Die Einführung eines flächendeckenden Mindestlohns ist kein hochriskantes Experiment, weil dessen Ausgang bereits in anderen Ländern bekannt ist. Man tut ja im Grunde so als würde man den Mindestlohn neu erfinden und gäbe es keinerlei Erfahrungswerte. Der Mindestlohn kann natürlich nicht alle Probleme lösen, doch wertet der Mindestlohn reale Arbeit auf und überlässt sie nicht dem Preiskampf angesichts eines bereits bestehenden Überangebots an Arbeit.
Man muss bedenken, dass wenn ein Unternehmen die Mindestlöhne nicht zahlen kann, dies ein Zeichen bestehenden Überangebots ist. Die Zeche dieses Überangebots bezahlen im Grunde alle Arbeiter, denn während die Löhne hier real stagnieren oder gar gesunken sind, sind die komischerweise am oberen Ende bei Führungsetagen gestiegen, teils deutlich. Insofern ist es nicht so, dass Unternehmen diese Löhne nicht zahlen könnten, sondern vielmehr so, dass sie am unteren Ende angesichts eines hohen Angebots an Arbeitskräften die Löhne drücken können und bei dem Arbeiter, bei dem die finanzielle Not am Größten ist, wird eben dann für wenige Euro zusagen. Durch den Mindestlohn wird dieses gezielte Ausnutzen solcher Nöte verhindert, denn es kann nicht im Sinne der Gesellschaft sein, dass man die Not von Menschen dazu ausnutzt, um sie zur Arbeit faktisch zwingen zu können.
Ferner macht es aber auch keinen Sinn auf Dauer ein Überangebot aufrecht zu erhalten und dieses gar noch staatlich zu subventionieren. Wenn z.B. die Schale Erdbeeren vom Bauern angesichts höherer Löhne teurer wird, so muss er den Preis erhöhen, so wie er den Preis letztendlich auch erhöht, wenn Strom- oder Wasserpreise steigen. Wenn dann der Kunde den höheren Preis nicht mehr bezahlen möchte, so besteht auch kein wirklicher Bedarf nach Erdbeeren. Da dem jedoch nicht so sein wird, werden Kunden den Aufpreis auch bezahlen. Des Weiteren besteht die Gefahr der Abwanderung von Arbeitsplätzen. Dies ist richtig, wiederum nicht abnormal oder gefährlich, sondern findet täglich statt. So interessiert es komischerweise kaum Jemanden, dass die Textilindustrie nahezu vollkommen abgewandert ist. So interessiert es kaum Jemanden, dass die Chipindustrie mittlerweile ebenfalls fast komplett aus Europa verschwunden ist und auch der größte Teil der Solarmodule mittlerweile in China und Anderswo günstiger produziert werden. Und selbst der VW Golf entstammt mittlerweile zu einem großen Teil aus China.
Seit nun 20 Jahren leben wir mit einem Großteil aus Made in China und mit dieser ständigen Abwanderung, doch ergeht es uns deswegen schlechter? Nein, denn was dabei vergessen wird ist, dass an anderen Stellen neue Arbeitsplätze entstehen. Ferner sei noch zu erwähnen, besteht ein zunehmendes Interesse an regionalen Waren, wofür der Kunde auch bereit ist, etwas mehr Geld zu berappen. Angesichts einer höheren Qualität jedoch relativiert sich oftmals der Preis über die Laufzeit.
Eine weitere Möglichkeit wäre ein BGE. Dadurch könnte man auch niedrige Löhne fürs Pflücken von Erdbeeren sozial verträglich durchsetzen, gleichzeitig die gefühlten Ungerechtigkeiten a la HartzIV auflösen. Doch was meint die AfD eigentlich dazu? |