Jetzt musste also der Asbeck wohl oder übel hohe Vorauszahlungen an seine Polysilziumlieferanten (Wacker Chemie und OCI) abschreiben. Das habe ich schon lange erwartet und auch desöfteren hier geschrieben, denn Solarworld hat viel zu große Polyverträge vor Jahren unterschrieben. In Q2 mussten schon mal 81 Mio. € an schon getätigten Polyvorauszahlungen abgeschrieben werden und damit ist das Poly-Risiko noch lange nicht vom Tisch. Es gibt immer noch geleistete Anzahlungen für Polysilizium von 229 Mio. € und das entspricht einem Polyeinkaufsvolumen für die nächsten 7 Jahre von 1,4 Mrd. €. Damit ergibt sich weiteres Abschreibungspotential nur bei Polysilizium zwischen 67 und 103 Mio. €. Was der Asbeck da gemacht hat, war schon sehr sehr fahrlässig. Man kann es auch ganz gestrost als Schachsinn deuten. Wäre Asbeck nicht der Solarworld-Chef und Solarworld-Großaktionär, dann wäre er vom Aufsichtsrat längst entlassen worden.
Der Q2-Umsatz war schwach, sehr schwach und da gibt es auch kein Drumherum und Schönreden mehr. Solarworld hat in Q2 gerade mal den gleichen Umsatz erzielt wie in Q1. Aleo Solar konnte den Q2-Umsatz gegenüber Q1 um 26% und Centrosolar um 22% steigern. Der US-Absatz ist nach wie vor schwach mit 35,7 MW in Q2 gewesen und damit in etwa gleichauf mit dem von Q1 (35,3 MW). Solarworld machte in den USA einen Q2-Umsatz von 44,8 Mio. $ (36,3 Mio. €). Zum Vergleich: Sunpower erzielte in den USA einen Q2-Umsatz von 447 Mio. $. Also das Zehnfache von Solarworld !!! Dafür ist der Absatz in den EU-Ländern in Q2 kräftig von 25 MW auf 61 MW gestiegen was komplett auf den italienischen Markt zurückzuführen ist. Ohne den sehr straken italienischen Markt wäre der Q2-Umsatz gegenüber Q1 sogar deutlich rückläufig gewesen. In Asien hat zwar Solarworld in Q2 deutlich mehr verkauft wie in Q1, da waren es ja nur 4,4 MW, aber 13,6 MW in Q2 sind nicht gerade allzu viel (Q2 2011: 21,6 MW). Sunpower hat z.B. in Q2 27 MW verkauft !!
Durch die ganzen Abschreibungen (Polysilizium 81 Mio. €/Lagerabschreibungen: 34 Mio. €/Abschreibungen auf Forderungen: 8 Mio. €) ist natürlich das Q2-Gewinnergebnis erheblich verzerrt durch diese negativen Sondereffekte. Jedoch würde ohne diese Sondereffekte immer noch ein negatives EBIT von satten 47 Mio. € raus kommen und das lässt wirklich nicht allzu viel Gutes erahnen für die nächsten Quartale. Materialaufwandsquote liegt bereinigt, also nach Abzug der Wertberichtungen von 33,5 Mio. €, bei 77% (Q2 2011 bei nur 68%) und Personalaufwandsquote bei 21 % (Q2 2011: 12%). Wer rechnen kann der sieht, dass Solarworld Dumping betreibt und zwar gar nicht so wenig !!! Wenigstens hat Solarworld in Q2 nicht ganz so viel Cash verbrannt wie das miserable EBIT-Ergebnis erahnen lässt. So gab es in Q2 nur einen negativen Cash Flow aus laufender Geschäftstätigkeit von 15,3 Mio. € (Q1: 11,5 Mio. €). Dass der Cash Flow in Q2 nicht so negativ war liegt großteils daran, dass die Vorräte gegenüber Q1 um wertbereinigte (Q1:397,7 Mio. € - 33,5 Mio. € - Lagerbestandsabschreibungen in Q2) 40,7 Mio. € zurückging. Im 1.Halbjahr gab es einen negativen Free Cash Flow von 36 Mio. €, der noch ein wenig geschönt wurde durch eine Steuerrückerstattung in Q2 von 15 Mio. € (Q2 Free Cash Flow: - 7 Mio. €).
Das Q2-Ergebnis ist schlicht und schweige eine reine Katastrophe in allen Belangen ohne Ausnahme und langsam muss der Asbeck die Hosen runter lassen wie man sieht. Das hat man bei den Abschreibungen auf Polysiliziumanzahlungen jetzt super gesehen, die eigentlich schon lange hätten vorgenommen werden müssen, und dass explizit erwähnt wird, dass ein weiteres Abschreibungsrisiko bei den abgeschlossenen Polysilziumverträgen zwischen 67 und 103 Mio. € besteht. Dazu kommt ja noch, dass sich Solarworld mit einem Gläubiger mit Darlehensforderungen von 75 Mio. € in Verhandlungen befindet. Wenn ich der Gläubiger wäre, dann würde ich das Geld sofort haben wollen, solange Solarworld überhaupt noch Cash hat.
Ohne Kapitalmaßnahmen wird es hier wohl nicht mehr lange gehen können. Wobei aber der Verkauf der von Solarparc gebauten Solarkraftwerke etwa 50 Mio. € an Cash rein bringen wird in Q3 bzw. Q4. Klar ist nach dem miserablen Q2-Ergebnis auch, dass Solarworld alle Covenantsregelungen gnadenlos gerissen hat. Das heißt im Umkehrschluss, dass der Asbeck nicht mehr das Heft des Handelns in der Hand hat. Jetzt sagen die Banken bzw. die Gläubiger wo es und wie es lang geht und mich würde es nicht wundern, wenn der Asbeck in ein paar Monaten nicht mehr Solarworld-Vorstand wäre.
Was mich aber sehr stutzig macht sind die ausgewiesenen kurzfristigen Finanzverbindlichkeiten von 555,7 Mio. €. (Q1: 88,4 Mio. €). |