ich persönlich bin und bleibe LANGFRISTIG (2022+) investiert und nutze Schwächen, um meinen EK132* weiter zu reduzieren. Die Meinung, dass die Shorties für den "Abgang" hier verantwortlich sind, teile ich nicht! Viel mehr sehe ich die Kombination aus dem "independence Day" und der Ankündigung einer Dividende (bei einem Wachstumswert immer ein schlechtes Zeichen, weil dort eigentlich Gewinne zum Aufbau der Produktion/Umsatzsteigerung reinvestiert werden sollten!!!) als die Gründe des Absturzes. Dass der eine oder andere Shortie dort mit im Boot sitzt, möchte ich nicht ausschließen...
Der Beitrag ist NUR meine persönliche Einschätzung und stellt keine Handlungsempfehlung dar! Think before you act!
Viel Glück allen! |