heuchlerisch ist
"Als Reaktion auf den Terror der Hamas wird die israelische Armee schon bald auf Offensive umschalten. Kritiker warnen nun, Israel wende unangemessene Gewalt an. Dabei gibt es kaum ein anderes Land der Welt, das mit solcher Sorgfalt zivile Opfer zu vermeiden versucht."
"Es hat vier Tage gedauert, bis Israel die Kontrolle über die Grenze zum Gaza-Streifen zurückerobert hat nach dem Überraschungsangriff der Hamas, deren Schlächter wahllos israelische Zivilisten töteten. Nach derzeitigem Stand kamen mehr als 900 Israelis dabei um. Nach der Sicherung des eigenen Territoriums wird Israels Armee in Gaza nun auf Offensive umschalten, die Luftangriffe zur Zerstörung des militärischen Potenzials der Hamas laufen bereits.
Es ist unvermeidlich, dass es bei den israelischen Militäraktionen auch zu zivilen Opfern unter den Palästinensern kommt, weil die Hamas sich in Wohngebieten verschanzt und die eigene Bevölkerung als Schutzschild missbraucht. In früheren Konflikten haben propalästinensische Aktivisten und führende, zunehmend antiisraelische Menschenrechtsorganisationen versucht, den Eindruck zu erwecken, als wende Israel unangemessene Gewalt an und bringe Zivilisten unnötig in Gefahr.
Diese Vorwürfe halten einer Überprüfung nicht stand. Angesichts der Tatsache, dass die Hamas aus dicht besiedelten Wohngebieten heraus operiert, sich auch in Schulen, Krankenhäusern und Moscheen verschanzt und sogar Krankenwagen zum Transport von Kämpfern benutzt, war die Zahl ziviler Oper unter den Palästinensern in der Vergangenheit vergleichsweise gering.
Es gibt jedenfalls kaum ein anderes Land der Welt, das in der Vergangenheit solche Sorgfalt aufgewendet hat, zivile Opfer unter der feindlichen Bevölkerung zu vermeiden, wie Israel. Etwa indem Bewohner von Häusern, in denen sich die Hamas verschanzt hatte, vor einem Angriff per SMS oder „Dachklopfen“ (Beschießen des Dachs mit Granate ohne Sprengkopf) zum Verlassen des Gebäudes aufgerufen wurden.
Was nicht bedeutet, dass Israel nicht auch Fehler macht, die angesichts einer stets unsicheren Informationslage im Druckkessel des Krieges zwangsläufig passieren und tragische Folgen haben können. Aber jeder, der sich in den kommenden Tagen mit dem Konflikt beschäftigt, sollte sich auch bewusst sein, dass die Todeszahlen, die die Hamas-Regierung meldet, nicht verlässlich sind – und viele getötete Hamas-Kämpfer in deren Statistik als „Zivilisten“ auftauchen.
Tatsächlich könnte der moralische Unterschied zwischen der Art, wie Israel kämpft, und dem Vorgehen der Hamas größer nicht sein. Man könnte diese Differenz so zusammenfassen: Die Hamas würde jederzeit einen Genozid am israelischen Volk verüben, hat aber nicht die Mittel dazu, während Israel die Mittel hätte, das palästinensische Volk auszulöschen, sich aber zu Recht an moralische Normen gebunden fühlt, die das nicht zulassen.
Niemand weiß das besser als die Hamas, obwohl deren Propagandisten stets versuchen, Israel auf dieselbe moralische Stufe zu stellen, auf der die Terrororganisation steht. Die Terroristen agieren im Bewusstsein, dass sie Israel angreifen können, ohne dass das wirklich katastrophale Auswirkungen für das eigene Volk haben wird. Die Zurückhaltung Israels wird quasi eingepreist.
Wie automatisch die Erwartungshaltung eingenommen wird, dass Israel sich angesichts bestialischer Gewalt des Feindes dennoch irgendwie „nobel“ zu verhalten habe, zeigt sich nun in der Empörung, dass Israel keinen Strom, Wasser oder Lebensmittel mehr nach Gaza hinein lässt. Warum jedoch sollte Israel eine Bevölkerung alimentieren, die Pogrome an Juden feiert und die Leichen von israelischen Zivilisten jubelnd durch die Straßen schleift?
In 15 Jahren Gewaltherrschaft war es der Hamas wichtiger, Geld für Raketen und andere Waffen auszugeben, als sich um die zivile Infrastruktur Gazas zu kümmern. Es gibt keinen Grund, warum Israel das Wohlergehen der palästinensischen Bevölkerung in Gaza mehr am Herzen liegen sollte als deren eigener Regierung.
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