es geht zwar primär um die "Europa-Finanzen", aber irgendiwie sind sie in das "Strom-Thema" abgeglitten: http://www.finanzen.net/nachricht/aktien/...Geldhahn-zudrehen-1126521 Anbei der Auszug: Wie sehen Sie die Entwicklung in der Energiepolitik? Ohne Atomkraftwerke lassen sich die Klimaziele nicht erreichen und die Strompreise werden steigen. Den Anstieg der Strompreise wird man durch den Import von billigem Atomstrom aus dem Ausland in Schach halten können. Wenn man das nicht will und die Verbraucher stattdessen zwingt, teuren grünen Strom zu kaufen, dann geht es an die Substanz. Dann wird das Konsumwachstum abgebremst werden. Sonnenstrom und Windstrom sind leider kein leistungsfähiger Ersatz für Atomstrom, und das Potenzial, die Energieversorgung Deutschlands von den fossilen Brennstoffen zu lösen, haben sie schon rein gar nicht. Mit Sonne nicht, aber mit Wind vom Meer schon. Nein, die Leute haben völlig falsche Vorstellungen, was mit erneuerbaren Energien möglich ist. Mit Wind lässt sich nicht Strom in großindustriellem Maßstab produzieren. Windstrom macht gerade mal 1,4 Prozent am Energieverbrauch aus, obwohl die Windanlagen nirgends so dicht stehen wie in Deutschland. Auf hoher See kommt man mit dem Windstrom schon weiter. Nein, auch dort stehen die Windräder mal still. Zumindest bläst der Wind unregelmäßig. Der Strom, der in den Windanlagen erzielt wird, ist ziemlich wertlos. Er ist viel zu stochastisch, als dass man die Kilowattstunden, die herauskommen, einfach den Kilowattstunden Atom- oder Kohlestrom gleichsetzen kann. Wenn sonntagmorgens viel Wind herrscht, dann haben wir viel zu viel Angebot an Strom, das überhaupt nicht verwertbar ist. Mehrmals im Jahr ist deshalb schon jetzt der deutsche Strompreis negativ. Windstrom muss zwingend mit Gaskraftwerken ergänzt werden, welche die Flautezeiten überbrücken können. Die überschüssige Windenergie wird dann quasi in den Gasleitungen gespeichert. Einen Teil der Fixkosten der auf Abruf bereitstehenden Gaskraftwerke ist dabei dem Windstrom zuzurechnen. Das hat man bei Atomenergie auch. Nein. Doch, die Meiler laufen nachts unter Volldampf, so dass der Überschuss billig exportiert und am nächsten Tag teuer importiert werden muss. Strom, der stochastisch und mit den Verbrauchsspitzen unkorreliert ist, ist wesentlich weniger wert als ein gleichmäßiger Strom. Am wertvollsten ist Strom, der kurzfristig für die Abdeckung von Belastungsspitzen zur Verfügung steht. Das ist Gasstrom und Strom aus Pumpspeicherwerken. Die Windstromidee ist träumerisch, romantisch, wirklichkeitsfern und ideologisch. Es ist völlig unmöglich, den Energiebedarf eines Hochindustrielandes aus Wind und Sonne zu speisen. Also alle Atomkraftwerke laufen lassen? Man muss die Sicherheitsstandards verbessern, aber einheitlich in ganz Europa. Dass nur wir abschalten und dafür dem Fallout französischer Atomkraftwerke ausgesetzt sind, macht keinen Sinn. Ich bin dezidiert gegen eine inhaltliche Konstruktion der Zukunft. Ökonomen mögen das nicht. Ökonomen mögen Rahmenbedingungen, in denen sich Märkte entwickeln können. Bei der Atomkraft müssen wir die Kosten, welche der Gesellschaft in Form von Risiken aufgebürdet werden, durch Haftpflichtversicherungsysteme internalisieren. Das bedeutet? Es geht ja in erster Linie um Vermögensschäden. In Japan ist noch kein einziger Mensch wegen der Atomstrahlung gestorben. Aber die Vermögensschäden sind riesig, weil ganze Landstriche nicht mehr bewohnbar sind. Also muss es doch möglich sein, ein Versicherungssystem zu entwickeln, welches solche Risiken abdeckt. Man schätzt die Atomschäden in Japan auf 200 Milliarden Euro. Das ist weniger als ein Prozent des weltweiten Marktes für CDS-Versicherungen. Vor der Finanzkrise war der Markt sogar doppelt so groß. Es sollte möglich sein, solche Versicherungsmärkte zu entwickeln. Man könnte auch Märkte für Cat-Bonds schaffen, also Wertpapiere, die ihren Wert in dem Maße für die Schadensbegleichung verlieren, wie Atomschäden anfallen. Da solche Bonds Risiken abdecken, die nicht mit normalen Anlagerisiken korreliert sind, werden die Fondsgesellschaften an ihnen ein hohes Interesse haben. Wenn sich dann herausstellt, dass die Versicherungsprämien so hoch sind, dass es sich nicht lohnt, das eine oder andere Kernkraftwerk zu betreiben, finde ich das als Ökonom auch in Ordnung. |