fragt sich Wolf Richter von Wolf Street.
Immerhin ist das US-Staatsdefizit unter Trumps gigantischer Neuverschuldungs-Sause (Steuersenkung für Reiche, Hochrüstung des Pentagon) auf aktuell 21,9 Billionen Dollar hochgeschossen. Die US-Schuldenquote liegt damit bereits bei kritischen 110 %. Das ist für ausländische Anleihenkäufer nicht gerade einladend.
Richter fand denn auch, dass die üblichen Kauf-Verdächtigen (China, Japan, Asiaten) als Käufer ausscheiden. Im Jahr 2018 hat China seine UST-Bestände sogar um 55 Mrd. reduziert - und Japan um 47 Mrd. $. Die Fed zählte ebenfalls netto zu den Verkäufern (203 Mrd. $ Bilanzabbau).
Wenn Trump weitermacht mit seinen China-Schikanen, dürfte die Lust der Chinesen, US-Staatsanleihen zu halten und US-Gimmicks wie überteuerte iPhones zu kaufen, noch weiter zurückgehen.
Richter fand bei seinen Recherchen, dass die Käufer der vielen neuen unter Trump emittierten US-Staatsanleihen größtenteils US-Inländer waren: US-Banken, Pensions-Fonds ("Government-Entities"), Hedgefonds und Privatpersonen usw. (siehe Tortengrafik unten). Nur knapp ein Drittel der Käufe entfiel auf ausländische Investoren.
Was sind die möglichen Folgen? Richter meint: Wenn der "Appetit" von US-Inländern nach US-Staatsanleihen abnimmt, diese also nicht mehr kaufen und sogar netto verkaufen, werden die Zinsen am langen Ende hochschießen. Und damit auch die Kosten für langlaufende Kredite, was auf die Wirtschaft drückt (z. B. rückläufige Immobilienkäufe, weniger Konsum auf Pump). Gegen diesen Inflationsschub könnte die Fed nur ansteuern, indem sie selbst wieder US-Staatsanleihen aufkauft (QE 3).
Alternativ könnte die Fed die Leitzinsen weiter erhöhen, um durch die resultierende Dämpfung einem Inflationsschub am langen Ende der Zinskurve vorzubeugen. Das wäre für sie, solange keine Rezession ausbricht, wohl die angenehmere Lösung.
Ich glaube daher nicht, dass Powell wirklich so "dovish" ist, wie er das bei der letzten Fed-Sitzung vorschützte. Er hatte (in der Zeit vor dem Aktienmarkt-Einbruch im letzten Quartal 2018) gute Gründe, falkisch zu sein (siehe oben). Die dovishe Nummer vom Mittwoch diente offenbar nur dazu, kurzfristig den Aktienmarkt in einer Art Verbalintervention zu stützen. Denn faktisch gehandelt hat die Fed ja nicht, die Leitzinsen bleiben auf dem (gemessen an Europa und Japan) relativ hohen Niveau, lediglich beim Bilanzabbau wurde etwas Tempo rausgenommen.
Der Rückgang der 10-jährigen-Rendite (siehe Chart in # 704) dürfte daher nicht von Dauer sein. Er war/ist eine Folge der hohen Inlandsnachfrage nach US-Staatsanleihen: Offenbar haben Anleger beim Absturz der Aktienmärkte ab Oktober verstärkt in US-Staatsanleihen umgeschichtet, die zu der Zeit mit 3,25 % ja auch noch ganz ansehnlich rentierten (inzwischen nur noch 2,63 %).
Das ist zunächst einmal ein marktkonformes, seit Jahrzehnten zu beobachtendes Anlegerverhalten: Klassisch rotieren Anleger je nach Konjunkturlage zwischen Aktien und Bonds. Nach der langen (inzwischen ausgelutschten) Hausse seit 2009 und den sich eintrübenden globalen Konjunktursignalen (siehe IWF) gab es offenbar angesichts der Verluste im US-Aktienmarkt sogar einen regelrechten "Run" auf Bonds.
Kritisch wird es jedoch, wenn Anleger das Vertrauen in die Solidität der US-Wirtschaft verlieren, u. a. weil Trumps Mega-Verschuldung auf Dauer in zu wenig BIP-Wachstum umschlägt und infolgedessen die US-Schuldenquote explodiert. Sie ist bereits jetzt bei kritischen 110 %.
D.h. wenn die bisherigen inländischen Bondmarkt-"Umschichter" wegen Risikoaversion aus den US-Staatsanleihen wieder rauswollen (aber diesmal eben nicht, um in Aktien umzuschichten), könnte der von Richter angemahnte Risiko-Inflationschub aufkommen. Inflation wegen Bond-Risikoaversion ist die Vorstufe zur Staatspleite, siehe Zimbabwe. Dabei würde auch der Dollar stark nachgeben. Er würde nur dadurch gestützt, dass es (außer Gold) eben nicht genügend liquide und solide Ersatzwährungen gibt, in die US-Anlegern umschichten könnten.
https://wolfstreet.com/2019/01/31/...nt-debt-over-the-past-12-months/
.... Foreign holders (official and private-sector), net seller, shed $105 billion — to $6.2 trillion, or to 28.4% of total US debt.
Federal Reserve, net seller, shed $204 billion — to $2.25 trillion through November 30, or to 10.3% of the total US national debt.
US government entities (pension funds, Social Security, etc.), net buyers, increased holdings by $20 billion — to 5.87 trillion, or 26.9% of the total US national debt. This “debt held internally” is owed the beneficiaries of those funds.
And who holds the Rest? The only entities left:
American banks (very large holders), hedge funds, pension funds, mutual funds, and other institutions along with individual investors in their brokerage accounts or at their accounts with the US Treasury were huge net buyers, while nearly everyone else was selling, increasing their holdings by $1.36 trillion over the 12-month period. These American entities combined owned the remainder of the US gross national debt, $7.5 trillion, or 34.4% of the total!
When that appetite among American banks and other big institutions for US Treasury debt wanes, yields will rise because buyers will have to be lured into this market to absorb this flood of new securities on a weekly basis. But so far, so good – with the enormous appetite among American entities pushing down the 10-year Treasury yield today to 2.63%. |