Gesamtwirtschaftliches Umfeld
Die WELT fragte in ihrem gestrigen Beitrag: Droht eine Neuauflage der Großen Depression. In der Vergangenheit waren diese Berichte aus der System-Presse immer so geschrieben, dass die Frage eigentlich rein rhetorischer Natur war.
Auch dieser Bericht scheint dem altbekannten Muster zu folgen. Zuerst wird zwar die Parallelität des Absturzes im Jahre 1929 mit dem Kollaps der Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 verglichen. Dann erfolgt jedoch Entwarnung: Insbesondere die Erholung in der Industrie gibt Anlass zur Hoffnung, aber auch die beharrlich nach oben strebenden Börsenkurse sind ein gutes Zeichen. Eine neue Große Depression findet – allem Anschein nach – nicht statt.
Dabei verhält sich der Aktien-Markt untypisch. Trotz starker Einbrüche im Geschäft kam es zu einer Jahrhundert-Hausse. Diese Hausse hat die im Wesentlichen finanzmarktgetriebenen Indikatoren wie ZEW-Index und IFO-Index nach oben getrieben. Und beide Indikatoren waren in der Vergangenheit ein Hinweis auf die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung.
Was treibt nun den Aktien-Markt: Das billige Geld der Notenbanken, das Anleger zu Aktienkäufen auf Kredit veranlasst. Oder der gezielte Eingriff von Investment-Banken, die im Auftrag der Regierung die Altersvorsorge ihrer Bürger retten wollen. Oder einfache Inflations-Ängste.
Frank Veneroso stellt in seinem Bericht vom 19. Oktober einfache Fragen:
Der S&P500 ist in sieben Monaten um 65 Prozent gestiegen. Solch einen Anstieg hat es noch nie gegeben. Egal unter welchen ökonomischen Begleitumständen. In den Jahren 1973/74 gab es einen vergleichbaren Einbruch an den Aktien-Märkten. Innerhalb von acht Monaten konnte der Index um 50 Prozent auf ein Zwischenhoch ansteigen. An diesem Punkt stieg die Zahl der Arbeitsplätze monatlich um 400.000. Heute fällt die Beschäftigung um monatlich 400.000. Wer treibt eigentlich die Rallye an. Es wird von Seiten der Bürger eher Geld aus Aktien-Fonds abgezogen. Insiders, die üblicherweise starke Käufer am Tiefpunkt sind, verkaufen ihre Aktien wie verrückt. Hier scheint etwas fundamental nicht stimmig zu sein. Und auch die WELT äußert sich in ihrem Bericht kritisch: Was den Großen Crash so tückisch macht, ist, dass es ab Mitte November 1929 zu einer Gegenbewegung kommt. In den folgenden sechs Monaten legt der Dow um rund 50 Prozent zu. Im Frühjahr 1930 glaubten viele Beobachter, dass das Schlimmste überstanden ist. Doch der Börsenkrach hat einen Prozess in Gang gesetzt, der nicht nur die US-Wirtschaft, sondern die globale Ökonomie in eine nie da gewesene Misere zieht. Die Große Depression. Drei Jahre nach dem Crash, am Tiefpunkt der Krise, ist der globale Handel um 30 Prozent eingebrochen, das Bruttoinlandsprodukt der Vereinigten Staaten um 40 Prozent geschrumpft.
Also erst drei Jahre nach dem eigentlichen Crash war der Tiefpunkt erreicht. Wollte man gestern mit heute vergleichen, dann wäre der Tiefpunkt erst im Herbst 2011 zu erwarten.
Aber es darf natürlich kein Seitenhieb gegen Gold fehlen: Er spielt darauf an, dass wirtschaftspolitische Fehlentscheidungen wie das lange Festhalten am Goldstandard sowie die damit einhergehende Sparpolitik die Weltwirtschaft in die Hölle schicken.
Heute reagieren wir genau umgekehrt: Wir drucken Geld wie die Blöden und der Staat verschuldet sich ohne Grenzen. Sorry für den Ausdruck: Aber das ist Schweine-Logik.
Nachdenklich wird der Leser schließlich bei folgenden beiden Passagen: Citigroup ist die Credit-Anstalt unserer Tage. Und: Das Volumen ausstehenden Kredite belief sich 1929 auf 160 Prozent der US-Wirtschaftsleistung und kletterte innerhalb der folgenden drei Jahre auf 260 Prozent. Vor dem Crash von 2008 lag die Quote bei 365 Prozent, jetzt ist sie im Begriff, auf mindestens 500 Prozent anzusteigen.
Die Geschichte wird sich sicherlich nicht wiederholen. Aber Grund zu Entwarnung gibt das lange noch nicht. Man macht die Fehler heute nur an anderer Stelle. Eine Neuauflage der Großen Depression ist durchaus wahrscheinlich.
Aktuelle Entwicklung an den Gold-Märkten
Gestern konnte das Gold-Kartell seine Stellung bei $1.070 noch erfolgreich verteidigen. Heute verließen ihre Kämpfer die Schützengräben und wollten erneut die Stellung bei $1.050 stürmen. Aber wieder gab es schwere Verluste auf Seiten von JP Morgan, HSBC und der Deutschen Bank. Am Schluss des Handels musste man letztlich seine Stellung bei $1.070 beziehen und die Wunden lecken. Zurückgelassenes schweres Gerät in Form von 400 oz-Barren ist nun wieder einmal in die Hände des Feindes gelangt.
Es gibt eine (oder mehrere) starke Hände, die bei Kursen nahe der Marke von $1.050 beherzt zugreifen. Egal wie viel Gold-Munition das Kartell noch in die Schlacht werfen kann. Wenn sich stets bei $1.050 ein oder mehrere Käufer finden, die die in die Schlacht geworfenen Gold-Mengen neutralisieren, kann der Preis nicht unter diese Marke fallen. Bestimmte Markt-Gesetze kann das bisher allmächtig scheinende Gold-Kartell auch nicht außer Kraft setzen.
Wie der permanente Sturm auf die Marke $1.000 vor einigen Wochen gezeigt hat, scheint nun die Marke bei $1.050 das nächste Waterloo für den Finanz-Napoleon Larry Summers zu werden. Die Geschichte dieser Herren bestehend aus Notenbankern und Vertretern des einflussreichen Banken-Oligopols nebst propagandistischen Hilfstruppen wie Jon Nadler von Kitco wird jetzt und heute geschrieben. Und später werden uns unsere Kinder fragen: Warum habt ihr das nicht gesehen --- und warum habt ihr keinen Widerstand geleistet.
Nun, eine bestimmte Gruppe von Investoren leistet jetzt heftigen Widerstand.
Der heutige Gold-Tag schien zuerst von Langeweile geprägt zu sein. Im asiatischen Markt bewegte sich Gold leicht unterhalb des gestrigen Schlusskurses im New Yorker Access Handel von ($1.054,70). Mit Beginn des Londoner Handels drehte Gold in den grünen Bereich und erreichte fast die Marke von $1.060. Dann ging es aber wieder stetig bergab. Der A.M. Fix kam mit $1.053,50 (EUR 705,06) zustande. Im Tagesvergleich ein Rückgang von knapp $11.
Kurz vor Beginn des Handels in New York und zweimal kurz nach Eröffnung des Handels an der COMEX wurde die Marke von $1.050 nach unten durchbrochen. In allen Fällen misslang dieser Versuch jedoch kläglich. Der P.M. Fix mit $1.053,75 (EUR 703,06) bestätigte den massiven Einsatz schweren Geräts durch das Gold-Kartell.
Nach Schluss des Londoner Handels kam dann der Gegenangriff: In drei Wellen eroberte sich Gold zuerst die Marke von $1.055 zurück, dann die Marke von $1.060. Der Schluss-Angriff auf Gold $1.065 blieb jedoch stecken und der letzte Kurs an der COMEX wurde mit $1.063 festgestellt.
Der Tag heute ist nicht gut für das Kartell gelaufen. Die eingesetzten schweren Goldbarren blieben im nachgebenden Dollar-Sumpf stecken und konnten ihre volle Wirkung nicht entfalten. Wann kommt der Hilfeschrei von Bernanke & Summers an ihre Kollegen in Europa und Asien. Und werden diese Schreie noch erhört. Oder ignoriert man die Großmacht inzwischen.
Der USDX fiel heute um 0,5 Punkte auf 75,0. Der Euro hat heute die kritische Marke von $1,50 überwunden. Und auch der Schweizer Franken ist mit $0,9963 nur noch 37/100 Cent von der Marke $1,00 entfernt. Der Ölpreis kletterte heute um über $2 und erreichte mit fast $82 einen neuen Höchststand seit über einem Jahr.
Rollen hier neue Hyperinflations-Tendenzen auf uns zu, die wir letzten Sommer beobachten durften. Müssen Bernanke & Co wieder eine große Bank opfern, damit die dann eintretenden deflationären Entwicklungen die Rohstoffe wieder zur Ruhe bringen. Würde das System das erneut überleben, nachdem sich die Staaten selbst nun über alle Köpfe verschuldet haben. Meines Erachtens sieht das nach einem heftig verlaufenden System-Knall aus. Egal für welche Richtung sich Bernanke, Summers & Co auch entscheiden mögen.
Die 10-jährigen Treasuries zeigen mit einem leichten Rendite-Anstieg auf 3,4 Prozent keine Richtung an. Kein Wunder, da er Markt durch eine Vielzahl von Maßnahmen durch die FED praktisch beliebig manipuliert werden kann. Der Quotient aus USDX und den Realrenditen fiel heute stark auf 22,0 (Dienstag: 22,9 http://www.bullionaer.de/shop/showZiemann.php/action/latest ----------- "Die Börse reagiert nur zu 10% auf Fakten, der Rest ist Psychologie!" (Kostolany) An der Börse wird das "meiste" Geld mit Marktbewegungen verdient, die die "wenigsten" Marktteilnehmer erwarten! |