Kaktus, da bleiben wir wohl leicht anderer Meinung – für mich ist die Kernaufgabe, dass ein Analyst mit seinen Empfehlungen richtig liegt. Und das mache ich nicht ausschließlich am Markt fest: wenn ein Analyst eine Aktie auf „Kauf“ hat, der Dax um 20% einbricht und die Aktie nur um 10%, dann hat der mE einen guten Job gemacht (und umgekehrt natürlich). Basierend auf diesen Kriterien hat Bankhaus Lampe im letzten Jahr einen guten Job gemacht. Wo ich auch anderer Meinung bin (übrigens, eine Antwort darauf bekommen wir evtl. gar nicht in den nächsten Wochen): vor zwei Jahren stand die Dialog-Festung bombenfest mit folgenden Annahmen untermauert: der PMIC kostet viel zu wenig als dass sich eine Eigenentwicklung lohnt, Dialogs Produkt ist top nodge, Apple hat weder Interesse noch die Kapazitäten noch die Ingenieure, um einen eigenen PMIC herzustellen, die Wahrscheinlichkeit liegt bei unter 5%, keiner der Analysten glaubt an einen Design out, es gab keine PMIC Stellenausschreibungen bei Apple, es gab keine Sample PMIC Produktion, es gab keine Geschichten wie Nikkei, es gab keinen spektakulären Imagination Fall, Dialog war für Arbeitnehmer attraktiv, etc., etc. Was ist daraus heute geworden? 100% der Analysten preisen einen (teilweise) Design Out ein, es gibt die „Apple could potentially over the next years“ Aussage, es gibt die sehr zweifelhaften Aussagen im letzten CC u.a. über mögliches dual sourcing, ich frage mich wie attraktiv Dialog aktuell noch für Ingenieure ist, es sind mehr als zwei Dutzend Dialog MA zu Apple gewechselt, es gibt die offenen Stellenangebote, Dialogs Verhandlungsmacht ggü Apple ist/scheint eingeschränkt, Rückkauf-Programm ist momentan eingestellt, usw. D.h. selbst wenn Dialog es schafft einen Vorsprung beim PMIC Jahr für Jahr zu behalten und damit auch den Design Win, dann hat diese Dialog-Festung dennoch sehr deutliche Kratzer bekommen und ein (teilweise) Design Out Risiko ist stark angestiegen. Und diese fundamentale Veränderung in diesem Investment Case und dieses erhöhte Risiko hat nur ein Analyst richtig vorhergesehen. D.h. auch wenn unsere aller Hoffnung im nächsten Monat eintritt, dann sehe ich immer noch nicht, dass wir hier von einem Schuldspruch sprechen – da er jetzt schon in zwei Belangen richtig gut lag (bei der Kursentwicklung und bei „Festung“/Investment Case). Mark, das ist diese typische Diskussion, dass hinter jeder Analyse ein Eigeninteresse steckt („die wollen für ihre Kunden günstig rein“) und man eigentlich das Gegenteil machen sollte. Meinem Verständnis nach ist das Ziel von solchen Analysen doch die Generierung von Kommissionserträgen. Wann generiert man die? Wenn man den Kunden einen guten Service bietet, gute Empfehlungen ausspricht und mit seinen Einschätzungen richtig liegt – also einen Mehrwert für seine Kunden liefert, der damit Geld verdient und daraufhin bei dem Analysten bzw. dessen Handelsabteilung Aufträge platziert. Wenn der Analyst mit einem „Sell“ ankommt, die Kunden rausgehen und der Kurs danach explodiert – dann werden die Kunden bei dem keine Kommissionserträge mehr generieren. Wahrscheinlich bekommt man mehr Aufmerksamkeit wenn man die Außenseitermeinung vertritt als wenn man die 15. Kaufempfehlung nachträllert. Aber die Beziehung zu den eigenen Kunden und die Beziehung zum Unternehmen zu zerstören, nur um sich „wichtig machen“, klingt für mich nicht plausibel. |