Die wirtschaftliche Entwicklung Chinas ist natürlich sehr respektabel! Zudem ist dieses Land aufgrund seiner enormen Bevölkeungszahl natürlich ein irrsinnig interessanter Markt für viele Unternehmen aus (Post)Industrieländern! Aber, das heutige China mit dem Deutschland des 19. Jahrhunderts oder mit Japan etc. des 20. Jahrhunderts zu vergleichen, halte ich für lediglich bedingt zutreffend!
Wir haben hier grundlegend verschiedene Ausgangspositionen. Natürlich konnten wir auch in diesen Ländern während ihres "catching-up-Prozesses" eine äußerst starke Imitationstätigkeit feststellen. Doch das wichtige ist, dass es dann nicht nur bei diesem Imitieren bleibt. Das haben wir sowohl hier in Deutschland als auch in Japan und in anderen asiatischen Staaten eindrucksvoll bewiesen bekommen!
Wir können jedoch die Chinesen nicht mit den Japern und schon gar nicht mit uns hier in Deutschland vergleichen. Ich möchte die Chinesen nicht wirklich schlecht reden. Beruflich habe ich sie als äußerst fleißig, arbeitswillig, motiviert und belastbar erleben können. Sie waren jedoch eins nie - besonderd kreativ (geschweige dessen, dass sie wirklich mal in der Lage gewesen wären, mal etwas wirklich eigenes / neues zu schaffen).
Ich verweise an dieser Stelle auch auf den ausführlichen Beitrag "Vier steht für Tod, Acht für Reichstum" aus der FAZ vom letzten Montag (5.Oktober). Dieser deckt sich ziemlich mit meinen persönlichen Einschätzungen. Hier werden v.a. zwei grundlegende Charaktereigenschaften der chinesischen Geschäftswelt genannt - Seniorität und Hierarchie! Beide Eigenschaften decken sich mit den Beobachtungen aus der Makroperspektive.
Innovation ist jedoch v.a. getrieben durch Kritik und Kreativität. Eigeninitiative und Selbstverantwortung. Der Fähigkeit Dinge in Frage zu stellen und ggfs. auch einzureißen. Einfach der Prozess der "kreativen Zerstörung"! All diese "Tugenden" zählen jedoch BISLANG nicht zu den chinesichen Primärtugenden - im Gegenteil!
Ich wage daher zu behaupten, dass China in seiner kurz- bis mittelfristigen Rolle überschätzt wird. Das Wachstum ist bislang (neben einer künstlich niedrig gehaltenen Währung) v.a. getrieben durch den Faktor Arbeit. Dies wird natürlich auch weiterhin zunehemen. Je mehr es den Chinesen gelingt auch kapitalintensive Branchen ins Land zu ziehen, desto stärker wird auch dieser Produktionsfaktor zum Wachstum beitragen.
Know-How und innovationsintensive Branchen werden (meiner Meinung nach) in China jedoch nicht so schnell und in dem prophezeiten Ausmaß zu beobachten sein. Hierzu müsste sich die Staatsform/Politik/Kultur noch deutlich weiterentwickeln, denn dazu fehlen derzeit noch zu viele relevante Treiber!!!
So, jetzt muss ich aber zum Fußball!!! ;-))) Schöne Grüße, Brocken |