... denn wenn einem nicht passt, was einer schreibt, dann kann man ja gerne dagegen argumentieren, aber warum soll man ihm das Wort verbieten wollen oder ihm etwas unterstellen bzw. in Abrede stellen? Man muss doch weder long noch short investiert sein, um hier seine Meinung vertreten zu dürfen. Es ist ein offenes Forum, das so oder so zur Meinungsbildung beitragen kann, aber ganz sicher kein Beratungstool für Finanzprodukte. Mir persönlich sind "neutrale" Einschätzungen (von Nicht-Investierten) sogar viel lieber, weil deren Sichtweise unvoreingenommen(er) sein dürfte als die derjenigen, die auf steigende oder fallende Kurse gesetzt haben. Ich selbst bin zwar long investiert, aber im Moment fehlt mir absolut die Phantasie, wie die Deutsche Bank ihre nach wie vor intakte Kette von Fehlentscheidungen, falschen bzw. fehlenden Strategien sowie Kommunikationsfehlern in absehbarer Zeit zu überwinden gedenkt!? Ich habe auch hier in den Beiträgen (noch) nichts gefunden, was mich auch nur ansatzweise überzeugt hätte, an einen baldigen Turnaround zu glauben. Die aktuellen Köpfe in der Deutschen Bank haben mit dem Q3-Ergebnis und dann auch noch mit der Aktion in der letzten Woche gezeigt, dass von dieser Seite nichts mehr zu erwarten ist. Das Fünkchen Hoffnung, das die Ernennung von Sewing im April entfacht hatte, wurde gänzlich ausgelöscht: Die Ergebnisse sind nach wie vor katastrophal, die Skandale nach wie vor präsent. Ein weiter fallender Aktienkurs ist absolut gerechtfertigt, selbst wenn dieser inzwischen deutlich weniger als 30% des Buchwerts repräsentiert. Mit der eingeschlagenen Richtung wird sich auch dieser über kurz oder lang eher dem Aktienkurs annähern (als umgekehrt).
Es wird Zeit für eine Vollbremsung, das konsequente Abladen des Balasts und der Rettung dessen, was noch zu retten ist. JP Morgen sollte sich überlegen, mit dem Klimpergeld in der Portokasse die Glastürme in Frankfurt zu übernehmen und dort ordentlich auszumisten. Deutschland bräuchte eigentlich eine starke deutsche Bank, aber die Deutsche Bank kann diese Aufgabe in Zukunft wohl eher nicht mehr erfüllen. Auch in der Politik sollte man sich allmählich mit dem Gedanken anfreunden, dass die zum Teil fehlende Rückendeckung nach der erfolgreichen Bankenrettung sich nun rächt und ein neues Denken erfordert. Das Pampern der deutschen Banken hätte (insbesondere aufgrund der EZB-Maßnahmen) noch eine ganze Zeitlang weiter anhalten müssen. Das Geschäftsmodell der Deutschen Bank hat sich inzwischen scheinbar selbst überholt: Die deutlich weniger verschlafene internationale Konkurrenz hat sich klammheimlich vorbeigeschlichen und sie gibt bereits jetzt einen Takt vor, dem die deutschen Banken nicht einmal im Windschatten folgen können.
Leider fehlt bei den Entscheidern noch immer die Einsicht, wie schlecht die Dinge tatsächlich stehen und dass sie selbst nicht (mehr) die richtigen Leute sind, um den Spieß noch umzukehren. Auch ihre Berater scheinen ihnen (leider) in nichts nachzustehen. Bis diese Einsicht sich durchgesetzt hat, wird der Aktienkurs seine eingeschlagene Richtung wohl noch weiter fortsetzen. Im Grunde genommen erwartet die Deutsche Bank das gleiche Schicksal wie auch Yahoo! vor 2-3 Jahren: Ein bis zuletzt von seiner Kompetenz überzeugtes Management hat den Laden so heftig gegen die Wand gefahren, dass man selbst für die Reste des operativen Geschäfts nur noch 20 US-Cent für $1 einstreichen konnte. Die Parallelen sind schon erstaunlich ... |