Wie letztendlich der Debt Equity Deal bei Solarworld aussehen wird weiß ja keiner, aber so wie es derzeit durch alle Medien geht sollen die rd. 1 Mrd. an Finanzverbindlichkeiten von Solarworld durch den Debt Equity Deal auf 0,3 bis 0,4 Mrd. reduziert werden. Mit den Schuldscheininhaber und den Banken gibt es offenbar schon diese Einigung und die Anleihengläubiger müssen dann über "ihre" Anleihen in einer Gläubigerversammlung abstimmen.
Rechnet man jetzt noch die vorhandenen Liquidität von Solarworld dazu mit etwas über 200 Mio. und dann noch den Cash den die Kataris für eine, sagen wir mal 20%igen Solarworldbeteiligung bezahlen (schätzungsweise 50 bis 80 Mio. ), dann wäre Solarworld fast schuldenfrei.
Wie sich dann Solarworld aufstellt ist dann eine andere Frage, aber die Kataris wollen ja ohnehin eine eigene Wafer- und Zellproduktion hochziehen in ihrem Land und dafür brauchen sie als Technologiepartner ein vertikal integriertes Unternehmen (Forschung und Entwicklung, Fertigungsprozesse, Patente). Das wird dann Solarworld sein und schon hat Solarworld ein zusätzliche Einnahmenquelle. Die Polysiliziumproduktion in Katar, wo ja Solarworld einen 29%igen Anteil hält, soll ja im nächsten Jahr das Ramp Up erfolgen.
Jetzt muss man schauen wie dieser geplante Debt Equity Deal wirklich aussehen soll und wie er letztendlich umgesetzt wird. Mit den Kataris hätte dann Solarworld sicher den notwenigen finanziellen Background um endlich groß ins Projektgeschäft einzusteigen, denn derzeit kann man nur mit selbst umgesetzten Projekten richtig Geld mit Solar verdienen wie man super an First Solar und auch teilweise bei Sunpower sieht. So wie Conergy das Projektgeschäft betreibt und eigentlich nur im Auftrag baut ohne eigene Projektvorentwicklung (Landsicherung, Genehmigung, Stromabanhmeverträge, Finanzierung) kann man kaum noch Geld mit Solar verdienen. Sieht man ja schön heute beispielsweise an Phoenix Solar. Die haben heute einen Auftrag über 36 MW aus Thailand gemeldet und obwohl Phoenix Solar an der Börse nur mit 9,5 Mio. bewertet wird, geht die Phoenix-Aktie heute trotzdem runter.
Bei einem Kurs von 0,20 bis 0,25 wird Solarworld für mich ein sehr interessantes Solarinvestment. Eine Sunpower, die den französischen Ölkonzern Total im Rücken hat, wird an der Börse mit 1,4 Mrd. bewertet. So viel wird Solarworld nach dem Debt Equity Deal sicher nicht wert sein, aber mit einer sauberen Bilanz (Eigenkapitalquote > 40%, Nettofinanzaverchukldung < 150 Mio. ) inkl. keine langfristigen Polysiliziumverträgen, könnte eine Solarworld durchaus mit so 400 bis 500 Mio. bewertet werden. Würden dann noch Zölle auf Chinazellen kommen, dann wäre das ein richtiggehender Befreiungschlag für Solarworld, denn außerhalb Chinas gibt es ja nur so rd. 17 GW an Zellfertigungskapazitäten (davon etwa 4 GW von vertikal integrierten Unternehmen wie Solarworld, Sunpower, REC, Panasonic). Damit gibt es für alle anderen nur etwa 13 GW an Zellen ohne dass man Zollgebühren in den USA und der EU und bald wohl auch Indien berappen zu müssen. Dann würden die Zellpreise z.B. der Taiwansen wie Motech, Gintech oder Neosolar rasch steigen (>10% meiner Einschätzung nach), zumal ja die taiwanesischen Zellbauer derzeit so gut wie voll ausgelastet sind, da zu einem der japanische Solarmarkt boomt ohne Ende und zum anderen die China-Solaris für ihre US-Module die Zellen in Taiwan einkaufen. Für Solarworld wären Zölle auf Chinazellen ein absoluter Befreiungsschalg, denn kommen diese Zölle, dann wird Ruck Zuck die Solarworld-Zellproduktion mit einer Fertigungskapazität von 750 MW wieder rentabel werden und die Karten würden völlig neu gemischt werden.
Die nächsten Monate werden richtig spannend werden in der Solarbranche, vor allem ob es den Branchen Turn Around wirklich noch in diesem Jahr geben sollte. Es deutet einiges daraufhin dass es so sein wird, aber bei Solar weiß man nie. |