Die aktuelle ist wirklich eine sehr spannende Situation. Ich kann einerseits nachvollziehen, was tibesti schreibt, aber natürlich sind auch Chartlords Argumente stichhaltig.
Ich würde es so darstellen (für eine Position in der Post, die aktuell dick im Plus ist): Angenommen, dass die 8%p.a.-Gewinnsteigerung, die im Rahmen der Strategie 2020 formuliert wurde, von der Post umgesetzt werden kann, bestehen über die nächsten Jahre noch gute (Größenordnung 10% p.a.) Renditechancen mit der Post-Aktie. Gleichzeitig gibt es aber das Risiko eines Crashes, dem sich auch die Post nicht entziehen können wird. Das mögen bis zu 50% Kursverlust im Extremfall sein. Betrachtet man einen Zeitraum von 7 Jahren (analog der Strategie 2020), so ist die Wahrscheinlichkeit eines großen Crashes in diesem Zeitraum recht hoch. Die Frage ist nun, wie sichert man seine aktuellen Buchgewinne am besten ab? Die Möglichkeit, Puts zu kaufen, habe ich jedes Mal, wenn ich die konkrete Umsetzung geprüft habe, sofort wieder verworfen, da mir die Absicherung immer zu teuer vorkam (letzte Woche DAX-Puts angeschaut, bei denen ich Ende 2014 +-0 gewesen wäre, wenn der DAX dann bei 8.400 gestanden hätte?!?). Mache ich jetzt die Aktien zu Cash, so verliere ich die angenommenen 10% p.a. Wertsteigerung, kann aber irgendwann wieder günstiger einsteigen. Nehmen wir mal an, dass der Crash in 3 Jahren kommt und 30% beträgt, dann würde man etwas günstiger wieder einsteigen können. Treten aber noch relevante steuerliche Aspekte auf (Kapitalertragssteuer abhängig vom erzielten Gewinn), so kann es sogar in diesem Szenario durchaus sein, dass man anschließend weniger Aktien besitzt als zuvor.
Klar, je früher der Crash kommt und je stärker er ist, desto besser fährt man damit, in Cash umzuschichten. Aber die Anzeichen für einen massiven Crash sind m. E. noch nicht konkret genug vorhanden. Aber ich bleibe auch am Ball, was bsp.weise die Schuldensituation in japan angeht. Einige Monate vor dem Crash 2008 hatte ich nämlich einen Artikel in der FAZ über die Immobiliensituation in den USA gelesen (mit unglaublichen Zahlen über die faulen Kredite), habe aber nicht entschieden genug reagiert. Das passiert mir nicht noch einmal.
Es könnte also durchaus sein, dass ich demnächst einen Teil meiner Post-Position veräußere. In meinem Depot sehe ich die Post als einen der Hauptleidtragenden im Fall eines massiven Crashs, da die anderen großen Positionen entweder nach unten besser abgesichert sind (Berkshire) oder weniger stark mit dem Index korrelieren (einige kleine Unternehmen).
Es bleibt spannend. |