L I N K S A U S L E G E R "Jetzt erst recht" | 16.03.04 | Die Initiatoren der Wählerinitiative, die die Gründung einer neuen Linkspartei betreiben, bleiben beharrlich - die SPD-Spitze hatte Ausschlussverfahren gegen Abweichler eingeleitet. mehr ... · Wieder alles im Lot – Ischia ehrt den Kanzler · Best of Gerd – Kanzlerwitze zum Schieflachen Der IG-Metall-Funktionär Peter Vetter sagte dem "Handelsblatt" vom Dienstag: "Der Gedanke, jetzt erst recht zu handeln, liegt jedenfalls nahe."
Der Mitbegründer der Initiative und Gewerkschaftssekretär sagte, bei vielen Parteimitgliedern, die bisher innerhalb der SPD für eine Kurskorrektur gekämpft hätten, werde das Vorgehen der Parteispitze die Neigung zum Austritt vergrößern. Vetter, nach eigenen Angaben seit 43 Jahren SPD-Mitglied, bedauerte die Einleitung des Schiedsverfahrens. "Ich wollte weder aus der SPD austreten noch ausgeschlossen werden. Aber wenn es die Partei so will, dann müssen wir unseren Weg jetzt eben weitergehen und andere Formen der politischen Einflussnahme suchen", sagte er. Das Verhalten der SPD-Führung sei Ausdruck hoher Nervosität, sagte er weiter. Die Initiative habe nicht zum Austritt aus der SPD aufgerufen.
Wie die Tageszeitung "Die Welt" berichtete, wollen zwei IG-Metall-Vorstände und drei weitere hochrangige Funktionäre unmittelbar vor dem SPD-Parteitag am Freitag, 19. März, in Nürnberg eine Pressekonferenz einberufen. Insgesamt sieben Erstunterzeichner wollen demnach ihren Aufruf "Arbeit und soziale Gerechtigkeit" vorstellen und mit der SPD als "Kanzlerwahlverein" abrechnen. Zudem wollen sie die Chancen der Neugründung einer neuen Linkspartei erörtern.
Laut "Welt" werden die Erstunterzeichner voraussichtlich auch weitere Personen präsentieren, die den Aufruf unterstützen. Bei den Initiatoren der Pressekonferenz handelt es sich um die IG-Metall-Vorstände Gerd Lobboda und Günther Schachner. Weitere Beteiligte werden die Ersten Bevollmächtigten der IG Metall Klaus Ernst, Thomas Händel und Peter Vetter und der Hamburger Professor Herbert Schui von der Hochschule für Wirtschaft und Politik sein.
Der Parteivorstand hatte am Montag in Berlin Sofortmaßnahmen gegen sechs der Initiatoren beschlossen. Der scheidende SPD-Vorsitzende, Bundeskanzler Gerhard Schröder, erklärte, so lange die Schiedsverfahren in den Bezirken liefen, ruhe die Mitgliedschaft der Betroffenen in der Partei. Ein halbes Dutzend bayerischer Metaller hatte eine "Initiative für Arbeit und soziale Gerechtigkeit" aus der Taufe gehoben.
Der PDS-Europaabgeordnete Andre Brie rechnet nach eigenen Worten fest mit der Bildung einer neuen Linkspartei. "Eine solche Entwicklung liegt in der Luft", sagte er der Chemnitzer "Freien Presse". Das Vorhaben hätte aber nur gemeinsam mit der PDS eine Chance; eine völlige Neugründung würde scheitern.
FOCUS, 16.03.04 |