Gold & Gesellschaft: Die (monetäre) Viererbande hält zusammen
Die WELT schrieb heute in einem Bericht unter dem Titel Die Devisen der großen Vier sind abgemeldet, dass Dollar, Euro, Pfund und Yen global an Rückhalt verlieren.
Anleger investieren lieber in Länder, deren Notenbanker frühzeitig zur straffen Geldpolitik zurückgekehrt sind. In den USA, Euroland, Großbritannien und Japan scheint die Zinswende noch in weiter Ferne. Zu angeschlagen sind die Kreditinstitute, zu schwach präsentiert sich der Arbeitsmarkt und zu wackelig die Konjunkturerholung, schreibt die WELT.
Der Artikel lobt insbesondere den Australischen Dollar. Nun, wenn ein Land weit entfernt ist und man über Australien nicht mehr weiß, als dass es dort Kängurus, Koala-Bären und eine verheerende Dürre gibt, dann besteht keine Gefahr der kritischen Hinterfragung dieser These.
Zu dumm für die WELT, dass der Australier Joel Bowman für den gestrigen DAILY RECKONING einen Bericht unter dem Titel The GDP Fraud veröffentlicht hat.
Der Bericht dreht sich um den Betrug, den die verschiedenen Wahrheitsministerien --- sorry ich meine natürlich regierungsamtliche Statistik-Behörden --- mit den Zahlen zum Bruttoinlands-Produkt betreiben. Insbesondere die australische Regierung schien hier nach Aussage des Australiers Bowland besonders kreativ gewesen zu sein.
Zuerst muss man verstehen, wie das Bruttoinlands-Produkt (BIP oder gross domestic product/GDP) ermittelt wird. Und das GDP erfasst dabei nicht nur die Wirtschafts-Aktivität im privaten Sektor, sondern es fließen auch die Ausgaben des Staates mit ein. Und das ohne Berücksichtigung der Netto-Neuverschuldung.
Es gibt drei Methoden, das GDP zu ermitteln:
Auf Basis der ermittelten Ausgaben (expenditure method) Auf Basis der Einkommen (income method) Auf Basis der ermittelten Wertschöpfung (value-add method) Bei der expenditure method wird die Größe einer Volkswirtschaft durch Summieren aller Ausgaben, abzüglich der Netto-Importe ermittelt. Das heißt der Staat könnte beispielsweise die Renten und Sozial-Leistungen kräftig auf Pump ausweiten und das GDP würde ansteigen. Das ist in Australien tatsächlich in größerem Umfang passiert.
Das heißt nicht, dass der Staat nichts zum GDP beitragen würde. Weil er entzieht den Arbeitnehmern und Unternehmen ja Gelder, die diese sonst wahrscheinlich ausgegeben hätten. Aber man muss den Anteil der Staatsausgaben zumindest um die Netto-Neuverschuldung korrigieren. Ein Staat wie die U.S.A., die bei einem Gesamthaushalt von $3.000 Mrd schon allein $1.500 Mrd durch Neuverschuldung finanzieren müssen, sollten eben nicht die $3.000 Mrd zum GDP beitragen, sondern nur mit $1.500 Mrd. Wenn man jetzt noch berücksichtigte, dass ein Großteil der Schulden durch die Notenbank monetarisiert wurde, erkennt eindeutig, welcher GDP Fraud hier vorliegt.
Warum führt eine solche Politik nicht zum Abverkauf der Währungen, fragt sich der Beobachter. Hier sind folgende drei Gründe anzuführen.: Ein Großteil der Wirtschaftswissenschaftler glaubt noch immer an die Lehren von John Maynard Keynes. Dessen Philosophie ist, dass der Staat im Rahmen von deficit spending in einer Rezession den Nachfrageausfall von privater Seite mit staatlichen Konjunktur-Programmen kompensieren soll. Nach der Theorie kommt die Wirtschaft so wieder in Gang und der Staat kann seine Stimulus-Maßnahmen wieder zurückfahren. Mit den Steuermehreinnahmen werden die angehäuften Schulden wieder getilgt. Leider funktioniert die Theorie nicht, da sich de facto alle Staaten seit Jahrzehnten in dem Modus eines permanenten deficit spendings befinden.
Nun könnte man anmerken, dass der Staat damit Geldmittel in den Wirtschafts-Kreislauf einschleust, die sonst nur auf dem Bankkonto schlummern. Das mag zwar richtig sein, wenn der Staat das Geld wieder zurückzahlt. Aber das tut er nicht. Deshalb fehlen denjenigen eigentlich ihre an den Staat geliehenen Gelder, die für den Lebensabend oder Investitionen vorgesehen waren. Sie sind aber trotzdem, zumindest virtuell, noch da: Dank unseres Geldsystems.
Der Staat geht aber noch weiter, und hier sind wir bei dem zweiten Grund, warum die Währungen nicht abgekauft werden: Er lässt sich das Geld für seine eigene deficit spending Politik von seiner Notenbank drucken. Das macht er nicht direkt, sondern versteckt über indirekte Maßnahmen der Monetarisierung. Ich habe in der Vergangenheit darüber bereits im Detail berichtet.
Der dritte Grund ist, dass die Staaten und ihre Währungen sich gegenseitig stützen. Wird die Geldpolitik in einem Land von den Investoren durch Kapital-Flucht bestraft, dann helfen die anderen Länder durch Ankauf der in Probleme geratenen Währung. Da sie ihre eigene Währung selbst in beliebigen Umfang schöpfen können, kann so die in Bedrohung geratene Währung gestützt werden.
Der US-Dollar nebst Euro, Britisches Pfund und Yen ist eine solche Schicksals-Gemeinschaft. Man kämpft solange, bis man gemeinsam untergeht. Diese Viererbande hat die Lage anscheinend immer noch unter Kontrolle. Aber man weiß ja aus der Geschichte, wie das Schicksal einer anderen Viererbande geendet hat.
Aktuelle Entwicklung an den Gold-Märkten
Bloomberg berichtete gestern über den Verkauf der Hälfte der rund 400 Tonnen des IWF-Goldes an die Indische Notenbank: The International Monetary Fund said it is selling 200 metric tons of gold to the Reserve Bank of India for about $6.7 billion, its first sale of the precious metal in nine years. Der vereinbarte Preis pro Feinunze betrug $1.045.
Mit diesem verkauften Gold schwindet erneut die Hoffnung der Gold-Bären auf einen nachhaltigen Rückgang des Gold-Preises. Letzte Woche konnte man noch mit massiver Stützung des US-Dollars den Goldpreis in Richtung der Marke von $1.030 drücken, um die Versteigerung von $182 Mrd neuen Staatsanleihen abzusichern.
Gold startete den heutigen Handelstag mit einem Zuwachs von fünf Dollar im asiatischen Markt. Dabei wurde die gestern so hart verteidigte Marke von $1.065 gerissen. Im Londoner Vormittags-Handel nahm der Druck auf Gold aber wieder zu, so dass die Marke von $1.060 nach unten durchbrochen wurde. Der A.M. Fix kam mit $1.058,00 (EUR 721,59) zwar sechs Dollar höher als noch vor 24 Stunden zustande, musste aber gegenüber dem Hoch in Asien Federn lassen.
Interessierten Beobachtern ist der starke Euro-Preis mit knapp 722 zum A.M. Fix sicherlich aufgefallen. Um 10:00 Uhr MEZ hat nämlich im Vorfeld des heutigen FED-Meetings die (monetäre) Viererbande --- Erläuterung siehe im Bericht oben --- zugeschlagen. Damit konnte man einen Goldpreis-Anstieg oberhalb der Marke von $1.070 noch rechtzeitig abwehren. Der Euro verfiel innerhalb einer Handelsstunde von $1,4750 auf unter $1,4650.
Gold ließ sich davon nur kurz beeindrucken. Nach dem A.M. Fix setzte es wieder zu einer Erholung oberhalb der Marke von $1.060 an. Erst bei $1.064 war dann wieder Schluss. Die Regierungen und ihre Notenbankchefs kämpfen hart um ihre Wackelwährungen.
Was soll man auch anderes erwarten: In einem Goldstandard basierten Währungssystem ist für die ganze Kohorte der Liquiditäts-Steuerer und Bediener der Notenpresse kein Platz mehr. Und Schulden-Politiker würde schnell vom goldenen Schiedsrichter die rote Karte gezeigt bekommen.
Mit Beginn des Handels an der New Yorker COMEX wurde Gold auf bis zu $1.055 gedrückt, konnte sich im Anschluss aber wieder erholen. Zum P.M. Fix stand Gold dann bereits wieder bei $1.061,00 (EUR 723,34). Auf Euro-Basis hatte Gold diesen hohen Stand zuletzt im März 2009 erreicht. Von dem absoluten Euro-Höchstkurs am 20. Februar 2009 in Höhe von EUR 782,44 sind wir allerdings noch EUR 60 entfernt.
Um 16:40 Uhr MEZ war es dann soweit: Gold hat die Marke von $1.070 nach oben durchbrochen und konnte erst bei $1.080 gestoppt werden. Aber die positive Entwicklung ging noch weiter und Gold setzte seine Entwicklung bis auf $1.085 fort. Auch die zwei Prozentregel wurde verletzt: Das Gold-Kartell bekommt Gold einfach nicht mehr unter Kontrolle.
Gold beendete den heutigen Handelstag an der COMEX mit $1.084,90 (EUR 739).
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