Gold & Gesellschaft: G20 - S(t)imulanten
Das Finanzminister-Treffen der G-20 Länder am vergangenen Wochenende hat gestern zu einer sagenhafte Rallye praktisch aller Märkte geführt. BLOOMBERG schrieb in seinem gestrigen Bericht unter dem Titel U.S. Stocks, Commodities Jump as Dollar Slides on G-20 Stimulus: U.S. Stocks extended a global rally and the dollar slid after the Group of 20 nations agreed to maintain economic stimulus efforts. Commodities climbed, sending gold to a record above $1.100 an ounce.
In dem Bericht wird ein Investment Manager mit folgenden Worten zitiert: This is real bull market stuff. No country is backing away from their program of fiscal stimulus. That's good news for the global economy and not such good news for inflation. That's why you're seeing stock markets around the world going higher.
Da haben wir es also: Aktienmärkte und Rohstoffe, die bislang (zeitlich) voreilende Indikatoren des Aufschwungs waren, werden lediglich durch eine Kombination aus Null-Zins Politik und staatlichen Stimulus-Maßnahmen angeheizt. Die Real-Wirtschaft lebt weiter am Tropf des Staates, der im Billionen-Umfang frisch gedrucktes Geld über die Monetarisierungs-Waschmaschine der Zentralbanken in den Wirtschaftskreislauf pumpt.
Diese Gelder hypen die monetäre Basis --- bei der FED wurde diese Geldmenge vom Herbst 2008 bis heute mehr als verdoppelt --- während die Kreditvergabe abnimmt. Und das trotz einer Vielzahl von Programmen, die es weiter Privathaushalten mit einer Kreditwürdigkeit im Subprime-Bereich erlauben, die viel zu teuren Häuser zu unterhalten.
Der Kreditmultiplikator, der das Verhältnis des Wachstums der monetären Basis widerspiegelt, ist für die Geldmenge M1 in den U.S.A. unter 1,0 gefallen. In einem Fractional Reserve Banking System ist zu erwarten, dass die auf der monetären Basis aufbauenden Geldmengen M1, M2 und M3 immer stärker als die monetäre Basis wächst. Das ist derzeit nicht der Fall. Die monetäre Basis wächst schneller als M1 und M2 wächst langsamer als M1. M3 verzeichnet ein Null-Wachstum oder kontrahiert sogar.
Die in völliger Panik befindliche FED versucht nun durch eine massive Ausweitung der monetären Basis das Schneeball-System vor einer Kontraktion zu bewahren.
Der Staat sorgt dabei über seine kreditfinanzierten Ausgaben-Programme dafür, Geld in den Wirtschafts-Kreislauf einzuschleusen, um der Kontraktion von Kredit-Geld entgegen zu wirken. Das passiert beispielsweise durch Stützung der Subprime-Schuldner, damit diese ihre Zinsen zahlen können. Da diese Kredite aber im Wesentlichen durch Monetarisierung der FED getragen werden, steigt die monetäre Basis wie gewünscht.
Würde die Wirtschaft nun wirklich wieder Schwung aufnehmen, ohne dass es der kreditfinanzierten Ausgabe-Programme des Staates bedarf, dann würden die Kredit-Multiplikatoren wieder anziehen. Die Flut der neu geschaffenen Geldmenge, die derzeit noch in den Bilanzen der Banken schlummern, würden als Riesenwelle über die Märkte schwappen. Eine Hyperinflation wäre wohl unvermeidlich.
Die FED kann Geldmenge auch nicht mehr zurückholen, da es sich um kein Kredit-Geld handelt. Das vom Staat ausgeliehene Geld hat nun einen neuen Besitzer bekommen: Aus dem Kredit-Geld ist Eigenkapital-Geld geworden.
Christian Vartian vertritt die These, dass eine expansive Geldpolitik beim Eigenkapital-Geld (also praktisch Gelmenge M1) bei negativen Real-Zinsen --- d.h. Nominal-Zinsen abzüglich der echten Inflationsrate --- zu einer Hyperinflation führen wird. Sein Modell des Monetarismus sieht in der vor der Krise gesehenen restriktiven Geldpolitik den Grund für die gesehenen Spekulations-Paradise, die maßlose Expansion des Finanzsektors und die eingetretene Kreditinversion.
Wie wird es nun weitergehen: Gold wird sich als der einzig verlässliche Wertespeicher für Vermögen herauskristallisieren. Gold ist eben kein Rohstoff, wie auch viele Gold-freundliche Investoren wie Rogers vermuten.
Aktuelle Entwicklung an den Gold-Märkten
Der heutige Tag ist schnell zusammengefasst: Die Golddrückung unterhalb der Marke von $1.100 ist missglückt.
Dabei hat man sich mit steigendem Dollar anfangs noch viel Mühe gegeben.
Es scheint so, als wenn Gold in Wellen von $50 ansteigen würde. Der nächste Korrekturpunkt wäre dann bei $1.070 bis $1.080 zu suchen mit dem folgenden Anstiegspunkt auf $1.150. Das würde vermutlich immer noch keine Panik auslösen, zumal Youtube-Aufzeichnungen im Internet kursieren, dass Urlauber im sonst so aufgeklärten Kalifornien es ablehnen, eine 1oz Maple Leaf Gold-Münze für $50 zu kaufen. Obwohl der Retail-Wert oberhalb der Marke von $1.100 liegt.
Gold bleibt weiterhin ein Investment für Wenige. Und solange das bleibt, wird die Hausse kein Ende nehmen. Egal, was die Systemlinge uns erzählen wollen.
Aber der von Vielen angekündigte System-Zusammenbruch ist nicht an einen bestimmten Gold-Preis gebunden. Vielleicht funktioniert das System auch noch bei Gold $3.000, wenn genug Schafe weiterhin auf den Papier-Weiden gedeihen (PS: der Schlächter freut sich um so mehr). Die Marke von $1.000 haben sowohl das Gold-Kartell als auch die Gold-Bugs ernster genommen, als sie wirklich ist. Das Ganze ist eine Frage des Massenverhaltens: Flüchten die Investoren in größerem Umfang aus dem Papiergeld-System in Gold, dann ist es nur eine Frage von Tagen (oder sogar Stunden), bis das System kollabiert. Diese Massen Histerie kann man jedoch nicht an einem bestimmten Gold-Preis festmachen.
Wenn es passiert, dann passiert es. Und ex post gibt es sicherlich viele kluge Stimmen, die begründen zu können, warum es jetzt und bei diesem Preis passiert ist.
Bullshit ! Keiner kann die Psychologie der Massen vorhersagen. Alle Propheten haben deshalb versagt und sich ohne Veranlassung unglaubwürdig gemacht. Das Problem ist, dass diese Propheten zwar prinzipiell mit ihren makroökonomischen Vorhersagen recht haben, aber die Zeitpunkte bestimmter Ereignisse trotzdem falsch einschätzen.
Ich habe deshalb vermutet, dass bei Gold $1.000 nichts passiert, bei $1.050 auch nichts und die Marke von $1.100 auch bedeutungslos ist. Erst wenn die Leute merken, dass sie für ihr Geld auch zu wesentlich höheren Preisen kein wirkliches Gold mehr bekommen, wird die Panik einsetzen. Da können auch die Systemlinge von Goldman Sachs nichts mehr machen. Wahrscheinlich sind die intelligenteren Chargen von dieser Firma, die sich nicht durch mehrfache Interviews und Gehirnwäschen ihrer eigenen Denkkraft entledigt haben, sowieso in größerem Umfang in Gold persönlich long. So wird zwar ein Imperium untergehen, aber die Offiziere werden in der neuen Welt trotzdem ein gutes Auskommen haben. Das kennen wir doch aus der deutschen Geschichte, oder?
Die Geschichte von Gold heute ist schnell erzählt. Im asiatischen Markt wurde das Metall wieder unter die Marke von $1.100 gedrückt. Im Londoner Vormittags-Handel konnte Gold unterhalb von $1.100 gehalten werden. Der A.M. Fix kam mit $1.099,75 (EUR 732,73) wirklich knapp unterhalb dieser Marke zustande. Im 24-Stundenvergleich ein Rückgang von neun Dollar.
Zum Nachmittag konnte die Marke von $1.100 wieder leicht nach oben durchbrochen werden. Der P.M. Fix mit $1.101,50 (EUR 735,31) hat dies angezeigt. In den nachfolgenden Stunden hat Gold zwar einen Ausbruch probiert, dieser wurde aber bei $1.106 gestoppt und Gold korrigierte knapp oberhalb der Marke von $1.100 zum Schluss des Handels an der COMEX.
Ein schlechter Tag für die Manipulatoren. Der US-Dollar nebst Treasury Renditen waren heute unverändert. Man hat sich nicht getraut, die Aktien-Märkte nur wegen Gold crashen zu lassen. Vielleicht hat man sich schon mit dem steigenden Gold-Preis arrangiert, nachdem die Reaktion im Publikum weiterhin verhalten ist. So kann man wenigstens die Blase pflegen.
http://www.bullionaer.de/shop/showZiemann.php/action/latest ----------- "Die Börse reagiert nur zu 10% auf Fakten, der Rest ist Psychologie!" (Kostolany) An der Börse wird das "meiste" Geld mit Marktbewegungen verdient, die die "wenigsten" Marktteilnehmer erwarten! |