Ein wenig mehr Sachlichkeit wäre angeraten. Dass K+S weit entfern vom Dasein eines Monopolisten im Kalimarkt ist, dürfte bekannt sein. Dass sich Preise am Weltmarkt aus Angebot und Nachfrage bilden, ist auch kein Geheimnis. Der K+S Vorstand wie auch die Vorstände von Nutrien, Mosaic etc. haben mit Sicherheit keine Verantwortung für den weltweiten Einbruch von Rohstoffpreisen aller Art. Schaut euch doch mal die Charts von Rohstoffgiganten wie Vale oder Impala Platinum an. Oder die Charts von Containerschiffahrtsunternehmen wie Hapag Llloyd.
Haben die urplötzlich alle miserable Vorstände, weil die Preise für Kohle, Eisenerz, Platin, Erdgas, Rohöl, Düngemittel, Weizen, Feldfrüchte ebenso wie Fracht- und Charterraten seit Monaten in den Boden gerammt werden?
Die Vorstände dieser Unternehmen haben faktisch null Einfluss auf die Preisbildung am Weltmarkt.
Der Rekordgewinn 2022 hatte absolut nichts mit der Leistung des K+S Vorstands zu tun! Ebenso wenig der durch den überfälligen Einbruch der Kalipreise verursachte Umsatz- und Gewinnrückgang!
Ich habe hier im Forum zigfach darauf hingewiesen, dass es kompletter Irrsinn ist, ein Unternehmen auf Grundlage eines Einjahres-KGVs zu bewerten. Am besten noch auf Grundlage des KGV eines durch exogene Effekte beeinflussten Rekordgewinnjahres!
Was die trendfolgenden Analysten hier veranstalten, die Kursziele anhand der Einjahresentwicklung permanent dem Trend anzupassen, ist betriebswirtschaftlich ein Desaster! Mit einer betriebswirtschaftlich vernünftigen Herangehensweise zur Beurteilung des objektivierten Unternehmenswertes hat das alles nichts zu tun.
Was mich interessiert ist die Entwicklung des nachhaltigen Gewinns und vor allem des nachhaltigen Free Cashflows.
Bei Lichte betrachtet bedeutet die heutige Ankündigung eines unter pessimistischen Annahmen (Annäherung des Weltmarktpreises an den China-Kontrakt; keine Erholung von Kaliabsatz und Preis im 2. HJ) ermittelten Mindest-EBITDA von 800 Mio € einen Mindest-Gewinn je Aktie von ca. 1,50 €, bzw. ein KGV von 10. Der FCF dürfte trotz der deutlichen Prognosesenkung mindestens 600 Mio € betragen, was um Welten besser als vor der Pandemie ist.
Der Buchwert des Eigenkapitals liegt mittlerweile deutlich über 7 MRD €. Die Marktkapitalisierung bei unter 3 MRD EUR. Niedriger als vor der Pandemie, obwohl K+S heute bilanziell und wirtschaftlich objektiv besser dasteht als jemals zuvor!
Wenn es K+S trotz unverändert guter Profitabilität und der Aussicht auf einen nachhaltig (Russland + Belarus werden m.E. auf Jahre hinaus vom EU-Kalimarkt verdrängt bleiben und werden ihre Liefermengen zu Ramschpreisen in China, Indien und Brasilien verkaufen) weit über dem Weltmarkt liegenden Kalipreis weiterhin nicht gelingen sollte, eine dem buchmäßigen Eigenkapital angenäherte Bewertung zu erzielen, werden Investoren das Unternehmen irgendwann zu einer Änderung des Geschäftsmodells oder aber in eine Übernahme hinein zwingen.
Es ist keine Option, dauerhaft mit einem KBV von 40% zu operieren, was schlichtweg heißt, dass K+S keine dem EK entsprechende marktübliche Rendite erzielt.
Und wer nun behauptet, K+S habe in der Vergangenheit bereits das Gegenteil bewiesen, der möge sich noch einmal ganz genau die Entwicklung des Konzerneigenkapitals und des KBV ansehen und wird feststellen, dass K+S in der Vergangenheit stets nahe am buchmäßigen EK bewertet wurde und dass die unfassbare Diskrepanz zwischen MKAP und EK tatsächlich erst mit der umfassenden bilanziellen Entschuldung mittels Morton-Salt-Verkauf und den Rekordgewinnen 2021 und 2022 eingetreten ist. Ein KBV von 40% bei einem unverändert nachhaltig profitablen und dividendenfähigen Unternehmen wird m.E. nicht von Dauer sein und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Interesse eines strategischen Investors bzw. ein Übernahmeangebot eines Wettbewerbers oder eines am Einstieg in den Kalimarkt interessierten Rohstoffkonzerns (z.B. BHP) provozieren.
Die durch den Ukraine Krieg verursachten Verwerfungen in nahezu allen Rohstoffmärkten sollten m.E. nicht den Blick verstellen, dass K+S heute wirtschaftlich und bilanziell objektiv deutlich besser dasteht als vor 2020, während der Aktienkurs heute trotz weitaus positiverer Geschäftsentwicklung niedriger notiert als vor der Pandemie.
Die heutige Gewinnwarnung könnte der Aktie nun endlich eine Chance zur Bodenbildung verschaffen, denn das kurzfristige Shortmomentum auf Basis fortwährender Spekulation auf eine Verfehlung der Unternehmensprognose ist nun erst einmal raus. |