Borussia Dortmund schockt Anleger
Der einzige börsennotierte deutsche Fußball-Verein Borussia Dortmund hat seine Finanzlage als existenzbedrohend bezeichnet. Gegen den Bundesligisten ermittelt die Finanzaufsicht.
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) prüft, ob der Verein bei seiner Mitteilung am Donnerstag gegen Regeln der Ad-hoc-Publizität verstoßen hat. "Wir schauen uns das an", sagte eine Sprecherin der Behörde. Es werde auch routinemäßig untersucht, ob der Fußballverein alle notwendigen Informationen rechtzeitig veröffentlicht hat. Der Vorstand der hochverschuldeten Borussia hatte zuvor in einer Pflichtveröffentlichung mitgeteilt, der Verein sei finanziell in einer akut existenzbedrohlichen Situation.
Borussia Dortmunds Mannschaft für die Saison 2004/2005 Die Aktie brach nach der Mitteilung mehr als 25 Prozent auf 1,98 Euro ein.
Ohne eine umfassende, schnelle Sanierung unter Beteiligung aller Gläubiger sei das Überleben des mehrmaligen Deutschen Meisters und Champions-League-Siegers von 1997 nahezu unmöglich, hieß es darin. Voraussetzung für die Umsetzung des Konzepts sei die Zustimmung aller Finanzgläubiger. "Deren überwiegende Mehrheit hat die Zustimmung bereits zugesagt", versicherte Borussia Dortmund am Donnerstag in der Mitteilung. "Mit lediglich drei Finanzgläubigern werden gegenwärtig noch weiterführende Verhandlungen geführt."
Schulden ohne Sanierung nicht mehr zu bedienen
Die bedrohliche Schieflage besteht nach BVB-Angaben aus der Summe von Verlusten, hohen Zahlungsverpflichtungen und dem Fehlen eines Investors für die Umsetzung eines neuen Stadionkonzeptes. Falls Sanierungsmaßnahmen unterbleiben, sei für das gesamte Geschäftsjahr mit einem Fehlbetrag von insgesamt 68,8 Mio. Euro zu rechnen, so dass unter Berücksichtigung kumulierter Verluste aus Vorjahren rund 79 Prozent des eingezahlten Kapitals der Aktionäre "durch Verluste aufgezehrt" seien. Borussia Dortmund war im Jahr 2000 an die Börse gegangen. Damals war das Papier noch 11 Euro wert gewesen.
In der Vergangenheit hatte die Vereinsführung Medienberichte über die prekäre Finanzlage immer wieder als falsch zurückgewiesen. Gerd Niebaum musste inzwischen allerdings als Präsident und Geschäftsführer der börsennotierten Gesellschaft zurücktreten. Manager Michael Meier blieb dagegen im Amt. Zudem rückte inzwischen der bisherige Schatzmeister des Vereins, Hans-Joachim Watzke, in die Geschäftsführung auf.
Auf Grund der äußerst knappen Finanzmittel befindet sich die Gesellschaft laut der Mitteilung vom Donnerstag "in ständigem, nach Einschätzung des Managements konstruktivem Dialog mit den Gläubigern, um den gegenwärtigen Engpass dauerhaft zu überwinden". In diesem Zusammenhang habe die Gesellschaft von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rölfs Partner ein Sanierungskonzept erstellen lassen, das nunmehr vorliegt. Es bescheinige der Gesellschaft unter der Voraussetzung der Durchführung erforderlicher Sanierungsmaßnahmen die Sanierungsfähigkeit und -würdigkeit. Als wesentliche Komponenten bezeichnete der BVB die Mietstundung für das Westfalenstadion und eine Teilrückabwicklung des Verkaufs der Borussia-Arena.
Großaktionär Homm hält sich weitere Finanzspritze offen
BVB-Großaktionär Florian Homm schließt einem Medienbericht zufolge eine weitere Finanzspritze für den Verein nicht aus. Allerdings werde er zusätzliche Hilfen an "härteste Bedingungen" knüpfen, berichtete das "Manager-Magazin" online. Homm, der zuletzt mit 26 Prozent am BVB beteiligt war, zeigte sich vom Ausmaß der Krise bei Borussia Dortmund überrascht. Er habe nicht erwartet, dass sich die Situation des Vereins derart dramatisch zuspitzen würde, hieß es.
Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) wollte sich zunächst nicht dazu äußern, ob die Borussia für die kommende Saison um ihre Lizenz bangen muss. Derzeit berate die DFL noch, ob sie Stellung beziehe, sagte ein Liga-Sprecher der Agentur Reuters in Frankfurt. Der Verein will am Nachmittag auf einer Pressekonferenz in Dortmund nähere Einzelheiten zur prekären Lage erläutern.
füx
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