Naja tommi, das hat Bosch vor ein paar Monaten mal gesagt, dass man Ende des Jahres auch die Solarsparte wie auch andere Sparten (z.B. Großbatterien) auf den Prüfstand stellen wird. Stoni interpretiert manchmal gerne zuviel in etwas herein. Auch über Rexroth macht sich Bosch derzeit Gedanken und verlagert deren Produktion peu a peu nach Ungarn.
Kann mir nicht vorstellen, dass Bosch aus Solar aussteigt. Die haben ja mittlerweile fast 2 Mrd. € in die Solarsparte seit 2009 gesteckt und dürften inkl. Aleo rd. 3.000 Mitarbeiter in ihrer Solarsparte haben. In ihrem thüringischen Solarstandort Arnstadt hat ja Bosch erst 2010/2011 rd. 300 Mio. € investiert (Entwicklung, Ausbau der Zellfertigungskapazitäten, Ausbau der CIS-Dünnschichtsparte CIS). Vor zwei Monaten gab es das Ramp Up in einer weiteren Bosch-Modulproduktion (150 MW) im französischen Vénissieux (Kostenpunkt etwa 20 Mio. €).
Jedoch gehe ich mal davon aus, dass Bosch einige ältere Pläne der Solarsparte auf die lange Bank schieben wird. Der Bau der Malyasia-Produktion ist ja zunächst mal schon verschoben worden und ich könnte mir ganz gut vorstellen, dass Bosch sich zumindest aus der a-Si Dünnschicht komplett verabschieden wird und eventuell auch ihre derzeit noch kleine CIS-Dünnschichtsparte einstampft.
Bosch hat sicher genug Geld die Solarsparte noch 2, 3 Jahre durch zu schleppen. Das war bei Schott anders, denn da scheint es so auszusehen, dass ihre defizitäre Solarsparte den ganzen Konzern ins schlingern bringen konnte. So war bei Schott der Ausstieg eigentlich ein Muss um nicht den ganzen Konzern zu gefährden. Deshalb kann man nicht von der Schott-Entscheidung ableiten, dass Bosch aus Solar rausgeht.
Das Problem von Bosch wie auch von Solarworld ist die Zellproduktion (Zellfertigungskapazitäten von 700 MW bei Bosch), denn da ist man ganz einfach gegen die Chinesen preislich unterlegen und technologisch hat Bosch und Solarworld nicht mehr zu bieten wie die Chinesen. Sollten in der EU wirklich Zölle gegen die Chinesen eingeführt werden, dann sollte sich diese Situation deutlich zum besseren wenden, denn so viele Zellfertigungskapazitäten außerhalb Chinas gibt es nicht um die europäischen und amerikanischen Märkte mit Zellen zu versorgen.
Sollte es drastische Zölle geben für die Chinesen in der EU, dann wird es zu einem Zellengpass in der westlichen Welt kommen und das hätte unweigerlich zur Folge, dass schlagartig vertikal integrierte PV-Unternehmen wie Solarworld im Vorteil sind gegenüber den reinen Modulbauer wie Conergy oder Centrosolar.
Hier mal die Zellfertigungskapazitäten außerhalb Chinas ohne Dünnschicht:
Deutschland: 1,5 GW (Bosch 700 MW, Solarworld 300 MW, Q-Cells 250 MW, ..) Rest Europa: 0,8 GW (Isofoton 200 MW, Photovoltec 150 MW, Solland 120 MW, ..) USA: 0,7 GW (Solarworld 500 MW, Suniva 170 MW) Taiwan: 5,5 GW (Gintech 1.500 MW, Neo Solar 1.300 MW, Motech 1.200 MW, ...) Japan: 2,6 GW (Sharp 1.000 MW, Kyochera 800 MW, Panasonic 560 MW, ...) Südkorea: 1,8 GW (Hyundai 600 MW, Shinsung 350 MW, LG 300 MW, ...) Malaysia: 1,6 GW (Q-Cells 600 MW, Sunpower 600 MW, Panasonic 380 MW, ...) Rest: 1,6 GW (REC 700 MW, Sunpower 400 MW, Indosolar 160 MW, ....)
Es gibt somit rd. 16,2 GW an Zellfertigungskapazitäten ohne Dünschicht außerhalb Chinas, jedoch sind da auch recht alte Zellfertigungslinien (2009) mit dabei, und sollten Zölle in der EU kommen, dann wird es zu Engpässen bei nicht zu verzollenden Zellen kommen und damit würden die Zellpreise zwangsläufig wieder steigen. Ob das für die Solarbranche insgesamt gut ist sei mal dahin gestellt, aber Solarworld und Bosch würde das extrem helfen. Wobei aber die Zölle schon über 15% liegen müssten.
Lange Rede kurzer Sinn, man muss jetzt wirklich erstmal abwarten bis die EU zu den Zöllen etwas sagt und das sollte Mitte September der Fall sein und dann könnten die Karten komplett neu gemischt werden. Das U.S. Commerce Department wird schon am 10.Oktober die endgültige Festlegung der Anti-Dumoingzölle in den USA bekannt geben und da ist davon auszugehen, dass die sogar etwas höher ausfallen werden wie bis jetzt festgelegt wurde. Obama hat diese Entscheidung wohl vorgezogen um sie für seinen Wahlkampf auszunutzen. |