#2436 - lag ich doch richtig oder
Mit einem Vorurteil wollte Hans-Joachim Watzke auf der jüngsten Bilanz-Pressekonferenz gleich mal aufräumen. Und zwar ging es um den Punkt, ob der Börsengang von BVB nun eine Erfolgsgeschichte sei oder nicht. „Es gibt ja immer noch Leute, die die Gesamtsituation nicht richtig einschätzen können“, so der BVB-Geschäftsführer. Laut Watzke kam Borussia Dortmund am Tag der Notizaufnahme im Jahr 2000 auf eine Marktkapitalisierung von rund 128 Mio. Euro. Am 15. Februar 2005, als ihn die Borussen zum Geschäftsführer beriefen, brachte es der Club nach seinen Aussagen auf einen Börsenwert von rund 74 Mio. Euro. Aktuell legen die Schwarz-Gelben rund 216 Mio. Euro auf die Waagschale. Für den Fußball-Manager ein hinreichender Beweis, dass Borussia Dortmund auch am Kapitalmarkt zu einer Erfolgsgeschichte geworden ist.
Keine Frage: Fußballerisch haben sich die Dortmunder in den vergangenen Jahren toll entwickelt und auch die Aktie hat sich von ihren Tiefständen signifikant erholt. Doch die Rechnung von Watzke hält kaum einer näheren Überprüfung stand. Richtig ist: Zum Börsengang am 31. Oktober 2000 wurden – unter Führung der Deutschen Bank – 13.500.000 BVB-Aktien zu einem Preis von 11 Euro pro Stück emittiert. Am Ende des ersten Handelstags lag die Notiz bei 10,05 Euro. Die Gesamtzahl der Borussia-Aktien, und nur die ist für die Berechnung des Börsenwerts maßgeblich, betrug mit dem IPO 19.500.000 Stück. Demnach erreichte die Marktkapitalisierung am Ende des ersten Tags auf dem Parkett knapp 196 Mio. Euro. Die von Watzke genannte Größe von 128 Mio. Euro bezieht sich hingegen lediglich auf die Platzierungsvolumen aus der Barkapitalerhöhung zum Börsengang. Auf dem Platz würde man so einer Rechnung wohl „Trick 17“ sagen. Zum Amtsantritt des Managers am 15. Februar 2005 kostete die BVB-Aktie dann nur noch 2,54 Euro. Zu dieser Zeit gab es aber bereits 29,25 Millionen Anteilscheine. Demnach ergibt sich in der Tat ein Börsenwert von gut 74 Mio. Euro. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass die Aktionäre zuvor im Oktober 2004 brutto 24,375 Mio. Euro an frischen Mitteln in das Unternehmen gepumpt hatten. Insgesamt verkaufte der BVB damals 9,75 Millionen neue Anteilscheine zum einem Stückpreis von 2,50 Euro an die Anleger. In diese Zeit fällt übrigens auch das Engagement des berüchtigten und mittlerweile verhafteten Finanzinvestors Florian Homm. Es folgten noch zwei weitere Kapitalrunden: Mitte 2006 wurden 14.625.000 Aktien zu je 2,00 Euro emittiert – Bruttoerlös 29,25 Mio. Euro. Im September 2006 erhöhten die Dortmunder ihr Kapital um weitere 17.550.000 Papiere. Rund 43 Prozent davon gingen auf das Konto der Aktionäre, die erneut für 2,00 Euro pro Stück zugegriffen haben. Auf diese Weise flossen 15,135 Mio. Euro nach Dortmund. 9.982.415 Papiere gingen auf das Konto der Investmentbank Morgan Stanley, die dafür eine Teilforderung von knapp 22 Mio. Euro an den BVB abtrat. Seit dem repräsentiert das Gezeichnete Kapital des BVB exakt 61.425.000 Aktien. Bei einem aktuellen Kurs von 3,52 Euro beträgt die Marktkapitalisierung der Dortmunder damit nun gut 216 Mio. Euro. Zugegeben: Auch dieser Wert liegt noch über der Startkapitalisierung von 196 Mio. Euro. Dafür haben die Anleger – inklusive des Morgan-Stanley-Deals – seit dem IPO aber auch fast 91 Mio. Euro an neuem Eigenkapital in das Unternehmen nachgeschossen. Diese Zahl findet in Watzkes Rechnung nicht statt. Für einen „ganz normalen“ Dortmund-Fan, der zum Börsengang für 2.000 Euro BVB-Aktien zeichnete und sich seit dem still verhalten hat, sind all dies wohl ohnehin nur akademische Winkelzüge. Sein Depot hat heute – inklusive der Dividendenzahlung – einen Wert von rund 650 Euro. Eine Erfolgsgeschichte sieht wohl doch etwas anders aus. Randnotiz: Fünf Jahre nach dem Börsengang räumte Watzke noch ein: „Es erübrigt sich jegliche Analyse, die BVB-Aktie ist keine Erfolgsgeschichte.“ Immerhin besteht die Chance, dass die BVB-Aktie ihren noch vorhandenen Rückstand auf den Ausgabepreis weiter aufholt. Die Zahlen für das Geschäftsjahr 2012/13 (per Ende Juni) fielen noch einen Tick besser aus als gedacht. Bei einem Anstieg der Konzernerlöse um fast 42 Prozent auf 305 Mio. Euro machte der Gewinn einen Satz von 27,5 auf 51,2 Mio. Euro. Das Ergebnis je Aktie verbesserte sich von 0,45 auf 0,83 Euro. Interessant: Den um Transfererlöse bereinigten Umsatz beziffert Watzke auf 253 Mio. Euro nach 189 Mio. Euro. Wechsel, wie der von Mario Götze zu Bayern München sind aber eine Ausnahme – wirtschaftlich sehr lukrativ, aber sportlich ein herber Verlust. Und so blicken Fans und Investoren gespannt auf die neue Saison. „Wir sind jetzt in der entscheidenden Phase, was die Nachhaltigkeit angeht“, weiß auch Watzke. Eine Botschaft ist dem BVB-Geschäftsführer jedoch ganz wichtig: „Wir werden nie wieder Schulden machen um des sportlichen Erfolgs willen.“ An der Börse kommt dieser Kurs gut an. Zudem wissen die Investoren, dass sich in den vergangenen Jahren bezogen auf den Spielerkader und den Markenwert des BVB enorme stille Reserven in der Bilanz aufgebaut haben. Die Dividende für 2012/13 wollen die Borussen von 0,06 auf 0,10 Euro pro Anteilschein erhöhen. Damit kommt der Titel auf eine Rendite von 2,8 Prozent. Die Analysten vom Bankhaus Lampe setzen das Kursziel für die BVB-Aktie neuerdings bei 5,00 Euro an und haben den Titel von Halten auf Kaufen heraufgestuft. Gastautor: Gereon Kruse | 24.08.2013, 07:29 | 1135 Aufrufe | 0 ----------- Deutschland... schönes Land, schwierige Rechtschreibung (für Ausländer) |