Gesamtwirtschaftliches Umfeld
Bloomberg berichtete gestern: The four biggest U.S. banks by assets may have to take writedowns on $55 billion of mortgage-collection contracts after marking them up by $11 billion in the second quarter, casting a shadow over earnings.
Marking up by $11 billion in the second quarter heißt nichts anderes, als dass die vier Banken JP Morgan Chase, Citigroup, Bank of America und Wells Fargo im zweiten Quartal Gewinne in Höhe von $11 Milliarden zusätzlich ausgewiesen haben.
Anscheinend haben diese Banken sogenannte mortgage-service rights (MSRs) verkauft, die im Wert steigen, falls die Hypotheken-Zinsen steigen. Und im zweiten Quartal sind die Zinsen um 35 Basispunkte gestiegen. Die MSRs nach dem fair-value Prinzip damit um 26 Prozent.
Aber im dritten Quartal sind die Zinsen auf Hypotheken-Darlehen im Durchschnitt um 26 Basispunkte gesunken. Also müsste ein erheblicher Verlust für JP Morgan & Co im dritten Quartal ausgewiesen werden.
Aber vielleicht werden wieder einmal die Grundsätze der ordnungsgemäßen Buchführung, in den U.S.A. GAAP, in diesem Fall außer Kraft gesetzt. Buchgewinne werden ausgewiesen und Verluste werden verschwiegen.
Im Prinzip läuft auf dem Hypothekenmarkt sowieso überhaupt nichts mehr ohne staatliche Organisationen. Die Federal Housing Administration (FHA) muss bei Hypotheken für Subprime Gläubiger einspringen. Und das sind derzeit mehr als 50 Prozent aller abgeschlossenen Verträge. Den Rest finanzieren die vom Staat am Leben erhaltenen Hypotheken-Finanzierer Freddie Mac und Fannie Mae. Und dazu gibt es noch einen Zuschuss vom Staat in Form einer Einmal-Zahlung, wenn man jetzt ein Haus kauft.
Bloomberg erwartet, dass die Gewinne von JP Morgan für das dritte Quartal um 27 Prozent auf $2 Milliarden fallen werden. Bei der Citigroup wird ein Verlust von $2,5 Milliarden erwartet, nach einem Gewinn von $4,3 Milliarden im zweiten Quartal. Der Gewinn von Bank of America soll um 95 Prozent auf nur noch $165 Millionen sinken. Für Wells Fargo wird ein Gewinn von $2,1 Milliarden erwartet – ein Minus von 34 Prozent.
Die Immobilien-Krise köchelt weiter und die letztlich stabilisierten Verkaufszahlen hängen eigentlich nur am seidenen Faden der Regierungs-Subventionen.
Wir sehen nun die zweite Runde der Immobilien-Krise auf uns zurollen. Und wieder werden die Banken betroffen sein.
Aktuelle Entwicklung an den Gold-Märkten
Heute mussten die Zentralbanken dem Gold-Kartell wieder einmal zur Hilfe eilen: Nicht um den Dollar zu stützen. Das hat letzten Freitag schon nicht richtig funktioniert. Deshalb musste heute physisches Gold (400 oz-Barren) auf den Markt geworfen werden.
Am Vormittag stieg Gold noch über die Marke von $1.060 und näherte sich bedenklich dem Wert von $1.070. Obwohl Gold heute früh im asiatischen Handel noch wenige Dollar leichter notierte. Aber zum Londoner Vormittags-Handel kam (schon) wieder Kauf-Laune auf. Der A.M. Fix kam sehr stark bei $1.064,50 (EUR 719,50) zustande. Im 24-Stundenvergleich ein Anstieg um $12,50. Für den physischen Handel eher ungewöhnlich hoch. Es muss wohl eine weiterhin starke Nachfrage herrschen.
Im Anschluss versuchte Gold dann einen weiteren Ausbruch jenseits der $1.065er-Marke. Kurz vor $1.070 wurde das Metall in seinem Höhenrausch jedoch gestoppt. Mit dem beginnenden Handel an der New Yorker COMEX wurde Gold schnell unter die Marke von $1.065 gedrückt und konnte sich erst wieder bei $1.060 stabilisieren. Der P.M. Fix signalisierte die Entschlossenheit der Zentralbanken, Gold vorerst nicht weiter steigen zu lassen. $1.057,50 (EUR 713,76) lautete das Fixing – ein Verlust von einem Dollar im Tagesverlauf.
Das Gold-Kartell wird durch die steigenden Preise trotz ihrer großen Short-Positionen an der COMEX nicht aus dem Markt geworfen (Short Squeeze). Denn diese Banken um JP Morgan, HSBC und Deutsche Bank haben im Prinzip unbegrenzte finanzielle Rückendeckung durch die FED. Sollten größere Verluste anfallen, dann werden diese Banken sicherlich Gold OTC-Derivate der FED-/Treasury-Geldwaschanlage AIG präsentieren. Mit den Zahlungen werden die Verluste der Banken wieder ausgeglichen und die Staatsschulden werden sowieso direkt von der FED monetarisiert. Da muss kein Steuerzahler höhere Steuersätze fürchten und kein Sozialhilfeempfänger weniger Staatsknete.
Das Problem sind die kleineren Commercials und die spekulativen Non-Commercials an der COMEX, die stark Short in Gold gegangen sind. Jeder vermeintliche Experte sieht eine starke Korrektur beim Gold kommen. Und davon möchte man ja schließlich partizipieren. Aber diese Marktteilnehmer haben nicht die Rückendeckung der FED und werden durch Stop Loss und Margin Calls bei steigendem Gold-Preis irgendwann einmal aus dem Markt geworfen. Und passiert das, dann stehen die Future-Kontrakte zum Settlement auf erhöhtem Niveau zur Disposition. Ein kräftiger Preissprung wäre wohl die Folge.
Also muss das Gold-Kartell diese Marktteilnehmer schützen; egal ob die Marken nun bei $1.070, $1.080 oder sogar $1.100 liegen. Wäre es so weitergegangen wie heute Vormittag, dann hätten wir wohl Gold $1.100 zum Ende der Woche erreicht. Sonst müssten die o.g. Banken auch noch deren Short-Positionen übernehmen.
Moment einmal – der CFTC Bank Participation Report für den 6. Oktober wurde gerade veröffentlicht. Zwei U.S. Banken sind nun mit 116.780 Positionen in Gold netto Short. Ein Anstieg von 41.739 Positionen (entspricht 130 Tonnen Gold) im Vergleich zum 1. September. Also erscheint mir das weitere Ausweiten der Short-Positionen durch JP Morgan und HSBC unwahrscheinlich.
Gold ließ sich durch die Aktion im Londoner Nachmittags-Handel aber nicht richtig beirren. Der COMEX-Schlusskurs war $1.063,20. Die 400oz-Barren wurden anscheinend bereitwillig von den Marktteilnehmern aufgesaugt.
Auch die eingefleischten Gold-Freunde warten inzwischen auf eine Korrektur. Diese kann durchaus kommen – aber dann nur mit massivem Gold-Abwurf durch die Zentralbanken und einer starken Einschüchterung der LONGs an der COMEX. Fundamental hat Gold noch einen sehr langen Weg nach oben zu gehen. Und wenn erst einmal die vermeintlichen Gold-Investoren merken, dass die Gold-Pyramide aus Gold-Konten, -Zertifikaten, -Optionen, OTC-Derivaten und -Futures nicht mehr auf der kleinen Spitze des wirklich physisch vorhandenen Goldes stehen kann, dann ist es zu spät. Dann werden die Gold-Konten geräumt und die Zertifikate verkauft. Und da die emittierenden Banken kaum Gold zur Deckung haben, müssen die Notenbanken wieder mit frisch gedrucktem Geld nachhelfen, um die Kunden-Konten auszahlen zu können. Dieses Geld wird dann augenblicklich in echtes Gold flüchten wollen, denn man möchte ja eigentlich nur sein Papier-Gold eintauschen. Der physische Markt würde bei dem Volumen von mehreren tausenden von Tonnen Gold auf der Nachfrageseite augenblicklich kollabieren.
Es ist nur Gold, was wirklich glänzt.
http://www.bullionaer.de/shop/showZiemann.php/action/latest ----------- "Die Börse reagiert nur zu 10% auf Fakten, der Rest ist Psychologie!" (Kostolany) An der Börse wird das "meiste" Geld mit Marktbewegungen verdient, die die "wenigsten" Marktteilnehmer erwarten! |