Gold & Gesellschaft: Goldene Tupperware Parties
Was ist eigentlich mit den Gold-Experten los. Als Gold die Marke von $1.000 überschritten hat, waren sie pessimistisch und haben den Anlegern geraten, auf eine Korrektur zu warten. Entweder, weil sie wie Jon Nadler prinzipiell negativ gegen Gold eingestellt sind. Oder weil selbst ausgeprägte Gold Bugs aus Erfahrungen der Vergangenheit eine solche Korrektur erwartet haben.
Mit pawlowschen Reflexen kann man jedoch keine ernsthafte Analyse betreiben. Aber zu sehr haben die letzten 15 Jahre Gold-Kartell die Analysten und Experten konditioniert, dass sie das Offensichtliche einfach nicht mehr sehen wollen.
Dabei ist die Begründung für die Preisentwicklung relativ einfach: Es gibt eine höhere Nachfrage nach physischem Gold, als es Minen, Recycling und die Zentralbanken liefern können. Da kann das Gold-Kartell auch noch so sehr im Derivate-Markt (Futures, Optionen, OTC) tricksen, wie es will: Wenn der Investor auf physisches Gold besteht, dann haben die Allchemisten der Finanzindustrie immer noch nicht das richtige Rezept gefunden, wie man aus Papier Gold herstellen kann.
Den Investoren ist zwischenzeitlich der Gold-Preis in Richtung $1.100 weggelaufen. Hätten sie bloß nicht auf die Experten gehört und noch bei $1.000 gekauft. Nun mahnen die gleichen Experten wieder vor einem Einstieg. Dieses Verhaltens-Muster kennt man von den Aktien-Märkten: Man verpasst den Einstieg, weil man bei stetig steigenden Kursen immer auf den richtigen Zeitpunkt wartet.
Auf der anderen Seite ist es trotz Gold $1.100 extrem ruhig. Gold hat wenig Presse und wenn man sich im Freundes- und Bekanntenkreis umhört, dann zweifeln zwar fast alle an der Stabilität unseres Finanz-Systems. Aber keiner will den letzten Schritt gehen und wirklich Gold kaufen.
Wir sind noch meilenweit weg von dem Ende der Gold-Hausse.
Der neueste Schrei sind vielmehr goldene Tupperware-Parties. Hierbei treffen sich Freunde und Bekannte bei einem, der seine Wohnung zur Verfügung stellt. Die letzten Gold-Schätze, sei es nun alter Schmuck oder die gesammelten Goldzähne werden dort verhökert.
Oder jeder Juwelier und Münzhändler wirbt inzwischen mit dem Ankauf von Gold. Im gestrigen MIDAS wird von einem Juwelier in New Jersey berichtet, der bei den heutigen Gold-Preisen jenseits von $1.000 zehn Mal so viel Gold angeboten bekommt als zu Zeiten, als Gold noch bei $300 stand.
Das sind alles keine Vorboten für eine Übertreibung. Normal wäre es, dass die Leute ihr Gold zusammenhalten, um es dann in wirklich schweren Zeiten als Absicherung zu haben.
Und so wandert jetzt das bisschen Gold von Vielen in die Hände einiger Wenigen. Wenn Gold irgendwann bei $3.000 stehen sollte, dann haben die Vielen endgültig kapiert, dass man Gold kaufen muss. Leider haben sie dann kein Geld mehr dafür.
Aktuelle Entwicklung an den Gold-Märkten
Wer weiterhin an einen fallenden Gold-Preis glaubt, der sollte heute einmal bei BLOOMBERG nachlesen. Unter dem Titel Vietnam to Allow Gold Imports to Prevent Speculation wurde berichtet, dass Vietnam seine offiziellen Gold Importe wiederaufnehmen wird, die seit Juni 2008 unterbrochen waren. Das hat dazu geführt, dass hohe Aufschläge auf Gold in Vietnam gezahlt wurden. Trotz des hohen Gold-Preises beträgt dieser Aufschlag zwischen $20 und $30. Das animiert zum Schmuggeln.
Importers will be permitted to buy the metal to stop prices from rising excessively, the central bank said in a statement on its Web site today. Five or six companies will be allowed to bring in unlimited amounts of Gold.
Vietnam ist neben Indien ein starker Nachfrager nach Gold. Um den Abfluss von Devisen-Reserven wegen des Gold-Hungers der Bevölkerung zu stillen, hat man vor gut einem Jahr den Import von Gold unterbunden. Mit der jetzigen Rücknahme meldet sich ein weiterer starker Nachfrager nach physischem Gold auf dem Welt-Goldmarkt zurück. Keine guten Nachrichten für unsere monetäre Viererbande.
Die sollten sich inzwischen wohl auf einen neuen Job bewerben. Lange geht das nicht mehr gut, wenn man sich die Entwicklung des Goldpreises so anschaut.
Auch heute war wieder so ein Tag. Gold stieg schon im frühen asiatischen Handel mit dem Ziel an, die Marke von $1.110 zu reißen. Kurz vor Beginn des Handels in London war es dann aber soweit. Aber neben der Marke von $1.110 wurde die Marke von $1.115 gleich mitgerissen.
Der A.M. Fix mit $1.114,75 (EUR 741,93) bestätigte diesen Anstieg auch im physischen Gold-Handel. Im 24-Stundenvergleich konnte Gold um $15 zulegen.
Zum Nachmittag konnte Gold das Niveau von $1.115 in den ersten Handels-Stunden der New Yorker COMEX halten. Der P.M. Fix um 16:00 Uhr MEZ kam mit $1.115,25 (EUR 742,26) ebenfalls im Tagesvergleich um $15 stärker zustande.
Der wieder steigende Dollar ließ zum Schluss des Handels Gold wieder leicht absinken. Mit $1.114,10 zum Schluss des Handels an der COMEX legte Gold aber trotzdem noch knapp $13 zu. Auf Euro-Basis erreichte Gold knapp die Marke von EUR 745.
Nach anfänglicher Schwäche konnten die Notenbanken den Dollar wieder stabilisieren. Zum Schluss legte der US-Dollar mit 75,2 sogar noch ein kleines Plus hin. Die Renditen der 10-jährigen Treasury Notes verharrten weiterhin bei 3,5 Prozent. http://www.bullionaer.de/shop/showZiemann.php/action/latest ----------- "Die Börse reagiert nur zu 10% auf Fakten, der Rest ist Psychologie!" (Kostolany) An der Börse wird das "meiste" Geld mit Marktbewegungen verdient, die die "wenigsten" Marktteilnehmer erwarten! |