Unstrittig ist, daß das Land nach Art. 51 GG einheitlich abstimmen muß. Strittig ist, ob es nun ungültig abgestimmt hat, weil sich die beiden Vertreter nicht daran gehalten haben, oder, ob der 2. Vertreter nur eine Statistenrolle spielt, da der Ministerpräsident die Richtlinienkompetenz habe. Für zweitere Sichtweise (SPD) wird zusätzlich Art. 91 der Brandenburgischen Verfasung ins Feld geführt, wonach der Ministerpräsident das Land nach aussen vertritt.
Meine persönliche Sichtweise tendiert dazu, zu sagen, Brandenburg hat ungültig abgestimmt. Sollte es seitens des GG so gedacht gewesen sein, daß einfach die Stimme des Ministerpräsidenten hier zweifach gewichtet wird, zu was wäre dann der andere "Kaspar" dabei ? - Da ergäbe sich ein gewaltiges Kosteneinsparpotenzial durch Verkleinerung der mitwirkenden Personen im Bundesrat. Das Brandenburgische Landesrecht kann hier m.E. nicht herangezogen werden, weil erstens Bundesrecht Landesrecht bricht und wir uns hier auf Bundesebene befinden, auch wenn es sich um den Bundesrat handelt, und weil zweitens sonst unter Umständen eine unterschiedliche Behandlung der Länder und ihrer Stimmen im Bundesrat resultieren müßte - das kann nicht der Zweck der Übung gewesen sein.
In keinem Fall kann hier der Koalitionsvertrag als Kriterium herangezogen werden, weil der rechtlich keine Bindung erzeugt. Vom Standpunkt der Fairness und des Anstandes war der Bruch der Abmachung durch die SPD wie auch schon damals bei der Rentenabstimmung (Koalition mit der PDS in Meckpom) eine Sauerei.
Ich würde für eine Änderung der Rechtssituation im Bundesrat stimmen, die erstens den strittigen Punkt eindeutig klärt, und die zweitens insbesondere auf die absolute Stimmenmehrheit zugunsten einer relativen verzichtet. Derzeit ist eine Enthaltung mit einer Nein-Stimme gleichzusetzen, weil nur entscheidend ist, ob die nötige Absolutzahl an Ja-Stimmen erreicht wurde. Bei relativer Mehrheit wäre das Instrument der Enthaltung auch real gegeben und würde in so manchem Streit vernünftigen weil gütlichen Lösungen Vorschub leisten.
Schade nur, daß die inhaltliche Seite bei dem Possenspiel, das heute aufgeführt wurde, völlig hinten runtergekippt ist. |