Die Stärken der Charts in schweren Zeiten von Jürgen Nowacki
Liebe Leserin, lieber Leser,
Sind das Bocksprünge, liebe Leser?
Tagesbewegungen im DAX von 4 bis 5 Prozent in beide Richtungen, wer kommt da noch mit? Mit fundamentaler Börsenlogik kommt man hier nicht weiter. Ich kenne niemanden, der mir das, was Politik und Börse da treiben, so erklären könnte, dass ich meinen Vorteil daraus ziehen könnte. Im Nachhinein sind wir alle schlauer, aber offensichtlich liegt die Misere darin begründet, dass hier Menschen am Werk sind, und das, was Menschen tun, lässt sich am besten mit der technischen Analyse visualisieren - aber dazu nächste Woche mehr.
Angst ist ein schlechter Berater
Die Regierung Athens schockt mit Ihrer Entscheidung ein Referendum abzuhalten die Welt. Die EU-Feuerwehr hatte den Brand gerade gelöscht, aber der Regierungschef höchst persönlich legt ein neues Feuer. Das war ein Schock für politische Beobachter und Märkte. Die Welt fragt sich, was den Regierungschef zu diesem politischen Selbstmord veranlasst hat.
Meine Meinung dazu, warum Papandreou das Volk zum Referendum führt: nicht aus Liebe zur Demokratie, sondern aus nackter Angst vor einem Volksaufstand. Am besten lässt sich das nachvollziehen, wenn man das Buch Psychologie der Massen" von Gustave Le Bon gelesen hat. Le Bon hatte ursprünglich als Arzt ein ideales Bild von den Menschen, ...
die nach Vollendung ihrer Schöpfung streben", wie er sich ausdrückte. Als Arzt, so analysiert Professor Peter Hofstätter, habe Le Bon im Jahr 1870 bei der Belagerung von Paris erstmalig die unheimliche Beeinflussbarkeit von Menschenmassen beobachtet. Le Bons Erlebnisse, Beobachtungen und Forschungsergebnisse schlagen sich in Formulierungen nieder, wie:
Die Massen ... scheinen dazu verurteilt zu sein, unaufhörlich von der wildesten Anarchie zum drückendsten Despotismus zu taumeln". Beobachtungen, die einem Börsianer nicht fremd sind, wenn er immer wieder beobachtet, wie die Märkte zwischen überkauft" und überverkauft" hin und her oszillieren. |