Wolfgang Münchau, Kommentator der FTD und FT, kommt die Hausse an den Aktien- und Rohstoffmärkten inzwischen auch komisch vor: Die Hausse an den Börsen ist für viele Marktbeobachter ein Zeichen dafür, dass die Krise nach über zwei Jahren nun endgültig vorbei sei. Mir geht es genau andersherum. Für mich ist sie ein Zeichen dafür, dass wir dem schlimmsten anzunehmenden Unfall ein Stück näher gerückt sind.
Viele Indizes, mit denen man die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung prognostizieren will, werden sehr stark von der Entwicklung an den Börsen beeinflusst. Beispielsweise der ZEW-Index, aber auch der Ifo-Index. Beide Indizes wollen uns schon seit mehreren Monaten weismachen, dass die Rezession so schnell zu Ende gehen wird, wie sie gekommen ist.
Wolfgang Münchau macht für jene Entwicklung die laxe Geldpolitik der Notenbanken und den schwachen Dollar verantwortlich, der für die Spekulationsblasen an den Aktienbörsen, den Rohstoffmärkten und bei den Renten verantwortlich sei. Es drohe die Gefahr einer Superblase, deren Platzen womöglich das gesamte Finanzsystem zum Einbruch zwänge.
Nun hat bereits Nouriel Roubini vor kurzem vor einer Megablase gewarnt, die sich bedingt durch Dollar Carry-Trades neues Volumen verschafft. Auf der anderen Seite kritisiert derselbe Roubini die von Jim Rogers vorhergesagte Verdoppelung des Goldpreises auf $2.000 als Unsinn. Damit outet sich Roubini als ein Anhänger der Fraktion, die die derzeitige Preisentwicklung bei Gold als überzogen kritisiert.
Jon Nadler, Gold perma-Bear von KITCO schreibt schon seit Jahren negative Berichte über Gold. Aber der Goldpreis steigt trotzdem. Und der Oberguru der Elliott-Wellen-Theorie Robert Prechter, der den Goldpreis während der Jahrtausendwende --- dort stand Gold bei unter $300 --- einen Fall auf zweistellige Dollarpreise vorhersagte, liegt heute immer noch so falsch wie damals.
Wie viel Geld haben die Investoren verloren, wenn sie auf diese pseudo-Experten gehört hätten. Nun ist Prechter ja auch noch ein bekennender Deflationist, und die Auslöschung riesiger Geldmengen im letzten Herbst hätte nach seiner Theorie eigentlich Gold genauso einbrechen lassen müssen, wie die anderen Assets. Aber nur Gold hat sich als deflationsstabiles Investment während dieser Zeit herausgestellt. Das liegt daran, dass Gold eben nicht mit Kreditgeld gekauft wird, wie die anderen Investments. Und in unserem Papiergeldsystem kann nur der Kreditgeld-Anteil der Geldmenge deflationieren. Die monetäre Basis (M0 + quasi-M0) sowie ein Großteil der Geldmenge M1 sind Eigenkapital-Geld, d.h. von einer Deflation nicht betroffen. Geld das man in der Hand hat und das nicht geliehen wurde, kann keiner mehr einen wegnehmen.
Vielleicht können diese drei Herren ja einmal eine Anti-Gold Konferenz einberufen. JP Morgan und Goldman Government Sachs wäre sicherlich interessierte Gastredner.
Zurück zum Thema Notenbank-Blasen: Münchau befürchtet, dass ein Platzen der neuen Blase zu einer ungehemmt verlaufenden Krise führen würde: Man würde eben nicht mehr über dieselben finanziellen Spielräume verfügen, da die Zinsen bereits praktisch bei Null seien und die Staatsverschuldung nicht mehr weiter für Konjunkturpakete ausgeweitet werden könne.
Die Notenbanken würden sich stets bei der Entscheidung Depression oder Blase für die Blase entscheiden. Im Jahr 2003 kann man laut Aussage von Münchau den Notenbankern noch zu Gute halten, dass sie die Zusammenhänge zwischen nominalen Zinsen und Wertpapierpreisen nicht verstanden hätten. Sie wären also lediglich inkompetent gewesen.
Wenn die Notenbanker heute aber denselben Fehler wie 2003 erneut machen würden, dann wären sie kriminell inkompetent.
Wolfgang Münchau plädiert dafür, die bisherigen Unterstützungs-Programme der Notenbanken zügig auslaufen zu lassen. Es sei nicht die Aufgabe einer Notenbank, insolvente Geschäftsbanken am Leben zu erhalten.
Das ist zwar richtig, verkennt aber den wahren Grund, warum die Notenbanken so handeln: Ein Rücknahme der Programme würde neben dem Platzen der Megablase die insolventen Geschäftsbanken augenblicklich auslöschen. Und damit die Realwirtschaft in Folge. Die Notenbanker mögen zwar kriminell handeln, aber sicherlich nicht kriminell inkompetent.
Aktuelle Entwicklung an den Gold-Märkten
Das war kein spannender Goldtag heute. Gold schwankte den ganzen Tag um das gestrige Schluss-Niveau von $1.090. Keine Partei hat einen Anlauf genommen, den Gold-Preis in die eine oder andere Richtung zu bewegen.
Der A.M. Fix kam mit $1.088,00 (EUR 732,66) um knapp vier Dollar als noch vor 24 Stunden zustande. Zum P.M. Fix stand Gold dann praktisch unverändert gegenüber dem gestrigen P.M. Fix bei $1.089,00 (EUR 731,90).
Gold schloss den Handel an der COMEX mit $1.088,50.
Auch der Dollar und die Real-Renditen der 10-jährigen Treasury Notes zeigten sich mit 78,8 (USDX) und 3,5 Prozent unverändert. http://www.bullionaer.de/shop/showZiemann.php/action/latest ----------- "Die Börse reagiert nur zu 10% auf Fakten, der Rest ist Psychologie!" (Kostolany) An der Börse wird das "meiste" Geld mit Marktbewegungen verdient, die die "wenigsten" Marktteilnehmer erwarten! |