Natürlich lässt sich das wie von dir angedacht nicht vergleichen. Zuvorderst hatte man 1970 weder die marktfertige Technologie noch die passende Gesetzgebung, um die konkurrierenden (sich ergänzenden!?) Energieformen nebeneinander antreten zu lassen. Zweitens zeigen dir die Gesetze der Ökonomie, dass eine Anschubfinanzierung IMMER wesentlich mehr kostet, als Etabliertes weiterlaufen zu lassen. Insofern ist es Unsinn zu behaupten, dass die Kostendynamik bei den Erneuerbaren anhält. Gerade bei PV und Wind ist bereits ein Bruch der Kostendynamik zu beobachten und zwar völlig ohne Gabriels zutun.
Während ich für den Kohle und Uranbergbau immer wieder neue Erkundungen und Aufschlüsse zu tätigen habe, mich dabei um das Umsiedeln von Menschen, die Sicherung von Bodenniveaus, das Umleiten von Flüssen, das Umsiedeln/Zerstören von Biosystem zu kümmern habe u.s.w. u.s.f., habe ich bei einer funktionierenden regenerativen Energieversorgung lediglich Repowering-Kosten, Standorte warten und pflegen.
Wer in einer Bergbauregion lebt, kennt Halden und Mondlandschaften, die Ungewissheit wo der nächste Rutsch stattfinden wird. Gleiches gilt für die Förderung Untertage, alte Stollen brechen ein, die Häuser ganzer Städte zerfallen aufgrund des unsicheren Bodenniveaus. Belastetes Material aus dem Uranbergbau muss teuer und aufwendig entsorgt werden, häufig taucht das in den Bilanzen gar nicht auf (schon gar nicht, wenn es in Mali stattfindet, wo Menschen keine Ahnung davon haben, was ein Bequerel ist).
Wer sich über die Verspargelung von Landschaften durch Windräder aufregt, der hat noch nie ein Tagebaurestloch gesehen. Atom- und Kohleenergie können nur Brückentechnologien für die Stromerzeugung sein, dabei ist es übrigens völlig egal, ob nun CO2 die Atmosphäre signifikant erwärmt oder nicht und wieviele Menschen noch an Krebs sterben müssen, bevor man mit dem Uranbergbau Schluss macht. Unsaubere Energieformen sind auch immer unwirtschaftlich, zumindest wenn man ehrliche Bilanzen schreibt.
Die Energieformen der Vergangenheit waren alternativlos, solange es keine Alternativen gab. Mit ihren Mitteln hat man Folgetechnologien entwickelt, zu den auch die Erneuerbaren zählen. Es geht hier um einen Prozess, der die Stromerzeugung wandelt, von einer schmutzigen zu der man keine Alternative kannte, zu einer sauberen und nachhaltigen, aufwandsloseren. Wer an diesem Punkt der Geschichte aussteigt, verursacht wesentlich höhere Kosten, als wenn man im Drecksmog mit ihrer Entwicklung von vorn beginnt.
Unabhängig von der ganzen Diskussion, wie klimaschädlich die Spurengase bei der Verbrennung konventioneller Energien sind oder wieviele Meeresbewohner im Pazifik vor Fukushima nun draufgehen mussten, wird doch nieman die Smog-Städte der 70er, 80er und 90er zurück haben wollen. Viele Spurengase sind schwerer als Luft, sie sammeln sich am Boden und machen dem Menschen ab bestimmten Konzentrationen das Atmen schwer. Den Kohle- und Atomdreck muss man nicht haben, wenn es auch anders geht.
Bei wachsenden Investitionsvolumina in den Energiemarkt bedeutet ein Deckeln der Erneuerbaren Vorfahrt für Kohle- und Atomstrom, denn natürlich hat man hier mind. 40 Jahre Vorsprung an Know-How, sowohl technologisch als auch politagitatorisch.
Erneuerbare erscheinen jetzt teuer, wenn man die Kostendynamik stumpf fortschreibt und das mit Konventionellen vergleicht. Vergessen wird dabei, dass auch diese in ihren Blütesubventionsjahren eine Kostendynamik hervorbrachten, die keiner tragen wollte. Es gibt aber einen entscheidenden Unterschied: Während erneurbare nicht zur Neige geht, also eine unpolitische, der Energieform eigene Kostendegression haben muss, ist das bei Konventionellen nicht der Fall. Im Gegenteil, je schwerer es wird neue Lagerstätten aufzuschließen, desto teurer werden sie in der Zukunft. Was der Staat also jetzt für Erneuerbare ausgibt, fahren alle spätestens zu dem Zeitpunkt ein, an dem es rein wirtschaftlich nicht mehr lohnt, konventionelle Sekundärrohstoffe auszubudeln.
Das gilt unabhängig davon wie richtig oder unrichtig die Klimadebatte ist oder wieviel von Kohle/Öl und Uran noch da ist. Die Kostendynamik bei den Erneuerbaren hat einen zwangsläufigen, marktwirtschaftlichen Verfall, sofern sie den anderen Energieformen als Wettbewerber weiterhin zur Verfügung steht. Vielleicht steht sie gerade deshalb politisch auf der Kürzungsliste.
Bei den Konventionellen gibt es diesen Verfall einer Kostendynamik nicht. Wenn das letzte Barrel für 5 Petabilliarden gekauft und von der Petrochemie aufgebraucht worden ist, ist Pumpe. Schicht im Schacht. Die Bedeutung einer Energiewende liegt in der breiten Verfügung alternativer Energieformen - jetzt und in Zukunt und insbes. für einen Zeitpunkt, zu dem es keine Alternative zu alternativen Energieformen geben sollte. Allein dafür lohnt es sich schonmal ein paar Prozente vom BIP locker zu machen, anstatt darauf zu warten, welcher Klimawissenschaftler nun recht behält.
So "reibungslos", wie das heute mit der Kohle läuft, lief das nämlich auch noch nicht immer. Weder die Maschinen unter Tage, noch die Großraumbagger, die ganz gern mal Millionen verschlingen, wenn sie auf Halde abrutschen, wurden in 4-5 Jahren zu der Perfektion getrieben, die sie technologisch heute besitzen. Es ist aber sinnlos, sich daran zu klammern, weil es so schön BILLIG geworden ist.
Ich hoffe stark, dass sich PNE nicht beirren lässt und weiter Zeichen setzt. Genauso wie ABB mit dem geplanten HGÜ-Netz oder die Bürgergruppen, die in Eigenregie Erneuerbare aufstellen. Gesünder ist das allemal, anstatt an Kohle und Öl zu kleben.
Keine Kaufempfehlung! |