Heute musste eines der vielen "Wahrheitsministerien" zugeben, dass der Rückgang des U.S. Bruttoinlandsprodukts (GDP=Gross Domestic Product) mit 6,2 % doch wesentlich höher sei, als die 3,8 % als vorläufiger Wert vom 30. Januar 2008 vermuten liessen. In meinem Kommentar vom 30. Januar habe ich diese Zahl seinerzeit schon kritisch hinterfragt. Zitat: "Wie erwartet ist das U.S. Bruttoinlands-Produkt (GDP) im 4. Quartal (Oktober bis Dezember 2008) signifikant gefallen. Die offizielle Zahl zeigt einen Rückgang um 3,8 % an. Wenn man jedoch berücksichtigt, dass ein Teil dieser Wirtschafts-Leistung in den Aufbau der Lagerbestände eingeflossen ist, so liegt der reale Rückgang bei 5,1 %.
Nun - der wirkliche Rückgang war nun noch stärker, als ich seinerzeit vermutet hatte. Ein Grund: Die Lager-Bestände sind doch nicht gestiegen. Und der zweite Grund: Der Deflator, d.h. die Zahl, mit der aus dem nominellen GDP das reale GDP errechnet wird, war bei der vorläufigen Berechnung im Januar mit einem deflationären Vorzeichen versehen worden. Dahingegen wurde diesmal eine positive Preis-Steigerung eingerechnet. Das reale GDP ist bei einer deflationären Entwicklung (= Preise sinken) natürlich grösser, als wenn bei gleichbleibender nomineller Grundlage die Preise steigen. Man sieht, dass man mit der Fälschung eines statistischen Grundparameters, hier der Deflator bzw der Preis-Steigerung, eine Reihe von angeleiteten "realen" statischen Parametern nach Belieben manipulieren kann, ohne die eigentlichen (norminellen) Werte manipulieren zu müssen.
Der Staat scheint zunehmens Schwierigkeiten zu bekommen, seine massiven Ausgaben-Programme durch neue Staatsanleihen zu decken. Die als Referenz dienenden 10-jährigen U.S. Treasury Bonds tendierten heute mit einem Real-Zins von 3,04 % auf einem Höchstand seit November 2008. Gleichzeitig propagiert Obama, dass die Staatsausgaben in der Zukunft massiv gekürzt werden sollen, und angeblich Reiche (Einkommens-Grenze $250.000) höher besteuert werden sollen. Wir kennen dieses Politiker-Geschwätz auch aus Deutschland: In der Folge werden die Staatsausgaben weiter steigen und ein Steuer-Erhöhung für angeblich Reiche ist sowieso nur ein Tropfen auf den heissen Stein, da diese Gruppe eine kleine Minderheit der Steuerzahler darstellt.
Auch in anderer Hinsicht benimmt sich der neue Präsident wie ein klassischer Politiker. Die in der Zeit der Clinton Administration begonnene systematische Drückung des Gold-Preises zwecks Senkung des Zins-Satzes und Hebung des US-Dollars wird mit gleichen Vorzeichen und zum Teil mit denselben Personen auch unter Obama fortgesetzt. Robert Rubin war seinerzeit Finanz-Minister und führende Köpfe der heutigen Administration wie Lawrence Summers und Tim Geithner sind Zieh-Kinder von Rubin. Rubin's "strong Dollar policy" beruhte auf Gibson Paradox, das Lawrence Summers (damals Harvard University and National Bureau of Economic Research) und Robert B. Barsky (University of Michigan and National Bureau of Economic Research) in einer Veröffentlichung vom Jahr 1988 unter dem Titel "Gibson's Paradox and the Gold Standard" herausgearbeitet haben. Es besagt, dass es eine Korrelation zwischen den Grössen "Zins-Niveau" und dem "Preisniveau" während des Gold-Standards gebe. Daraus haben Rubin und Summers hergeleitet, dass nur der Gold-Preis künstlich gedrückt werden müsse, um das Zins-Niveau niedrig halten zu können. Wir wissen heute, welche Exzesse die Folge dieser "easy money" Politik für unser Finanz- und Wirtschafts-Systems sind. Um ein Explodieren der Real-Zinsen und damit eine einhergehende Entwertung der Besitzer dieser Staatsanleihen zu vermeiden, muss die Methode zur Aushebelung des Gibson Paradox solange aufrechterhalten bleiben, wie möglich. Und diese Methode ist einzig und allein die Gold-Drückung.
Und nun sind wir wieder beim Geschehen auf dem Gold-Markt: Das Gold-Kartell hat erwartungsgemäss seine Angriffe am Freitag Vormittag im asiatischen Markt fortgesetzt. In der Folge wurde Gold unter die Marke von $940 gedrückt. Zum Londoner Handel konnte sich Gold leicht erholen und der A.M. Fix kam mit $943,75 (EUR 745,05) nur etwas leichter als vor 24 Stunden zustande. Im frühen COMEX-Handel testete Gold dann zweimal die Marke von $960. Danach fiel Gold aber zum P.M. Fix wieder auf $952,00 (EUR 752,81) zurück. Das sind zwar $16 mehr als gestern zur gleichen Zeit, aber das Gold-Kartell scheint den Londoner Handel gut unter Kontrolle zu haben. Mit der Doppelpackung an schlechten Nachrichten, Stichwort "GDP-Rückgang um 6,2 " und "schleichende Verstaatlichung der Citi Group", muss ein weiterer Ausbruch des Gold-Preises auf alle Fälle verhindert werden. Nachdem der Londoner Handel geschlossen hatte, wurde Gold um über $30 bis auf $930 gedrückt. Diese Marke hielt jedoch, und so konnte sich Gold bis zum Ende des Handels an der COMEX wieder auf $942 - d.h. das Niveau des letzten Tages - stabilisieren. Es scheint so, als wenn das Gold-Kartell unbedingt Gold weiter drücken will, ohne dabei zuviel Material im Londoner Handel verschiessen zu müssen.
Wird die nächste Woche eine "Horror-Woche" ? Der Dow fiel um weitere 1,7 % auf 7.063 Punkte und der wesentlich weiter gefasste S&P500 stand zuletzt mit 735 Punkten um 2,4 % niedriger. Damit hat der S&P500 die charttechnisch bedeutsame Marke von 740 Punkten nach unten durchbrochen und steht auf 12-Jahrestief. Gegenüber seinem Höchstand von 1.540 Punkten im September 2007 hat der S&P500 nun 52,3 % verloren. General Motors (GM) wird wohl nach Bekanntgabe seiner Quartals-Ergebnisse am Donnerstag eine zweistellige Milliarden Dollar schwere Finanz-Spritze der Regierung benötigen, um weiter produzieren zu können. In 3 Monaten hat GM einen Verlust von $9,6 Mrd erzielt und dabei $6,2 Mrd Cash verbrannt. Gleichzeitig wurde bekannt, dass die Pensions-Pläne von GM nun mit $12,4 Mrd unter Wasser sind. D.h. diese Summe müsste GM eigentlich als Cash in den Pensions-Fond einbringen, um die Zahlungen an die Pensionäre in Zukunft sicherzustellen. Mir ist unklar, wie dieses Unternehmen unter diesen Rahmenbedingungen auch nur theoretisch zu retten sei.
Die Anzahl der offenen Kontrakte an der COMEX nahm heute um 3.143 Positionen auf 376.482 Kontrakte zu. Der heute veröffentlichte CTFC Commitment of Trader Report, der die Positionierung der Markt-Teilnehmer an der COMEX am Dienstag dieser Woche (24. Februar) widerspiegelt, zeigt, dass eine Reihe von spekulativen Shorts auf den Abwärtszug des Gold-Preises gesprungen sind. Mit 372.697 Positionen sind 11.078 neue Kontrakte innerhalb einer Woche eingegangen worden. Die non-commercial Longs haben ihre Positionen um 3.864 Kontrakte auf nunmehr 199.830 erhöht, wohingegen die Shorts 7.920 neue Kontrakte auf insgesamt 37.965 eingegangen sind. Die Commercials haben auf der Long-Seite 7.205 neue Positionen zu insgesamt 97.256, auf der Short-Seite 1.781 neue Positionen zu insgesamt 288.361 aufgebaut. ----------- "An der Börse sind 2 + 2 nicht 4, sondern 5 - 1 !" "An der Börse kann man tausende % Gewinn erzielen, aber nur 100% Verlust!" |