ROUNDUP/Presse: Versicherung für faule Kredite - London plant neue Hilfen
18:02 18.01.09
LONDON (dpa-AFX) - Neue Nothilfe für die angeschlagenen Banken in Großbritannien: Die Regierung will Presseberichten zufolge die taumelnden Bankenriesen gegen die Risiken ihrer faulen Kredite versichern und den Steuerzahler dafür bürgen lassen. Die staatliche Versicherung solle den Banken als Sicherheitsnetz dienen und das blockierte Kreditgeschäft wieder ankurbeln, wie britische Medien am Sonntag berichteten. Demnach sollen die Banken ihre faulen Kredite und Ramschpapiere offenlegen und gegen eine Gebühr gegen Zahlungsausfälle und Verluste absichern. Premierminister Gordon Brown bestätigte am Sonntagnachmittag, dass die Regierung am Montag ein neues Hilfspaket vorstellen will.
Eine Versicherung auf Staatskosten sei weniger kompliziert als die Schaffung einer staatlichen "Bad Bank", in der vergiftete Anlagen gebündelt würden, berichteten Medien unter Berufung auf Regierungskreise. Die Pläne würden die Banken zwingen, reinen Tisch zu machen und sämtliche noch geheimen Belastungen offenzulegen.
NORTHERN ROCK KÖNNTE ALS 'GOOD BANK' AGIEREN
"Wir wollen das Kreditgeschäft wieder ankurbeln. Es werden dafür Maßnahmen ergriffen, die gewährleisten, dass Banken und andere Institutionen ihr Leihgeschäft wieder aufnehmen, ausweiten oder starten können", sagte Regierungschef Brown am Rande eines Nahost-Gipfels in Ägypten. Ziel sei, dass Wirtschaft und Privathaushalte wieder leichter an Kredite kommen.
Den Medienberichten zufolge ist auch möglich, dass die Regierung die bereits verstaatlichte Bank Northern Rock zu einer "Good Bank" macht, die der Wirtschaft oder Hausbesitzern, die ihre Hypotheken nicht mehr zahlen können, Kredite gewähren könnte.
Premierminister Brown forderte die Banken auf, reinen Wein über das Ausmaß ihrer faulen Kredite einzuschenken. Zugleich warnte er in der "Financial Times" vor einer finanzpolitischen Isolation, bei der sich die Banken auf ihre Heimatmärkte zurückziehen.
Das Volumen "toxischer Kredite" in den Büchern der britischen Banken wird auf 200 Milliarden Pfund (220 Mrd Euro) geschätzt. Diese Lasten gelten als Grund dafür, dass die Banken nur noch zögerlich Kredite vergeben, wodurch Unternehmen das Geld ausgeht und ein weiterer Stellenabbau droht. Als Grund für das neue Hilfs-Projekt gilt auch die Sorge, dass die Banken in den kommenden Wochen bei der Präsentation ihrer Geschäftszahlen hohe Verluste offenbaren müssen.
BARCLAYS: VORSTEUERGEWINN 2008 ÜBER ANALYSTEN-SCHÄTZUNGEN
Mit einem ungewöhnlichen Schritt versuchte die Großbank Barclays (Profil), ihre verunsicherten Anleger zu beruhigen. Nach einem drastischen Kurseinbruch gewährte die Bank einen vorgezogenen Einblick in ihre Bilanzen und stufte ihren Gewinn vor Steuern für 2008 über den von Analysten vorhergesagten Wert von 5,3 Milliarden Pfund (5,8 Milliarden Euro) ein. Für den Einbruch der Papiere auf dem Londoner Börsenparkett gebe es keine Rechtfertigung, hieß es in der Stellungnahme des Bankenvorstands.
Mit der Kredit-Versicherung will die Regierung den Berichten zufolge wieder Vertrauen herstellen, indem eine Grenze für die Verluste der Banken gezogen wird. Außerdem müssten die Banken dann nicht mehr so viel Rücklagen bilden und hätten mehr flüssige Mittel für die Kreditvergabe zur Verfügung. Unklarheiten gebe es noch über die Bewertung der faulen Kredite und die Auswirkungen des Projekts auf die internationale Bankenwelt.
Im Oktober hatte die Regierung ein erstes großes Hilfspaket im Volumen von 500 Milliarden Pfund für die Banken aufgelegt. Neben Garantien für Leihgeschäfte und frischem Geld der Notenbank für den Finanzkreislauf konnten sich die Banken im Tausch gegen Aktien auch mit direkten Finanzspritzen vom Steuerzahler versorgen. Bisher nahmen die Royal Bank of Scotland (RBS) (Profil), die Halifax Bank of Scotland und Lloyds TSB (Profil) davon insgesamt 37 Milliarden Pfund in Anspruch. Die beiden anderen Großbanken HSBC (Profil) und Barclays verzichteten bislang auf direkte staatliche Finanzspritzen./pf/DP/he |