Raymond: OK. Du stellst es jedoch so dar, als gäbe es hier einen gut laufenden Laden und dann kommt Trier und nimmt ihn in Selbstbedienungsmentalität aus. Das verdreht in meinen Augen die Tatsachen, denn Herr Trier hat Softing erst zu dem gemacht, was es heute ist.
Zu dem Golden Parachute: ja, den gibt es. Aus dem gleichen Grund hat Trier auch einen so hohen Anteil am Unternehmen. Meinem Verständnis nach waren beide Maßnahmen nicht zuletzt darauf ausgerichtet, eine Übernahme zu erschweren.
Solche Maßnahmen sind immer etwas zweischneidig, weil klar ist, dass der Vorstand immer gewinnt--die Aktionäre aber nicht unbedingt. Problematisch sind solche Konstellationen bei anderen Unternehmen in der Vergangenheit gerade dann gewesen, wenn eine Übernahme eigentlich großen Wert für die Aktionäre geschaffen hätte, der Vorstand aber durch diese Maßnahmen weiter das Unternehmen wie ein König den Hofstaat führen konnte. Aktionäre verlieren in solchen Konstellationen dann so oder so: entweder die sinnvolle Übernahme wird abgewendet (zum Schaden des Unternehmenswertes) oder sie findet statt, allerdings um den Preis hoher Abfindungen und unter den Umständen, die Poison Pills nun mal mit sich bringen.
Allerdings sehe ich diese Konstellation bei Softing so nicht. Man sollte nicht vergessen, dass die hervorragende Unternehmensentwicklung hier ganz überwiegend auf Herrn Trier zurückzuführen ist. Dass Herr Trier dies mit großem persönlichen Engagement über die Jahre so gut umsetzen konnte, hat nicht zuletzt damit zu tun, dass die Strukturen bei Softing ihm ein ungestörtes Arbeiten und Entwickeln des Unternehmens erlauben. Ich denke man muss konstatieren, dass die Machtfülle (gestützt durch den privaten Anteilsbesitz und die Poison Pills/Golden Parachutes) letztlich klar zum Wohl der Aktionäre war.
Ich sehe daher die Punkte, die Du aufwirfst in einem deutlich positiveren Licht. Allerdings stimme ich Dir zu, dass vergangener Erfolg nicht zu allem berechtigt, was einem persönlich gerade passt. Vor dem Hintergrund, dass Herr Trier ja auch massiv selbst am Unternehmensgewinn durch seinen Aktienbesitz profitiert, erschiene es mir daher angemessen, dass bei einer Neuverhandlung der Vorstandsgehälter die Relation zwischen Gehalt und Unternehmensgewinn wieder auf ein übliches Maß gebracht wird. Herr Trier sollte es sich aufgrund seiner signifikanten eigenen Beteiligung am Unternehmen da halt auch leisten können, beim Gehalt alle Zweifel auszuschließen. Man sollte ja nun auch vermuten, dass Herr Trier finanziell aus dem gröbsten raus ist.
Ein positives Beispiel bei diesem Thema ist sicherlich Warren Buffett, der relativ früh entschlossen hat, sein Geld mit Berkshire aus dem Anteilsbesitz zu machen und jegliche Diskussion über die Angemessenheit seines Gehalts durch eine Fixvergütung von 100,000 $ im Keim zu ersticken.
Siehe z.B. die jüngste Diskussion hier aus einem Bloomberg Artikel (Quelle: http://www.bloomberg.com/news/articles/2015-03-13/...-100-000-salary)
Buffett, 84, stuck with a $100,000 salary in 2014, as he has for decades, his Omaha, Nebraska-based company said in a regulatory filing Friday. On Feb. 28, in his annual letter, he said the next CEO needs to avoid being greedy.
He cant help but earn money far in excess of any possible need for it, wrote Buffett, who is also chairman. But its important that neither ego nor avarice motivate him to reach for pay matching his most lavishly compensated peers, even if his achievements far exceed theirs. |