Schnürschuh:ist natürlich eine schwierige Frage und die kann ich auch so nicht ganz beantwortet werden, denn in den verschiedenen Länder gibt es natürlich unterschiedliche Arbeitsbedingungen und die Hersteller arbeiten in unterschiedlichen Schichtsystemen, auch unterjährig. Zudem ist die theoretische Auslastung bei Dünnschicht höher wie bei der Siliziumtechnologie. Generell heißt aber eine Auslastung von 85% quasi Vollauslastung und 80% sind eine normale Auslastung. Ab 70% Auslastungsquote wirds kritisch, da es ab da richtig ins Geld geht. investormc macht es sich beim Thema Fertigungskapazitäten natürlich viel zu einfach. Hier mal ein Rückblick zu 2010: In 2010 gab es Fertigungskapazitäten von 36,6 GW und hergestellt wurden 27,3 GW, Somit hat die Auslastung 75% betragen. Angaben sind von Photon.
Wo investormc Recht hat, dass es natürlich zu Anpassungsprozessen kommt, so hat z.B. Solarworld ihre Waferproduktion im Herbst runtergefahren oder fast alle China-Solaris ihre Produktionen in Q4.
Es ist nun mal so, dass es weltweit Zell/Modulfertigungskapazitäten von 50 bis 55 GW gibt (laut Photon sogar 60 GW) und eigentlich nur die Großen (Tier-1) mit einer jährlichen Auslastung von um die 80% produzieren. Alle anderen liegen darunter und einige sogar deutlich. Das sollte man nicht ignorieren, gerade bei PV nicht. Zumal es in diesem Jahr weiter geht mit dem Kapazitätsaufbau. Siehe First Solar, Sunpower, Trina Solar, JA Solar, Canadian Solar, China Sunergy oder Foxconn, um nur mal ein Paar zu nennen von denen ich weiß, dass sie im Schnitt rd. 500 MW neue Fertigungskapazitäten in diesem Jahr in Betrieb nehmen. Das heißt, dass alleine diese 7 genannten Unternehmen ca. 3,5 bis 4 GW neue Fertigungskapazitäten auf den Markt bringen und das wäre in etwa die Hälfte des 2011er Nachfragewachstum, das bei rd. 7 GW liegt. Dann darf man nicht vergessen, dass es ja bei PV zu einem kontinuierlichen Technologiefortschritt kommt mit einer durchschnittlichen Erhöhung des Wirkungsgrades von 0,5%, was die Fertigungskapazitäten theoretisch um etwa 3% bzw. 1,5 GW automatisch erhöht. Wie gesagt so einfach wie sich das investormc vorstellt ist das mit den Fertigungskapazitäten sicher nicht. Das Problem der Überkapazitäten ist da und das sollte man auch sicher nicht ignorieren. Vorallem weil genau diese Überkapazitäten in 2011 zu diesen massiven Preisverfall, entlang der kompletten PV-Wertschöpfungskette, führte.
Jedoch scheint es derzeit so zu sein bei PV, wie die Deutsche Bank vorgestern geschrieben hat, dass die Nachfrageerwartungen vor allem im 1.Halbjahr gestiegen sind. Heute hat der große taiwanesische Zellhersteller Motech gemeldet, dass man die Zellproduktion wieder hochfahren wird, da neue Aufträge für Januar/Februar rein kamen.
Die Lager müssen wieder aufgefüllt werden und einige wollen sich wohl schon gut positionieren um vom erwarteten Boom in Deutschland ab Mai, vielleicht sogar schon ab April, profitieren zu können. Bin mal gespannt ob auch die Preise etwas anziehen werden, aber da ist der Motech-Chef Simon Tsuo noch nicht sehr optimistisch.
Was man jedenfalls sicher sagen, dass der große Pessmismus, den es noch vor 3 Monaten aufgrund der sehr hohen Lagerbestände und der Nachfrage gab, so sich nicht aufrechterhalten lässt. Jetzt muss man dann halt schauen ob die Solarwerte neu bewertet werden müssen oder nicht. Glaube ich aber nicht, denn das Modulpreisniveau ist so niedrig, dass man damit nicht allzu viel Geld verdienen kann. Jedoch haben sich die Unsicherheitenfaktoren mehr oder weniger deutlich verringert, zumindest für die nächsten Monate, und somit müssten auch die Risikoaufschläge reduziert werden. |