Überraschung aus Peking China lockert Wechselkurs Nach einem jahrelang schwelenden Streit um Chinas Währung kündigt die Zentralbank der Volksrepublik überraschend an, die Wechselkurse anpassen zu wollen. Der Yuan soll flexibler werden, allerdings wurde eine größere Aufwertung gleich ausgeschlossen. Überraschender Kurswechsel in China. (Foto: REUTERS) Kurz vor dem Gipfel der größten Wirtschaftsmächte (G20) in Kanada zeigt China Bewegung im Streit um seine Währungspolitik. Die Zentralbank in Peking kündigte überraschend eine größere Flexibilität des Yuans an und signalisiert damit ein Ende der fast zwei Jahre währenden Dollarbindung.
Die Erholung der chinesischen Wirtschaft stehe auf einer solideren Basis, teilte die chinesische Zentralbank auf ihrer englischsprachigen Webseite mit. "Es ist wünschenswert, die Reform der Wechselkurs-Politik voranzutreiben und die Flexibilität des Wechselkurses zu erhöhen", hieß es dort. Es gebe allerdings keine Grundlage für eine "Aufwertung im großen Umfang".
USA und IWF zufrieden Die USA und der Internationale Währungsfonds begrüßten die Ankündigung Pekings. "Eine entschlossene Umsetzung wäre ein positiver Beitrag zu einem robusten und ausgewogenen, globalen Wachstum", teilte US-Finanzminister Timothy Geithner mit. Washington freue sich, die Zusammenarbeit mit China im Rahmen der G20 sowie bilateral fortzusetzen, um die Wirtschaftserholung zu stärken.
Der Streit um Chinas Währung schwelt seit Jahren. Die USA gehören zu den schärfsten Kritikern, weil sie den Yuan für künstlich unterbewertet halten und dadurch Wettbewerbsnachteile erlitten. Vor dem Treffen der Regierungschefs der G20-Gruppe am 26. und 27. Juni in Toronto hatte Präsident Barack Obama in einem Brief an die Regierungschefs gefordert, dass die Weltwirtschaft nur gesunden könne, wenn auch die Wechselkurse vom Markt bestimmt werden könnten. Jedoch ist Chinas Währung seit Mitte 2008 praktisch fest bei einem Kurs von 6,8 Yuan an den US-Dollar gebunden. Obama steht auch innenpolitisch unter Druck, weil Mitglieder des Kongresses Peking mit Handelssanktionen zu einer Aufwertung zwingen wollen.
IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn nannte die Ankündigung "eine sehr willkommene Entwicklung". Eine stärkere chinesische Währung werde dabei helfen, "die chinesischen Haushaltseinkommen zu erhöhen und die nötigen Anreize zu liefern, Investitionen in Industrien zu leiten, die dem chinesischen Konsumenten dienen".
Die Weltbank hatte kürzlich in einem Bericht festgestellt, dass eine flexiblere Währung China mehr Freiheit bei der Entscheidung geldpolitischer Fragen gebe. Zugleich werde der Inflationsdruck gemindert, da in der Folge Importkosten sinken würden.
China hatte seit Juli 2008 als Folge der Weltwirtschaftskrise eine Stärkung seiner Währung verhindert, um seine Exportwirtschaft zu stützen. Zuvor war bereits im Juli 2005 eine Dollarbindung abgeschafft worden, woraufhin in den drei folgenden Jahren der Yuan um 21 Prozent zulegte. Die Dollar-Käufe der Zentralbank bescherten China Währungsreserven im Umfang von 2,4 Billionen Dollar, die weltweit größte Menge.
dpa |