geht wiedermal um. Das ist schon so alt wie das Forum selbst.
Man darf nicht den Fehler machen und Unternehmensumfragen falsch interpretieren. Es ist ein ganz normaler Vorgang innerhalb einer Marktwirtschaft, dass Energiepreise sowie Löhne nie günstig genug sein können.
Wenn Unternehmen die ihrer Meinung nach hohen Energiepreise sowie Löhne als erschwerend betrachten, so bedeutet es nicht zwangsläufig, dass sie aus Deutschland abwandern wollen oder gar werden. Wenn dem so wäre, müsste man sich ohnehin fragen, warum überhaupt in westlichen Industrienationen und nicht in Timbuktu produziert wird.
Dass es die Deindustrialisierung nie gab, kann man selbst als Laie erkennen, denn wäre dem so, hätten wir Heute keinen Fachkräftemangel, sondern stattdessen Millionen an arbeitslosen Fabrikarbeitern, Technikern und Ingenieuren.
Auch ein Blick auf einen Zahlenvergleich mit anderen Ländern, zeigt, dass Dtl. Mitnichten deindustrialisiert ist. Im Gegenteil, Deutschland zählt unter westlichen Industrienationen nach wie vor zu den am Höchsten industrialisierten Nationen.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/...gewaehlter-laender/
Kurios finde ich, dass sich gerade neue Halbleiterunternehmen hier teils neu ansiedeln, so viel Geld in neue Fabriken in Dtl. investieren, wie in den 2 Jahrzehnten zuvor investiert wurde. Kurios vor allem deshalb, weil die Halbleiterbranche zu den energieintensiven Branchen gehört. Auch das zeigt, dass Energiepreise eben nur ein Teil des Gesamten sind, es viele andere Aspekte gibt, welche eine Investition in Dtl. nach wie vor attraktiv machen.
Die meiner Meinung nach wesentlich größeren Probleme für Unternehmen sehe ich auf politischer Ebene, wie u.a. das Beispiel Meyer Burger Tech zeigt. https://www.ariva.de/news/...ert-fokus-auf-ausbau-in-den-usa-10871665
Wir verprellen Unternehmen nicht mit hohen Energiekosten, sondern vielmehr mit einer Politik, welche die eigenen Unternehmen nicht ausreichend vor Preisdumping schützt. Dadurch haben wir u.a. eine Solarbranche bereits an China verloren. Die USA haben dieses Problem erkannt und erheben auf Importe ggf. Strafzölle.
Ein weiteres Problem sehe ich in einer gewissen gesellschaftlich-bedingten Rückständigkeit. Die Autobranche in Dtl. krankt weniger an hohen Energiepreisen, sondern vor allem an eine verschlafene Umstellung auf Elektromobilität. Während Tesla Heute Batterien sowie Motoren in Hülle und Fülle selbst produzieren kann, stehen bei deutschen Autobauern die Bänder still, weil nicht genügend Elektromotoren geliefert werden.
Während deutsche Topmanager von Daimler, BMW & Co. den Trend zur Elektrombilität immer wieder als übertriebenen Hype relativierten und Tesla nicht ernst nahmen, kann Tesla Heute liefern, während deutsche Autobauer mit Lieferengpässen kämpfen. Schaeffler, einer der größten Autozulieferer weltweit, musste nun Vitesco für mehrere Milliarden teuer aufkaufen um weiterhin im Wettbewerb bestehen zu können.
Der Lobbiismus der deutschen Autoindustrie hat zur gesellschaftlichen Rückständigkeit geführt. In anderen Ländern, z.B. Norwegen, hat die Autoindustrie kaum eine Lobby, wodurch die Offenheit zur Elektromobilität wesentlich größer war. Und selbst wenn VW & Co. entsprechend eAutos liefern könnten, durch ihre jahrelange Gehirnwäsche gegen Elektromobilität haben sie sich nun dem heimischen Markt beraubt und müssen nun den Leuten erklären, warum plötzlich Elektroautos doch besser sind.
Ich denke wir müssen uns daran gewöhnen, dass die Zeiten der Dominanz deutscher Autobauer vorbei ist und nun auch noch Andere mitspielen. Wer nicht geht mit der Zeit, der geht mit der Zeit. Nichtdestotrotz werden auch deutsche Autobauer wieder bessere Zeiten erleben und ihren Platz wiederfinden. Meiner Meinung nach ist das Tal der Tränen erreicht und werden sich auch die Lieferengpässe mit der Zeit verflüchtigen. Deshalb habe ich mir auch ein paar Schaeffler-Aktien als Beimischung ins Depot gelegt. ;-) |