von diesem Typen interessiert nen Toten. Das ist ne Meldung für die Toilette, wenn man bedenkt, welch gigantisches Unternehmen amazon mittlerweile ist.
Wer will, gönnt sich mal die folgende Lektüre aus dem Freitag. - schönes WE allen Amazonen ;)
Eines der Unternehmen ist der amerikanische Tech-Konzern Amazon. An seiner Spitze steht einer der größten Corona-Profiteure überhaupt: Jeffrey P. Bezos, geboren 1964 in Albuquerque, New Mexico. Der reichste Mann der Welt. Sein Unternehmen, 1994 als Online-Buchversand gegründet, ist gerade dabei, zu so etwas wie einem allgemeinen Infrastrukturunternehmen in privater Hand zu werden: Da die Geschäfte geschlossen sind, übernimmt Amazon den Versandhandel; weil die Kinos dichtgemacht haben, versorgt Amazon seine Kund*innen mit Hollywood-Filmen und Comedy-Serien; während die Büros geschlossen sind, verkauft Amazon die Cloud-IT für die Beschäftigten im Homeoffice.
Dank Corona hat Amazon den Umsatz durch seine Online-Verkäufe auf 11.000 Dollar pro Sekunde gesteigert. Der Aktienkurs ist seit Anfang des Jahres um 30 Prozent gestiegen, insgesamt ist das Unternehmen jetzt 1.200 Milliarden Dollar wert: 1,2 Billionen Dollar, das ist fast ein Drittel des deutschen Bruttoinlandsprodukts. Um mit der steigenden Nachfrage mithalten zu können, will Amazon sagenhafte 175.000 neue Beschäftigte einstellen.
Amazon bewerbe sich gerade als „das neue Rote Kreuz“, schrieb die Financial Times: als Notversorger, der einer ganzen Bevölkerung in der Quarantäne Grundnahrungsmittel und anderes Lebenswichtiges bereitstellt. Amazon ist jetzt systemrelevant, ohne allerdings wie ein systemrelevantes Unternehmen reguliert zu werden. Und schon vor Corona war der Tech-Konzern kein gewöhnliches Unternehmen: Das liegt an der Strategie, wie sie Jeff Bezos in seinem ersten Aktionärsbrief 1997 beschrieben hatte: Amazon müsse „unnachgiebig“ auf die Kunden ausgerichtet sein. Investitionen müssten stets dem Ziel dienen, die Vorherrschaft auf dem Markt zu gewinnen, nicht dem, kurzfristige Gewinne oder Anstiege des Aktienkurses zu erzielen. Investitionsentscheidungen müssten wagemutig sein, weil sich nur so Marktführerschaft erreichen lasse.
Der Journalist Malcolm Harris beschrieb das Ergebnis von Bezos’ Vision als ein bizarres Beispiel kapitalistischer Planwirtschaft. Amazon zahlt keine Dividende und macht keine nennenswerten Profite. Auf dem „Internet-Marktplatz“ werden Preise nicht von Angebot und Nachfrage bestimmt, sondern zentral festgelegt. Durch seine erdrückende Größe kann Amazon auch den Händlern, die Amazon nutzen, und den Paketdiensten, die die Waren austragen, die Preise diktieren. Wer sich nicht unterwirft, wird plattgemacht.
Genauso behandeln Amazon und Jeff Bezos auch den vielleicht wichtigsten, jedenfalls aber unverzichtbaren Baustein ihres Erfolgs: Amazons fast 800.000 Beschäftigte. Sie sind größtenteils befristet angestellt, streng überwacht und arbeiten ohne Tarifvertrag. Amazon weigert sich hartnäckig, ihnen eine gewerkschaftliche Vertretung zuzugestehen; wer streikt und sich wehrt, fliegt. Die „Amazonians“, wie Bezos sie nennt, haben von all der Systemrelevanz fast nichts. Ihre Niedriglöhne wurden um zwei Dollar pro Stunde angehoben, wegen der erhöhten Gesundheitsrisiken. Ihre Mittagspause wurde verlängert, um Social Distancing zu ermöglichen: Es gibt jetzt fünf Minuten extra dazu.
Wie das „neue Rote Kreuz“ mit seinen Arbeitskräften umgeht, zeigt die Geschichte von Chris Smalls. Smalls arbeitete seit fünf Jahren in Staten Island, New York, für das Unternehmen. Er wurde am 31. März – kurz nachdem er einen Streik mitorganisierte, um gegen den Mangel an Schutzkleidung bei der Arbeit und für eine Gefahrenzulage zu protestieren – gefeuert. Amazons Begründung: Smalls sei entlassen worden, weil er sich nicht an die Abstandsregeln gehalten und andere damit gefährdet habe.
In der Corona-Pandemie hat sich eine Entwicklung beschleunigt, die schon vorher im Gang war: Amazon übernimmt Staatsaufgaben wie Grundversorgung, Daseinsvorsorge, Infrastruktur. Bezos’ Koloss verstaatlicht sich gerade, bleibt dabei aber in privater Hand. Was Bezos allerdings mit seiner Macht bezweckt, was seine politischen Ziele sind, dazu hält er sich seit jeher bedeckt: Ist Amazons gigantischer Machtzuwachs nur Selbstzweck, nur Marktführerschaft um ihrer selbst willen? Was wird Bezos mit der neuen Machtfülle anstellen? Die Antwort darauf steht noch aus.
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