Internet der Dinge, große Unternehmen, Rockwell, Siemens, General Elektric und mitten drin Softing :-)
In einem großen Markt tun sich Nischen für kleinere Spieler auf. Die mittelständische Softing etwa entwickelt Programme, die den Austausch von Daten beispielsweise zwischen Sensoren oder Steuerungen in der Autoelektronik ermöglichen. Die Münchner bieten zudem Produkte für die Kommunikation in Industrieanlagen. Softing hat sich eine starke Marktposition erarbeitet, auch durch Akquisitionen. Ende Mai gelang ein besonders wichtiger Deal mit der US-Firma Online Development, der Softing Zugang zu Großkunden in den USA verschafft. "Das ist der wichtigste Kooperationspartner von Rockwell Automation", sagt Vorstand Wolfgang Trier.
Rockwell wiederum ist einer der weltweit größten Anbieter von Automatisierungstechnik. Die Amerikaner stellen bereits ganze Fabriken per Sensor- und Computertechnik ins Netz. Etwa ein Zehntel der Prozesse in der Industrie sei derzeit online, veranschlagt Rockwell, das Potenzial riesig: "Von geschätzten 14 Billionen Dollar Umsatzvolumen, die im Internet der Dinge stecken, werden etwa vier Billionen in der verarbeitenden Industrie anfallen", sagt Vorstandschef Keith Nosbusch. Das ist wohl - typisch amerikanisch - sehr optimistisch. Um den unbestreitbar großen Kuchen streitet sich Rockwell auch mit US-Wettbewerber General Electric - oder mit Siemens.
Die Deutschen haben eigens ein Vorzeigewerk errichtet, um Kunden zu demonstrieren, was komplette Vernetzung und Kontrolle in der Fertigung so bringen. In der "Digitalen Fabrik" im bayerischen Amberg, in der Siemens hauseigene Elektronikteile herstellt, sprechen die Produkte mit den Anlagen, die sie herstellen. Live, den ganzen Tag, sammeln etwa 1.000 Scanner im Schnitt 50 Millionen Informationen ein, um Fehler rigoros auszumerzen. Zwölf von einer Million Arbeitsschritte sind fehlerbehaftet - wenn gut ausgebildete Menschen arbeiten, ist die Quote mindestens 40-mal so hoch.
Effizienz kann auch ästhetisch sein: Siemens-Forscher bringen ganze Windparks auf hoher See zum Tanzen, um mehr Strom zu erzeugen. Spezielle Programme lernen aus einem Wust von Sensorinformationen: Moderne Windräder erfassen rund 300 Parameter wie Windstärke, Strömung oder Rotorgeschwindigkeit. Die Daten werden in die Software gespeist, die ähnlich einem Gehirn arbeitet - "neuronales Netz" nennt sich der Ansatz.
"Das funktioniert im Prinzip wie bei einem Kleinkind, das laufen lernt. Es setzt immer wieder den Fuß auf, bis der erste Schritt gelingt", erklärt Heuring. Im Modell bewegen sich die Turbinen wie ein Ballett: Rotoren aus den hinteren Reihen richten sich so aus, dass sie die Luftwirbel der Turbinen vor ihnen optimal ausnutzen. "Ein Parkbetreiber spart sich damit schon mal eine Turbine", sagt Heuring. Noch ist das aufwendige System jedoch nicht marktreif.
Ist das auch sicher? Komplexität ist aber nicht die einzige Hürde der Digitalisierung. Wer garantiert etwa, dass Daten tatsächlich von den Maschinen stammen, denen man sie zuschreibt? Wie lässt sich Datenklau oder Sabotage im Internet der Dinge vermeiden?
Georg Sigl vom Institut Fraunhofer AISEC kümmert sich um die Datensicherheit. Der Professor hat eine gute Nachricht für die Pioniere der Industrie 4.0: "Wir kennen schon Verfahren, mit denen sich einzelne Chips sicher identifizieren lassen." Die Details sind - wie immer - knifflig. Nur so viel: Einzelne Bits in Chips lassen sich wie die Linien eines Fingerabdrucks zu einem einmaligen Bild zusammenfügen. "Es gibt bereits Versuche, die Technik zu vermarkten", sagt Sigl. Datensicherheit - das dürfte der nächste Goldschatz im Internet der Dinge sein.
Investor-Info
Softing Nische besetzt Die Münchner haben sich in ihrer Nische bewährt: Ihre Produkte ermöglichen den Datenaustausch zwischen elektronischen Steuergeräten, Sensoren, Temperaturmessern und anderen elektronischen Geräten innerhalb von Netzwerken. Kunden kommen aus der Automobilbranche und der Industrie. Das Unternehmen steigerte den Umsatz seit 2010 um gut 60 Prozent, den Gewinn um über 250 Prozent. Analysten rechnen für die nächsten zwei Jahren mit einem zweistelligen Gewinnplus. Spekulativ.
Die Digitalisierung ist der wichtigste Trend in der Industrie: Maschinen tauschen sich aus und lernen selbstständig. Welche Unternehmen mit der Flut der Bits und Bytes am cleversten umgehen. 06.08.2014 |