Den Effekt, den es hat, wenn Geldvermögen immer nur in eine Richtung fließt, beschreibst Du völlig richtig.
Soweit Du allerdings aus dem Umstand, dass das Geldvermögen in den Nehmerländern gefallen und das der Geberländer gestiegen ist, den Schluss ziehen möchtest, dass das Geldvermögen der Nehmerländer nun bei den Geberländern liegt, vergisst Du, dass unsere Wirtschaft kein nach aussen abgeschlossenes System ist, das nur mit sich selbst Handel triebe.
Schaut man sich die Dax 30 Unternehmen an, so erkennt man eine deutliche Ballung im süddeutschen Raum. Das sind alles global player. In welchem Maße ihr Umsatz in den Nehmerländern entsteht, kannst Du ja mal recherchieren, wenn Dich dieses Thema etwas tiefer interessieren sollte. Nebenbei, die Wertschöpfungketten dieser Unternehmen verteilen sich ebenfalls bunt um den Globus, aus dem einen Land kommen diese Zulieferteile, aus dem anderen jene. Zusammengebaut wird es wieder woanders. Eine Zweigstelle hier eine Zweigstelle dort - das ist Globalisierung. Baden-Württemberg lebt indessen nicht zuletzt von seiner Innovationskraft. Es werden nirgends so viele Patente angemeldet wie dort. Es gibt da eine ganze Reihe von sogenannten "hidden champions" kleine mittelständige Unternehmen, die auf ihrem Gebiet Weltmarktführer sind. Auch sie sind global player.
Das Geld, das seitens der Nehmerländer, wie Du sagst, nur in eine Richtung fließt, fließt im Hinblick auf den Konsum seiner Bürger ebenfalls bunt verteilt in alle möglichen Unternehmen, die überall auf dem Globus verteilt sein werden.
Das Geld aus dem Länderfinanzausgleich fließt dabei ausserdem allenfalls mittelbar in Teilen in den Konsum seiner Bürger ein. Dieses Geld erhält ja das Bundesland als solches und nicht der Bürger, es fließt in seine "eigene" Verwaltung und in Investitionen und Projekte in der "eigenen" Region - "nicht" etwa in die der Geberländer.
Das Problem dabei liegt freilich darin, dass die Ausgaben dieser Bundesländer höher sind als ihre Einnahmen. Hierauf kommt es an und nicht darauf, wo die Ausgaben nun hinfließen oder auch nicht. Die Ausgaben werden erst dort problematisch, wo auf der anderen Seite die Einnahmen fehlen. (Du übersiehst davon abgesehen auch immer noch, dass der Bewegung von Kapitalströmen auf der anderen Seite eine entsprechende Bewegung von Gütern und/oder Dienstleistungen gegenüber steht.)
Das Ausgaben/Einnahmenverhältnis der Nehmerländer ist allerdings ein Umstand, den die Geberländer weder zu vertreten haben, noch in irgendeiner Weise beeinflussen können. Natürlich gibt es strukturelle Ungleichgewichte und Asymmetrien verschiedenster Art in den unterschiedlichen Regionen, die sich nicht von heute und morgen ändern lassen. Manche Dinge ließen sich bei uns zudem auch gar nicht auf Landesebene sondern nur auf Bundesebene regeln. Solidarität ist hier ohne Frage geboten, was auch von keinem bestritten wird!
Man muss bei aller gebotenen Solidarität allerdings auch darauf aufpassen, dass am Ende damit nicht bloss ineffiziente Strukturen subventioniert werden, und dabei gleichzeitig notwendige Reformen verschleppt werden. Es darf auch nicht zu einer Situation kommen, in der der Eindruck entsteht, dass die Länder, die sparen, auf ihre Ausgaben achten und vernünftig bzw. nachhaltig wirtschaften dafür im Ergebnis bestraft und die Länder, die unsolide wirtschaften, belohnt würden.
Wenn 3 Bundesländer alle anderen mitfinanzieren, dann ist das für diese schon eine erhebliche Belastung, bei der man sich fragen muss. ob das in dieser Form dann noch dauerhaft tragbar und wünschenswert ist. Diese Entwicklung geht ja nicht erst seit gestern. Dass diese Dinge nun diskutiert werden halte ich für nachvollziehbar und wichtig. Es gibt nur wenig, das bereits der Weisheit letzter Schluss wäre und nicht noch hier und da verbessert werden könnte.
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