Die zahlreichen "SCHOCKER"-Meldungen zur K+S Gewinnwarnung auf Stock3 oder beim Käseblatt "Aktionär" haben offenbar das Interesse zahlreicher neuer Shorttrading-Fans geweckt. Sehr zur Freude der Shortseller, die in Erwartung dieser absolut vorhersehbaren Gewinnwarnung sich mit den Leerverkäufen der Stock3-Lemminge heute günstig eindecken können.
Im Nachhinein kann man natürlich fragen, ob es "dumm" war, die Aktie bei 21 € langfristig ins Depot zu nehmen. Wer die Aktie im Vertrauen auf eine baldige Normalisierung der durch Corona und den Ukraine Krieg seit nunmehr drei Jahren vollkommen aus dem Gleichgewicht geratenen Rohstoffmärkte weiter hält, wird sie, wenn man dem Chartbild folgt, spätestens im nächsten Rohstoffzyklus wieder deutlich über 20 € verkaufen können.
Die Frage, die sich die "neuen" Shorties hier im Forum stellen müssen ist allein, ob es heute bei Kursen um 15 € schlau ist, die Aktie zu kaufen oder zu verkaufen. So man davon ausgeht, dass sich Chartbilder wiederholen, kann man natürlich KURZFRISTIG darauf spekulieren, dass die Aktie in Fortsetzung der seit Monaten miesen Stimmung ggü. nahezu allen Rohstoffkonzernen weltweit von Shortsellern Richtung 10 EUR gedrückt wird.
Wenn ich mir den Langfristchart ansehe, sind die Zeiträume, in denen die Aktie unter 15 EUR notierte, eher selten und nicht von Dauer. Aus Sicht eines eher langfristig orientierten Anlegers scheint mir das CRV einer Spekulation auf unablässig weiter fallende Kurse eher nicht vorteilhaft, zumal DIE Nachricht, mit der Shortseller hier seit Monaten hausieren gingen, mit der heutigen Gewinnwarnung abgehakt ist.
Nachdem K+S sich in der Gewinnwarnung zu einer Untergrenze des EBITDA von 800 Mio € überraschend deutlich committet hat, frage ich mich, auf welches rationale Szenario - mit Ausnahme einer Marktpanik und den eher kurzfristigen Effekt negativer Kommentare trendfolgender Analysten - eine vernünftige Shortstrategie bei historisch niedrigen Kursen um 15 € aufbauen soll?
Ich rede hier freilich nicht von Taschengeldzocks für +-10%, die in einer Hochvola-Aktie wie K+S selbst dann gewinnbringend funktionieren können, wenn man hinsichtlich der Fundamentalanalyse komplett falsch liegt.
Was hier im Forum auf jeden Fall niemand braucht, sind Nebelkerzen über etwaig unsichere Buchwerte. Im Leben ist gar nichts sicher, schon gar nicht an der Börse! Die K+S-Aktie ist seit dem Jahreshoch bei 36 € bereits fast 60% gefallen. Davon ausgehend, dass der Anstieg von 25€ auf 36€ eine rein spekulative Übertreibung darstellte und fundamental niemals gerechtfertigt war, stellt sich beim aktuellen Kursniveau nahe 15 € m.E. die Frage, welche negativen Erwartungen im aktuellen Kurs NOCH NICHT EINGEPREIST sind...??
Als Kurzfristzocker kann man natürlich einfach unterstellen, dass die Negativwelle noch einige Tage weitergeritten wird, aber der Chart sagt einem auch deutlich, dass jeder Trend irgendwo endet... Und vielleicht liegt dieser Tag bei K+S viel näher als es den heute neu hinzugetretenen Kurzfrist-Shortsellern lieb ist...
Bei einem Kurs von 15 € und in Erwartung eines Gewinns je Aktie von mindestens 1,50 € und einer Dividende von min. 0,50 € für 2023 die Folgejahre gehe ich davon aus, dass die bisherigen Muster des Chartbilds beibehalten werden und Kurse signifikant unterhalb des aktuellen Kursniveaus sich nicht dauerhaft halten werden, ohne ein Übernahmeangebot zu provozieren.
K+S ist im Gegensatz zu vielen anderen Shortzocks ein finanziell und bilanziell kerngesundes Unternehmen mit einem profitablen Geschäftsmodell. Die heutige Gewinnwarnung ist einem deflationären Marktumfeld geschuldet, für das das Management ebenso wenig Verantwortung trägt, wie für die Traum-Kalipreise des Jahres 2022.
Was allerdings gegenüber dem Vorcorona-Niveau und Vor-Ukrainekriegs-Niveau m.E. nachhaltig bleibt, sind dauerhaft deutlich über dem Weltmarktniveau liegende europäische Kalipreise. In ebendiesem EU-Markt ist K+S DER marktbeherrschende Kaliproduzent. Und das dürfte dank hoher Transportkosten für internationale Wettbewerber m.E. auch über das Jahr 2023 hinaus so bleiben, so dass K+S selbst dann nachhaltig profitabel wirtschaften wird, wenn der Weltmarktpreis sich dauerhaft nahe des China-Kontrakts bei 300 USD/t einpendeln würde, woran ich ich mit Blick auf die Saisonalität und Zyklik von Rohstoffpreisen keine Sekunde glaube.
Was schnell steigt, fällt auch schnell... und umgekehrt!
@Turbocharlotte: Die Infragestellung des Aktienrückkaufs vor dem Hintergrund der Gewinnwarnung halte ich für hochgradig unseriös! Wer sich auch nur ein wenig mit den Finanzen von K+S befasst hat, weiß, dass K+S seit Ende 2022 über ein Nettofinanzguthaben verfügt, das mit dem FCF 2023 (Prognose vor Gewinnwarnung: 650 - 850 Mio €; meine neue Schätzung: 500 - 650 Mio €) und nach Abzug von 190 Mio € Divi und 200 Mio € zum Jahresende 2023 zwischen 500 Mio € und 1,0 MRD € liegen dürfte. Nach Abzug des Net Cash wird der operative Geschäftsbetrieb von K+S aktuell mit ca. 2,5 MRD € (MKAP 2,9 MRD € - 400 Mio € net Cash = 2,5 MRD €) bzw. ca. 13 € je Aktie (2,5 MRD € : 190 Mio Aktien = 13,16 € je Aktie) bewertet. Bei Annahme eines nachhaltigen Gewinns von 1,50 € je Aktie ergibt dies ein KGV von ca. 8,7 (13,16 EUR : 1,50 € = 8,77). Davon ausgehend, dass vor dem Hintergrund der hohen Kapitalintensität des Bergbaugeschäfts (EK > 7 MRD €!) und der damit einhergehenden hohen Marktzutrittsbarrieren ein langfristiges KGV von 12 bis 15 angemessen ist, liegt der innere Wert der Aktie bei einem nachhaltigen Gewinn von 1,50 EUR je Aktie zwischen 20 EUR und 24 EUR. (Untergrenze: 12/8,7 * 13 EUR (operatives Geschäft) + 2 EUR (Cash)= 19,93 €; Obergrenze: 15/8,7 x 13 EUR + 2 € = 24,41 €)
Ausgehend vom aktuellen Kursniveau erscheint es mir demnach keinesfalls "dumm", K+S im Depot zu haben. |