Lasst doch den Sven, der ist halt mal ein sehr großer Optimist. Wissen wir ja an seinen ganzen Posts. Ist aber auch nicht schlimm. Wobei ein neuer Großauftrag aus Thailand dem Kurs wohl auch nicht groß weiter helfen wird. Haben wir ja im Februar gesehen als Conergy aus Thailand drei Aufträge über jeweils 10,5 MW erhalten hat. Nicht mal diese 31,5 MW haben dem Kurs großartig tangiert. Übrigens war svens letzter HV-Bericht sehr ähnlich gestaltet.
Interessanter wäre es gewesen was Conergy zu berichten hat über eventuelle US-Projektaufträge (sind ja im Mai anlässlich der Q1-Zahlen angekündigt gewesen), wie man die Untrnehmensbilanz wieder auf die Reihe bringen will (Cash wie und von wem), wie man die in 2 Jahren auslaufende Kreditlinie refinanzieren will oder wie die Strategie bei den OEM-Modulen aus China aussieht, denn der Conergy-Absatz an OEM-Modulen wurde in Q1 deutlich größer und das wird Conergy Probleme bereiten, wenn es in der EU zu Zöllen von über 40% kommen sollte. Das hätte ich z.B. auf der Conergy-HV gefragt und mich nicht wegen ein paar Aktionären echauffiert. Aber wie es bei einer HV halt so ist, es gibt sehr viel bla bla bzw. Wischi Waschi und nichts konkretes.
Bin ohnehin sehr gespannt wie die Q2-Zahlen aussehen werden. Conergy meldet ja fast jeden Auftrag, auch wenn er noch so klein ist, aber in Q2 gab es kaum größere Auftragsmeldungen. In Q1 hatte Conergy immerhin rd. 30 MW an Projekten bilanziert (21 MW Thailand/rd. 5 MW aus Spanien/2 MW aus Rumänien/2 MW aus Griechenland) und dazu gab es noch einen großen Liefervertrag über 15 MW für vier britische Solarkraftwerke mit einer Gesamtleistung von 15,3 MW. In Q2 gab es nur größere Projektmeldungen (> 1 MW) aus England über 4,5 MW, Rumänien mit 2 MW und Spanien mit 1,2 MW. Selbst wenn Conergy in Q2 in Thailand ein Solarkraftwerk mit 10 MW fertiggestellt haben sollte, dann werden in Q2 deutlich weniger Projekt/Großaufträge raus kommen wie in Q1. In diesem Bereich fehlen in Q2 gg. Q1 so 15 MW bzw. etwa 15 Mio. € an Umsatz. Wenn Conergy unter diesen Voraussetzungen den Q1-Umsatz mit 122 Mio. € deutlich übertreffen würde, dann würde mich das schon richtig erstaunen. Zumal ja Conergy ihren Hauptumsatz in Europa generiert (in Q1 78 Mio. € bzw. 64% vom Umsatz) und der europäische Solarmarkt wird in diesem Jahr deutlich schwächer sein wie im Vorjahr. Außerdem wird sich der griechische, der italienische und der britische Solarmarkt in Q2 gegenüber Q1 mehr oder weniger deutlich abschwächen. Immerhin waren Italien und Griechenland mit einem Q1-Umsatz von jeweils 11 Mio. € die drittgrößten Q1-Einzelmärkte hinter Thailand (wegen den zwei Projektaufträgen über 21 MW = ca. 22 Mio. €) und Deutschland. Mal sehen ob Conergy diese zu erwartende Umsaztrückgänge in Europa mit Deutschland, Frankreich, Spanien und den Niederlanden kompensieren kann. Das US-Geschäft sollte in Q2 auch noch an Fahrt gewinnen, denn der Q1-Umsatz mit 6,8 Mio. € (nur 7% vom Q1-Umsatz) war dann doch enttäuschend.
Jedenfalls muss Conergy im 2.Halbjahr noch etliche Schippen drauflegen um das anvisierte Umsatzziel von 700 bis 800 Mio. € erreichen zu können. Ein Halbjahresumsatz von 250 bis 270 Mio. € halte ich für realistisch (Q1: 122 Mio. €), aber dann fehlen immer noch 430 bis 530 Mio. € !!
Eigentlich braucht man bei Conergy nicht großartig über Aufträge oder Umsätze zu reden, jeder wo nur einen blassen Schimmer von Betriebswirtschaft hat und eine Bilanz lesen und deuten kann, der weiß dass Conergy mit dieser Unternehmensbilanz so nicht allzu lange weiter wursteln kann.
Wobei ich schon auch der Meinung bin, dass Conergy nur dann überleben kann, wenn man es schafft zu einem großen Projektierer zu werden. Aber auch dafür braucht man Geld und das hat halt Conergy nun mal überhaupt nicht. Conergy wird eine neue Geldspritze brauchen, aber nicht nur 4,5 Mio. € wie aus dieser etwas merkwürdigen Wandelanleihe. Da müssen schon ganz andere Summen her wie die aktuellen Beispiele First Solar (rd. 400 Mio. $) oder Sunpower (300 Mio. $) zeigen. Es glaubt doch wohl keiner ernsthaft, dass wenn sich die großen der Branche mit Kapital richtig eindecken, Conergy ohne frisches Kapital auskommen kann. Die Auswirkungen für die Conergy-Aktionäre kann sich ja jeder selbst denken.
Mich würde die Strategie vom Comberg wirklich interessieren, denn Conergy hat z.B. seit über 2 Jahren kein neues Modul mehr auf den Markt gebracht. Das ist für die Solarbranche schon mehr als ungewöhnlich und das muss meiner Meinung einen Hintergrund haben oder hat Conergy schlicht und einfach nicht den Cash dazu ein neues Modul zu entwickeln und danach die Produktion umzustellen.
Auf der anderen Seite ist die eigene Modulproduktion eh nicht mehr so wichtig, denn in Q1 sind von den 128 MW ausgelieferten Modulen meiner Schätzung nach nicht mal mehr 50% aus der Frankfurter Produktion. Die hat ja nur eine Jahrefertigungskapazität von 250 MW bei Vollauslastung (24 Stunden/7 Tage die Woche). Meiner Schätzung nach sind rd. 80 MW der 128 MW von Q1 nicht aus der Frankfurter Produktion. Großteils sind es wohl OEM-Module aus China und ich tippe mal ganz schwer von Yingli seit der MEMC-Wafervertrag aufgelöst wurde. Die USA-Module stammen von der taiwanesische AOU Solar, die in Malaysien zusammen mit Sunpower Zell produziert und in Tschechien sie zu Module verbaut. Kein Wunder, dass Conergy gegen die EU-Dumpingzölle ist.
Es scheint so zu sein, dass Conergy sich mehr und mehr in Richtung einer IBC Solar bewegt. Keine eigene Produktion mehr, sondern nur komplett zugekaufte Fertigteile vom Modul, über Montagegestelle bis hin zu Wechselrichter und Batterien. So macht das auch z.B. auch juwi, die im Solarbreich deutlich größer sind wie Conergy. |