Bambus: Das schnell wachsende Wundergras
Daniela Knauer, Nebenwerte Daily vom 09.07.2010
Eine Lösung für die Versorgung mit pflanzlichen Fasern bietet der Anbau schnell wachsender Gräser. Gerade in tropischen Gegenden bietet sich dafür Bambus als ganz besonders ertragreiche Sorte an, mit der in kürzester Zeit riesige Mengen produziert werden können. Dabei erzeugt die Bambuspflanze aus unterirdischen Rhizomen junge Triebe, welche über der Erdoberfläche dann die neuen Bambusstämme bilden. Die Sprossen wachsen etwa 40 bis 45 Tage, das Wachstum der Schösslinge geht dann rasend schnell und dauert nur etwa 15 Tage. Die endgültige Höhe von rund 20 m haben die Pflanzen nach nur zwei Monaten ausgebildet. Danach verstärkt sich nur noch die Verholzung der Stämme, die sogenannte Lignifikation.
Im Gegensatz zu anderen Gräsern erzeugt Bambus aber nicht nur schnell große Mengen an Zellulose, die z.B. für die Papier- oder Zellstoffindustrie benötigt werden. Sondern durch die Lignifikation der Stämme bildet Bambus ein qualitativ hochwertiges, sehr hartes Holz, das besonders in Asien vielseitig genutzt wird. Es dient in der Bauindustrie als Gerüstmaterial, wird für viele Teile der Häuser genutzt, kann als Fußbodenbelag, Wandpaneel oder zur Herstellung von Möbeln genutzt werden. Allein durch die Zerstörungen in China bei dem großen Erdbeben und den Stürmen 2008 ist der Bedarf an Bambus für den Wiederaufbau signifikant angestiegen.
Das "Wundergras" dient der gesunden Ernährung in ganz Asien
Doch das "Wundergras" ist nicht nur als Holz heiß begehrt und gesucht. Auch für die gesunde Ernährung ist es in Asien unverzichtbar. Aus den unterirdischen Ausläufern der Pflanze werden verschiedene Gemüse gewonnen. Die zuerst sprießenden Wintersprößlinge werden von Oktober bis Februar geerntet und roh verkauft. Von März bis Mai gewinnt man die Frühlingssprossen, die in Fabriken zu hochwertigem Gemüse eingekocht werden. Große Teile des Ertrags werden in benachbarte Länder, vor allem Japan, exportiert. Das besondere der Ware ist, dass die Bambuspflanzen biologisch angebaut werden. Gerade für die Nahrungsproduktion ist das in China noch eine Marktlücke, die höhere Margen verspricht und ein rasch wachsendes Marktsegment bildet.
Ein interessantes Forschungsprojekt untersucht zukünftige Chancen
Ein Forschungsprojekt der Fujian Universität untersucht übrigens die Extraktion von Flavonoiden aus Bambusblättern. Wenn hier eine Extraktionsmöglichkeit gefunden wird, könnte sich ein zusätzliches Geschäftsfeld ergeben. Denn Flavonoide sind die Stoffe, die unter anderem Wein oder Schokolade ihre gesunde Wirkung verleihen. Sollten sie zu Nahrungsergänzungsstoffen verarbeitet werden können, wäre dies ein sehr zukunftsträchtiges Geschäftsfeld für die Erzeuger.
Biotreibstoffe der neuesten Generation könnten Bambus benötigen
Möglicherweise wird Bambus als Pflanze in den kommenden Jahren jedoch noch wesentlich größere Bedeutung erlangen, als sie heute schon in Asien hat. Denn es gibt Forschungen, Biotreibstoffe einer modernen Generation aus Zellulose herzustellen. Wenn dieser Variante der Biotreibstoffproduktion der Durchbruch in großindustriellem Maßstab gelingt, werden wir riesige Mengen an Zellulose dafür benötigen. Bambus ist neben anderen schnell wachsenden Gräsern und Hölzern ein ideales Gewächs dafür. Dann bieten Ihnen dessen Produzenten eine interessante Zukunft.
Übrigens steht die Förderung von modernen Biotreibstoffen auch für die neue US-Regierung ganz oben auf der Prioritätenliste. Der Energieminister Steven Chu, Nobelpreisträger für Physik, will 150 Mrd. USD in die Erforschung erneuerbarer Energien stecken. Das bedeutet eine komplette Umkehr der amerikanischen Politik, die sich in den vergangenen Jahrzehnten eher als Bremser des ökologischen Fortschritts erwiesen hat. Wer bei einem ökonomisch produzierbaren Treibstoff der neuen Generation die Nase technologisch vorne hat, wird diesen Fortschritt schnell in klingende Münze umsetzen können.
Bambusanbau hat eine große Zukunft
Ob als Holz, Zellstofflieferant oder gesundes Gemüse - dieses traditionelle asiatische Grasgewächs wird in Zukunft immer wichtiger werden. Die chinesische Führung schläft auch in diesem Bereich nicht. Sie hat das bereits erkannt und fördert Firmen, die sich mit dem Anbau und der Verarbeitung beschäftigen. Wenn die Inflation durch die extremen Geldmengenausweitungen der Regierungen wieder anspringt, dürfen solche Aktien in Ihrem Depot nicht fehlen. Damit schützen Sie sich vor den Auswirkungen der Geldentwertung. |