Wo die Politik bislang versagt, zögern die oft unbeliebten Stadtwerke, Anteilseigner einer Sperrminorität bei RWE, offenbar nicht. Sie haben die Ökonomie des Börsenstrompreises verstanden, der sich nur dann erhöht, wenn eine Verknappung des Überangebtos an Strom an der EEX stattfindet.
Die EEG-Umlage lässt sich ganz profan dadurch senken, dass an der Börse wieder reale Preise für die Erzeugung von Strom gezahlt werden. Das kann durch ein Wiederbeleben des Emissionshandels, durch eine Besteuerung des Rohstoffs Kohle oder aber durch die Stilllegung von Altanlagen geschehen. Politisch genügte dazu eine Absenkung der Schadstoffgrenzwerte alter Kohlekraftwerke. Auf ein Signal aus Berlin will an dieser Stelle offenbar niemand warten. Die Stadtwerke sind es nun, die der Politik Entschlüsse für die Schließung alter Kohlekraftwerke "voRWEgnehmen", indem sie einer Kapitalerhöhung in 2014 nicht zustimmen wollen.
Zitat: "Terium ist damit in seinem Handlungsspielraum beim Versuch, den Versorger wieder auf eine Gewinnerstraße zu führen, eingeschränkt. RWE und der größere Konkurrent EON SE werden aufgrund der sinkenden Strompreise belastet und müssen Abschreibungen vornehmen, Anlagen stillegen - und schütten Investoren weniger aus.
In einem Jahr, in dem die Dividendenausschüttung bereits halbiert worden sei, sei es nicht akzeptabel, eine Resolution für eine Kapitalerhöhung durch das Management zu genehmigen, sagte Pehlke. Die geringere Ausschüttung habe das Ziel gehabt, eine Kapitalerhöhung zu verhindern."
Quelle: http://www.wiwo.de/unternehmen/industrie/...g-blockieren/9467792.html
Es besteht also die Hoffnung, dass die Stadtwerke in ihrem Bestreben um stabile, wertige Strompreise an der EEX das Richtige tun: Den Anteil des konventionellen Stroms im künftigen Stromangebots durch ökonomisch erzwungene Kraftwerksschließungen zu begrenzen. Das kommt allen Akteuren im Bereich der Energiewirtschaft zugute und trägt der Idee einer "Energie_wende_" endlich Rechnung, die da ist: "100% Erneuerbare, 0% Fossile" oder in der Verlaufsform: "Mehr Erneuerbare, weniger Fossile."
Ganz nebenbei sorgt ein kostendeckender Strompreis an der EEX für die Lösung von Gabriel's Problem, das auf zwei Phänomenen beruht:
- dem Anstieg der EEG-Umlage - der Wahrnehmung, dass der Ausbau der Erneuerbaren am hohen Strompreis Schuld sei
Letzters wird zum einen durch das separate Ausweisen einer EEG-Umlage auf der Stromrechnung, aber das Fehlen der Subventionen und Folgekosten von Kohle- und Atomstrom auf dieser Rechnung befördert, zum anderen dadurch, dass die Medien mit sagenhafter Inkompetenz diese Wahrnehmung unterstützen, wenn nicht gar erzeugen.
Ein gewichtiges Indiz für diese mediale Voreingenommenheit ist das Fehlen einer Debatte darüber, wie der Börsenpreis stabilisiert werden, wie er zu einem kostendeckenden Niveau zurückfinden kann. Es wird wenig reflektiert, dass die Ursache einer hohen Umlage in der Verramschung des Stroms am Spotmarkt liegt. Anstatt Mechanismen zu suchen, die mittelbar die Umlage senken, ist es wesentlich effektiver diesen Börsenpreis direkt oder auf Umwegen zu stabilisieren. Ergo müsste weniger über die EEG-Umlage geredet werden, sondern vielmehr darüber, wie der Verfall der Strompreise an der EEX gestoppt werden kann.
Die Stadtwerke finden hier indirekt den Hebel, den die Politik nicht sieht oder nicht sehen will. Faszinierend. |