Celesio-Aktie macht keinen gesunden Eindruck Regelrecht geschockt haben die Anleger auf eine Gewinnwarnung von Celesio reagiert. Ein massiver Tagesverlust lässt die Aktie des Pharmagroßhändlers auf den tiefsten Stand seit 1995 fallen.
17. Juni 2011
Am Freitagvormittag verliert der Titel 13,35 Prozent auf 13,05 Euro, obwohl der ebenfalls schwächer gestartete Dax inzwischen im Plus notiert. Im Tagestief war die Notiz sogar schon bis auf 12,505 Euro abgerutscht. Zur Erinnerung: Noch im April 2007 mussten für den MDax-Vertreter Rekordkurse von gut 55 Euro bezahlt werden.
Doch seitdem hat sich das Umfeld zu Lasten des Unternehmens entwickelt und diese negativen Veränderungen spiegeln sich im Aktienkurs wider. Ausgelöst wurde der zum Wochenausklang zu beobachtende Ausverkauf durch eine am Vorabend veröffentlichte Gewinnwarnung. Unter Verweis auf staatliche Sparmaßnahmen und Regulierungseingriffen sowie rückläufige Marktentwicklungen in Frankreich, Portugal und Dänemark berichtete der Vorstand des in 27 Ländern in Pharma- und Gesundheitsmärkten aktiven Unternehmens von spürbaren Belastungen für das Ergebnis. Vorstand bezeichnet Analystenprognosen als zu hoch
Konkret ließ der Vorstandsvorsitzende Fritz Oesterle in einer Pflichtmitteilung die Aktionäre folgendes wissen: „Wir gehen für 2011 inzwischen allein bei den direkten staatlichen Maßnahmen von Belastungen in Höhe von 120 Millionen Euro aus. Zudem schlägt sich die weitere Zuspitzung der Verschuldungskrise in mehreren europäischen Ländern immer stärker auf unser Geschäft durch. Dieser staatlich verursachte Margendruck und Volumenrückgänge in wichtigen Märkten lassen sich durch interne Anstrengungen nicht mehr kurzfristig kompensieren. Der forcierte Ausbau unseres nicht regulierten Geschäfts wird das Ergebnis, zum Teil aufgrund von Einmaleffekten, zusätzlich belasten. In der Summe sehen wir beim operativen Ergebnis das untere Ende des Korridors aus heutiger Sicht nicht mehr deutlich über 600 Millionen Euro.“
Schon im letzten Quartalsbericht hatten die Verantwortlichen auf Ergebnisbelastungen durch massive staatliche Sparmaßnahmen hingewiesen. Die Analysten hatten aber dennoch bisher mindestens mit einem operativen Jahresgewinn von im Schnitt 660 Millionen Euro gerechnet. Diese Schätzung lag zwar unter den im Vorjahr erzielten 700 Millionen Euro, doch so wie es derzeit aussieht, war auch diese Messlatte noch deutlich zu hoch angesetzt. Das schwieriger gewordene Umfeld setzt Celesio somit ganz offensichtlich stärker zu als von den Marktteilnehmern angenommen. Das Unternehmen versucht zwar mit Effizienzprogrammen gegenzusteuern und zusätzlich eine niedrige zweistellige Summe in den Ausbau der Geschäfte in solchen Märkten zu investieren, die von staatlichen Eingriffen verschont bleiben. Aber nicht gerade erleichtert wird diese Aufgabe dadurch, dass Vorstandschef Oesterle Ende Juni ausscheidet und es für ihn bisher noch keinen Nachfolger gibt. Analysten sehen den fairen Kurs über dem aktuellen Niveau
Die Analysten der DZ Bank kommentieren die neue Nachrichtenlage bei der vom Mischkonzern Haniel kontrollierten Gesellschaft (Franz Haniel & Cie. GmbH hält 54,6 Prozent der Celesio-Anteile, die restlichen 45,4 Prozent sind in Streubesitz) wie folgt: „Die negativen Effekte aus staatlichen Sparmaßnahmen und rückläufigen Marktentwicklungen sind deutlich höher als vom Markt und uns erwartet“, kommentierten die Analysten der DZ Bank.
Insgesamt reagierten die Analysten aber überraschend moderat, insbesondere wenn man bedenkt, wie sehr der Kurs abgeschlachtet wird. So senkte die RBS das Kursziel für die Aktie zwar von 18,60 Euro auf 16,40 Euro und Equinet ruderte von 18,00 auf 16,00 Euro zurück. Doch beide Vorgaben liegen damit deutlich über der aktuellen Börsennotiz. Bei der UBS wird das Kursziel verbunden mit einer bekräftigten Kaufempfehlung sogar bei 21 Euro gesehen. Zur Begründung heißt es, das Unternehmen werde die Umstrukturierung beschleunigen und positive Auswirkungen daraus dürften bereits 2012 sichtbar werden. Trübe Charttechnik
Wenn man bedenkt, dass Celesio unter Berücksichtigung aller Aktien derzeit nur auf einen Börsenwert von rund 5,6 Milliarden Euro kommt, dann ist das für einen Konzern, der im Vorjahr mit rund 47.000 Mitarbeiter einen Umsatz von über 23 Milliarden Euro erwirtschaftet hat, sicherlich nicht zu anspruchsvoll. Und auch das Kurs-Gewinn-Verhältnis von vermutlich gut 12 auf Basis der neuen Vorgaben des Vorstands erscheint nicht zu ambitioniert.
Wegen der vielen Unsicherheiten in der Branche und rund um Celesio selbst, gibt es derzeit aber dennoch keinen Grund für einen überhasteten Einstieg bei dem Wert. Zur Vorsicht mahnt zudem der Chart, der sich seit längerem in einem Abwärtstrend bewegt. Und nach dem heutigen Ausverkauf hat sich die charttechnische Lage sogar noch einmal weiter eingetrübt. Fazit: Mit einem schnellen Wechsel in einen Aufwärtstrend ist jedenfalls nicht zu rechnen und deswegen ist bei der Celesio-Aktie auf der Kaufseite keine Eile angesagt.
http://www.faz.net/artikel/C31163/...-gesunden-eindruck-30442398.html ----------- Die Gedanken hier geben nur meine Meinung wider. Sprecht mit eurem Finanzberater darüber... |