schon bekannt, aber es tut immer wieder gut, zu lesen, dass Herr Marsal nicht untätig ist ;-)
Bundesbank, Deutsche Bank, Commerzbank – sie alle sollen Geld aus der Lehman-Pleite gefordert haben, das ihnen in dieser Höhe gar nicht zusteht. Besonders die Derivateforderungen sind strittig.
von Sonia Shinde Lehman Brothers ist pleite - aber es gibt noch Geld zu verteilen. Quelle: ap FRANKFURT. Der Insolvenzverwalter der US-Investmentbank Lehman Brothers will die Forderungen der größten deutschen Gläubiger anfechten. Das erfuhr das Handelsblatt aus Finanzkreisen. Zu den betroffenen Instituten zählen voraussichtlich auch die Bundesbank, die Deutsche Bank und die Commerzbank. Laut Finanzkreisen sind für die nächsten Tage Verhandlungen über die Höhe der Forderungen mit dem Lehman-Insolvenzverwalter geplant.
Der schlägt harsche Töne an: „Wir werden gegen jeden Gläubiger vorgehen, der zu hohe Forderung gestellt hat und damit widerrechtlich hunderte Millionen Dollar zum Schaden anderer Gläubiger aus Lehman herausziehen will“, sagt Daniel Ehrman, Verhandlungsführer beim Lehman-Insolvenzverwalter Alvarez & Marsal. Man werde die entsprechenden Parteien vor das Insolvenzgericht zitieren.
Rund 10,4 Mrd. Dollar hatte allein die Deutsche Bundesbank als Forderung an die zusammengebrochene Lehman-Bank geltend gemacht. Die Bundesbank selber wollte sich zu den anstehenden Verhandlungen nicht äußern.
Kein Kommentar bei Banken
Auch bei der Deutschen Bank hieß es: „Kein Kommentar“. Sie hatte insgesamt 6,3 Mrd. Dollar aus der Insolvenzmasse gefordert. Bei den Verhandlungen ist allerdings nicht der gesamte Betrag umstritten. Ein Teil der Forderungen dürfte daher stammen, dass das Institut aus London heraus stark in den Handel mit Lehman involviert war. Die Londoner Niederlassung hatte insgesamt 1,6 Mrd. Dollar angemeldet.
Die Commerzbank hatte 4,9 Mrd. Dollar angemeldet. Beobachter hatten aber stets betont, dass es sich um Bruttoforderungen handele und auch Mehrfach-Anmeldungen nicht ausgeschlossen seien. Das dürfte die Verhandlungen aus Sicht des Insolvenzverwalters jetzt erleichtern. Die Commerzbank selber wollte sich ebenfalls nicht äußern. Insgesamt hatte die deutsche Finanzwirtschaft Ende vergangenen Jahres rund 80 Mrd. Dollar Forderungen angemeldet.
Die Deutschen Banken sind nicht die einzigen, bei denen der Lehman-Insolvenzverwalter jetzt versucht, die Forderungen zu drücken, bevor es ans eigentliche Verteilen der Insolvensmasse geht. Die Kanzlei Alvarez & Marsal verhandelt derzeit weltweit mit sämtlichen Gläubigern, die ihrer Meinung viel zu viel Geld aus der Insolvenzmasse haben wollen. Die Lehman-Gläubiger wollen insgesamt 600 Mrd. Dollar haben.
Ungewöhnlich ist so ein Streit um Insolvenzforderungen nicht. „Es ist auch in Deutschland durchaus üblich, dass sehr detailliert geprüft wird, welche Forderungen berechtigt sind“, sagt Horst Piepenburg, einer der bekanntesten deutschen Insolvenzverwalter. Auch er hätte schon Fälle gehabt, in denen er Forderungen auf ein Drittel der ursprünglichen Höhe eingeschmolzen habe. „Zuerst kümmert man sich als Insolvenzverwalter darum, das vorhandene Vermögen, also die Aktivseite aufzuarbeiten, dann wird die Passivseite abgearbeitet“, sagt er. „Gerade über die Höhe der Forderungen von Banken, in denen es wie im Fall Lehman um Nichterfüllung von Derivategeschäften geht, lässt sich dabei trefflich streiten. Das fängt schon bei der Höhe der geltend gemachten Zinsforderungen an“, sagt er.
In der Regel versuche man, sich mit den Gläubigern im Gespräch zu einigen. Das sei auch in US-Verfahren so. Einzige Ausnahme: In den USA kann der Insolvenzverwalter den Gläubiger verklagen. Und dies könne für die Betroffenen „unangenehm“ werden. „Ein zu hoch formulierter Anspruch kann in die Nähe des Prozessbetruges kommen.“ Das wäre dann ein Fall für den Staatsanwalt. In jedem Fall produziert das Verfahren Prozesskosten, die letztlich alle Gläubiger zu tragen haben, da sie aus der Insolvenzmasse beglichen werden.
Bereits Ende April hatte der Lehman-Insolvenzverwalter gegen die japanische Investmentbank Nomura geklagt. Das Institut habe versucht, überhöhte Forderungen geltend zu machen, so sein Vorwurf. Die Japaner hatten Verluste aus Derivategeschäften in Höhe von rund einer Mrd. Dollar angemeldet. Die seien „unerhört“ und „weit übertrieben“. Jetzt soll das Insolvenzgericht klären, ob die Japaner ihre Verluste um „hunderte Millionen Dollar aufgeblasen“ haben. Die Japaner, die nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers im September 2008 Teile des Europa- und Asiengeschäfts übernommen hatten, wiesen die Vorwürfe zurück. Bereits damals hatte Alvarez & Marsal angekündigt, der Streit mit Nomura sei nur der Anfang.
Man werde auch gegen andere Institute vorgehen, die „unverschämt unvernünftige Forderungen“ gestellt hätten und diese vor Gericht bringen, um andere davon zu überzeugen, „vernünftiger zu sein“, hatte Lehman-Restrukturierungschef Bryan Marsal bereits mehrfach gedroht.
DER FALL LEHMAN
Die Insolvenz: Lehman Brothers hatte am 15. September 2008 Insolvenz angemeldet und die Finanzmärkte in eine tiefe Krise gestürzt.
Die Konsequenzen: Derzeit prüft ein Untersuchungsausschuss mögliche Bilanzmanipulationen. Zudem klagen Pensionsfonds auf Schadensersatz gegen frühere Verantwortliche und gegen die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young (E&Y). Sie sollen die umstrittenen Bilanztricks nicht aufgedeckt haben und falsche Angaben zu Liquidität und Immobilienwerten gemacht haben. E&Y wiesen die Vorwürfe zurück. Jetzt beschäftigt der Fall auch das Insolvenzgericht.
Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/...bigern-droht-klage;2577367 ----------- THEGOTCHI
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