Gold & Gesellschaft: Too big to bail
BLOOMBERG berichtete gestern unter dem Titel RBS, Lloyds Get $51 Billion in Second Bank Bailout über eine erneute plötzliche Rettungsaktion des Staates für das angeschlagene britische Bankensystem. Mit insgesamt 31,3 Mrd Pfund ($51 Mrd) werden die Royal Bank of Scotland (RBS) und die Lloyds Banking Group nun zum zweiten Mal gerettet. Davon gehen allein 25,5 Mrd Pfund in eine weitere Kapitalerhöhung der RBS. In Summe sind in die RBS inzwischen 45,5 Mrd Pfund geflossen. Weltweit ist das die größte, zumindest offiziell ausgewiesene, Rettungsaktion für eine Bank.
Dabei kann sich das Vereinigte Königreich eigentlich solche Rettungsaktionen nicht leisten. Die Netto-Neuverschuldung beträgt über 12 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Ein Großteil der neu emittierten Staatpapiere (Gilts) werden von der Bank of England monetarisiert. Während die FED ihr Quantitative Easing Programm (QE) nicht weiter ausgeweitet hat und es in diesem Jahr auslaufen lässt, hat die BoE dieses Programm vor einigen Monaten massiv ausgeweitet.
Nur die Hilfe der Schicksalsgemeinschaft FED, EZB, BoJ und BoE verhindert durch Interventionen am Devisenmarkt, dass das britische Pfund von den Investoren abverkauft wird. Die Regierung sieht keine Alternative zur Rettung des maroden Bankensystems. Von deren üppigen Einnahmen profitierte die Service-Industrie. Ein industrieller Kern ist praktisch nicht mehr vorhanden. Die Insel versucht deshalb auf Teufel komm raus ihre Existenz mit dem Banken-System und dem Standort London-City zu erhalten.
Die zweite Phase der Banken-Krise ist hiermit eingeläutet. Und es ist nur eine Frage der Zeit, welcher Staat der Insel Island beim Staatsbankrott folgen wird. Dort waren nämlich die Banken nicht nur systemrelevant (too big to fail), sondern selbst für den Staat eine Nummer zu groß (too big to bail). Großbritannien ist ein heißer Anwärter auf den zweiten Platz hinter Island.
Aktuelle Entwicklung an den Gold-Märkten
Wer hätte das gedacht: Letzte Woche gelang es dem Kartell noch, Gold unter die Marke von $1.050 zu drücken. Da fühlten sich die perma-Bären bestätigt, dass jetzt die lang ersehnte Korrektur beim Gold einsetzen würde. Und den bei jedem Rückgang zittrig lästernden Goldjammerern stand wieder einmal kalter Schweiß auf der Stirn. Und plötzlich, diese Woche, trotz des Auftritts der Dreifaltigkeit aus Treasury Versteigerung, FED-Meeting und der monatlichen Verkündung der Arbeitslosenzahlen bricht das Metall einfach nach oben aus. Short-Squeeze, Commercial Signal Failure oder Bären Curry nennt man diese Situation.
Im Prinzip hat jene sich schon seit mehreren Monaten angekündigt. Wer sich an der New Yorker COMEX seinen Gold-Kontrakt hat ausliefern lassen, der bekam trotz eines Lagerscheins, der die Seriennummer des 100oz-Goldbarrens im Lagerhaus spezifiziert, mit Verzögerung plötzlich einen anderen Goldbarren ausgeliefert.
Die 400 Tonnen IWF-Gold sollten eigentlich eine kleine Rettungs-Armee für das arg in Bedrängnis gerate Gold-Kartell werden. Plötzlich verschwanden 50 Prozent in den Kellern der Indischen Zentralbank. Ob hier echte Goldbarren den Besitzer wechseln, wird inzwischen bezweifelt.
Sollten die 400 Tonnen IWF-Gold nicht existieren, dann werden die verbleibenden 2.800 Tonnen IWF-Gold erst recht nicht existieren. Sind wie jetzt an dem Punkt, an dem die Notenbanken mit ihrer Strategie, ihre Währung bis zum letzten Blutstropfen Zentralbank-Gold zu verteidigen, an den Boden ihrer Lager angekommen sind.
324.000 offene Lieferkontrakte existieren an der COMEX für den Liefermonat Dezember 2009. Im Warenhaus befindet sich nach den offiziellen Zahlen genug Gold, um 22.000 Kontrakte bedienen zu können. Das entspricht einer physischen Golddeckung von 6,8 Prozent. Die Gold-Pyramide, die mit denselben Methoden des fractional reserve Systems aufgebaut worden ist, wie unser Papier-Geldsystem, wird immer wackeliger. Wenn sie kollabiert, wird es nur wenige geben, die ihren Goldbesitz in physisches Gold ausbezahlt bekommen. Den restlichen 90 bis 95 Prozent geht es so, wie den Investoren des Madoff-Fond.
Nur etwas, was man selbst in den Händen hält und was glänzt, kann echtes Gold sein.
Gold startete den heutigen Tag mit leicht nachgebenden Notierungen in Asien. Nach dem rasanten Anstieg der letzten Tage wäre eine kleine Korrektur eigentlich zu erwarten gewesen. Dass sie ausbleibt liegt einzig und allein daran, dass die Preisfindung bei Gold eben nicht den Marktgesetzen gehorcht. Zu Beginn des Handels in London stieg Gold dann auch schnell in Richtung der Marke von $1.090 und konnte diese leicht überschreiten.
Der A.M. Fix mit $1.091,75 (EUR 739,57) bestätigte, dass Gold für diesen Preis auch physisch nachgefragt wird. Ein Tagesplus von $34. Es sind nicht die Papier-Spekulanten, die den Gold-Preis nach oben treiben.
Im Nachmitags-Handel konnte Gold die Marke von $1.090 verteidigen. Die Marktteilnehmer versuchten jedoch keinen weiteren Ausbruch in Richtung der Marke von $1.100. Der P.M. Fix kam wenig überraschend mit $1.090,00 (EUR 736,09) zustande. Auf 24-Stundenbasis ein Zugewinn von $29.
In den folgenden Handelsstunden war Abwarten angesagt, bis die FED heute Abend nach Schluss des Handels an der COMEX ihre Zinsentscheidung verkündet. Insoweit kam es zu keinen signifikanten Bewegungen.
Zum Schluss des Handels an der COMEX verfiel der Goldpreis wieder und beendete den Handel mit $1.086,70.
Es ist jetzt 20:15 Uhr MEZ und die Entscheidung der FED wurde verkündet: Die Zinsen werden bis auf weiteres auf niedrigem Niveau bleiben. Nach einem Drückungsversuch konnte sich Gold wieder oberhalb der Marke von $1.090 befestigen! http://www.bullionaer.de/shop/showZiemann.php/action/latest ----------- "Die Börse reagiert nur zu 10% auf Fakten, der Rest ist Psychologie!" (Kostolany) An der Börse wird das "meiste" Geld mit Marktbewegungen verdient, die die "wenigsten" Marktteilnehmer erwarten! |