1. Der "gute, alte" Kapitalismus
Im guten alten Kapitalismus wird wenig geplant (hinsichtlich Absatzzahlen, wohl aber "strategisch"). Stattdessen wird versuchsweise "auf Sicht" produziert. Wenn ein Produkt dann gut ankommt beim Kunden, wird entsprechend mehr davon hergestellt. So kann es anfangs vorübergehend zu Knappheit kommen, weil zu wenig produziert wurde (Nachfrage ist höher als vermutet). Diese Knappheit führt dann zu relativ hohen Preisen. Die Ware bleibt jedoch im Prinzip erhältlich. Die hohen Preisen kompensieren die anfängliche Knappheit, weil nicht jeder diese zu zahlen bereit ist. Steigt später die Verfügbarkeit, weil nachproduziert wird, sinken die Preise wieder. Nun kommen auch Käuferschichten zu Zuge, denen die anfänglichen Knappheitspreise zu hoch waren. So bleiben Produktion und Nachfrage mittelfristig im Lot.
2. Die sozialistische Planwirtschaft
Planwirtschaft hingegen kommt von oben. Die Planer sind oft Bürokraten und Politiker (keine Unternehmer). Sie arbeiten auch nicht mit eigenem Geld, bei dessen Verlust (Fehlinvestition) sie pleite gehen können - letzteres mahnt Unternehmer zu Vor- und Umsicht -, sondern mit "Staatsknete", für die die Gemeinschaft haftet. Deshalb geht die Planung, die obendrein unflexibel verläuft, öfter mal am tatsächlichen Bedarf vorbei. Es kann zu wenig eines guten Produktes geben, dann sind die Geschäfte leer, oder zu viel eines schlechten Produktes, die Geschäfte sind dann voll, aber keine will das Zeug haben. Es fehlt das Regulativ über den Preis und das notgedrungen "umsichtige" Unternehmertum, das Verluste aus eigener Tasche bezahlen muss.
3. Der planwirtschaftlich entartete "moderne" Kapitalismus
Der neue, "moderne" Kapitalismus im 21. Jahrhundert trägt hingegen Stamokap-Züge. (Stamokap = Staat als Helfershelfer des Kapitalismus). Ich habe die "America first"-Politik daher gestern als "Planwirtschaft von rechts" bezeichnet. Hier noch mal die dafür typischen Kennzeichen:
- Wir sehen in den sich häufenden Finanzkrisen laufend staatliche Bailouts verzockter Privatbanken, so dass Unternehmer nicht mehr selber für ihre Investitionsfehler haften. Es reicht, wenn ihre Privatbank angeblich "systemrelevant" ist. Regeln, die diese Staatshaftung eindämmen sollten (Volcker-Rule), wurde in USA durch Verwässerung praktisch wieder abgeschafft.
- Wir haben übergeordnet die Notenbanken, die Preise für Anleihen und langfristige Zinsen zugunsten des (verzockten) Kapitals und zu ungunsten der Sparer verzerren. Sie mischen sich in das Preisregulativ der freien Märkte ein.
- Wir haben auch sonst Marktmanipulation auf allen Ebenen (darunter betrügerische durch Banken wie beim Libor), die ebenfalls die freie Preisgestaltung beeinträchtigen.
- Wir haben eine Elite, die den Bürgern neuerdings auf Umwegen diktiert, was sie kaufen sollen: US-Bürger sollen z. B. per Dekret von oben keine deutschen oder japanischen Autos mehr kaufen, weil diese angeblich eine "Gefahr für die nationale Sicherheit" darstellen. Das ist planwirtschaftlicher Irrsinn und ebenfalls unverschämte Marktmanipulation.
- Aus all dem resultiert übergeordnet ein geostrategisches Konzept, bei dem Staaten, die Amerika als wirtschaftliche Konkurrenten gefährlich werden könnten (Russland bei Öl/Gas, China z. B. bei moderner Netzwerktechnologie), mit politisch vorgeschobenen und teils konstruierten (Maidan!) Gründen mit Sanktionen und Boykotts belegt werden. Kürzlich wurde die Huawei-Gründertochter in Toronto wegen von USA verbotener Geschäfte mit Iran inhaftiert. Hauptmotiv dieser Verhaftung aber war, Huawei - ein starker wirtschaftlicher Konkurrent für US-Netzwerker wie Cisco - vom US-Markt auszuschließen.
- Diese Sanktionen werden stets politisch (und "moralisch") begründet, obwohl sie im Kern wirtschaftlicher Natur sind. Sie sollen im Kern dafür sorgen, dass USA auch künftig die führende Wirtschafts- und Militärnation bleibt. Ganz deutlich wird dies u. a. bei Nord Stream 2. Dagegen machen die Amis mächtig Stunk, weil sie in Europa lieber ihr verflüssigtes Fracking-Gas verkaufen wollen. Außerdem wollen sie nicht, dass ihr Erz-Gegner Russland über Gasexporte zu mehr (und sicheren) Einnahmen kommt. Dazu nutzen die Amis auch die latente "Entzweitheit" der EU. Kürzlich haben sie z. B. (in Hinterzimmern) Frankreich dazu bewegen können, nun auch gegen Nord Stream 2 zu sein. |