Politik-Legende Henry Kissinger (99)So kann ein dritter Weltkrieg verhindert werden -------------------------------------------------- 21.05.2023 - 20:25 Uhr Es ist eine drastische Warnung. Henry Kissinger (wird in einer Woche 100!) gilt als lebende Legende der Außenpolitik: Unter den US-Präsidenten Richard Nixon und Gerald Ford diente er als Nationaler Sicherheitsberater und Außenminister. Sein Wort hat noch immer großes Gewicht.
Im Interview mit dem „Economist“ warnt er jetzt vor einer großen Gefahr: einem dritten Weltkrieg! „Wir befinden uns in einer klassischen Vorkriegssituation“, sagt er mit Blick auf eine Konfrontation der Großmächte USA und China, „in der keine Seite viel Spielraum für politische Zugeständnisse hat und in der jede Störung des Gleichgewichts katastrophale Folgen haben kann“.
Laut Kissinger betrachten die Chinesen die USA als eine untergehende Weltmacht, deren Platz sie bald einnehmen können. Die Machthaber in Peking ärgert vor allem, dass sich die USA weigern, die Chinesen als gleichwertige Macht anzuerkennen. Die Chinesen wollen sich nicht einer regelbasierten Weltordnung fügen, weil sie befürchten, dass die Regeln, ob im Welthandel oder im Völkerrecht, die Amerikaner einseitig bevorteilen.
Zankapfel Taiwan 50 Jahre lang, seit Nixon in den USA an der Macht war und in China noch Mao, hätten sich die beiden Länder noch irgendwie verständigt. US-Präsident Donald Trump habe aber diese Verständigung aufgekündigt und China zu Zugeständnissen beim Thema Handel gezwungen. Zankapfel Taiwan
50 Jahre lang, seit Nixon in den USA an der Macht war und in China noch Mao, hätten sich die beiden Länder noch irgendwie verständigt. US-Präsident Donald Trump habe aber diese Verständigung aufgekündigt und China zu Zugeständnissen beim Thema Handel gezwungen. -Sowohl China als auch die USA müssen bereit seien, verbal abzurüsten. Der US-Präsident müsste zu seinem chinesischen Amtskollegen sagen: „Herr Präsident, die beiden größten Gefahren für den Frieden sind derzeit wir beide. In dem Sinne, dass wir die Fähigkeit haben, die Menschheit zu zerstören.“ Dann müssten beide Zurückhaltung üben – ohne aber etwas offiziell anzukündigen.
-Die USA müssten im Blick behalten, was China will: Es strebe nach einer Art Augenhöhe, aber eben nicht nach der Weltherrschaft in dem Sinn wie Hitler, sagt Kissinger. Dies sei „nicht die Art und Weise, wie sie über die Weltordnung denken oder jemals gedacht haben“.
-Auf Regime-Change setzen? Laut Kissinger sollte die USA nicht versuchen, die Machthaber in China zu stürzen und auf eine demokratische Regierung zu hoffen. Der Zusammenbruch des kommunistischen Regimes würde China vermutlich in einen Bürgerkrieg und die Welt ins Chaos stürzen und sei deshalb nicht im Interesse der USA.
- Kissinger fordert, dass sowohl die USA als auch China im ständigen Austausch bleiben, um einen Krieg zwischen den beiden Mächten zu verhindern. Laut Kissinger braucht es, wie schon im Kalten Krieg, ein Gleichgewicht zwischen beiden Mächten.
- „Ist eine Koexistenz zwischen China und den Vereinigten Staaten ohne die Gefahr eines totalen Krieges möglich? Ich dachte und denke immer noch, dass dies möglich ist“, so Kissinger.
ABER: Ein Erfolg sei nicht garantiert. „Es kann scheitern“, sagt er. „Und deshalb müssen wir militärisch stark genug sein, um ein Scheitern zu verkraften.“ Ukraine soll in die Nato
Im Interview spricht Kissinger auch über den Krieg in der Ukraine. Er glaubt, dass ein Kriegsende, das beide Seite unzufrieden stelle, für ein Gleichgewicht sorgen könne. Etwa: Russland zieht sich aus weiten Teilen der Ukraine zurück, behält aber die Hafenstadt Sewastopol auf der Halbinsel Krim.
Die Ukraine solle nach dem Krieg der Nato beitreten, sagt er. Sonst werde es ein hochgerüstetes Land, dass alleine entscheiden kann, ob sie die ganze Krim zurückholt. Das wäre laut Kissinger ein Patentrezept für einen weiteren Krieg, während die Nato sie Zurückhaltung bewegen könnte.
Darum, so Kissinger, müsse Putin überzeugt werden: Auch Russland ist sicherer, wenn die Ukraine Mitglied der Nato ist.
Keine Angst vor einem russisch-chinesischen Bündnis Der Angst vor einem russisch-chinesischen Bündnis erteilt Kissinger eine klare Absage: „Ich habe noch nie einen russischen Führer getroffen, der etwas Gutes über China gesagt hat“, sagt er. „Und ich habe noch nie einen chinesischen Führer getroffen, der etwas Gutes über Russland gesagt hat.“ Die beiden Länder seien keine natürlichen Verbündeten.
Kissinger leistete Vorarbeit für die Entspannungspolitik mit der Sowjetunion und legte den Grundstein für die Beziehungen der USA zur Volksrepublik China. Sein Wort hat Gewicht. Am 27. Mai feiert er seinen 100. Geburtstag – und trotzdem lässt ihn die Außenpolitik noch immer keine Ruhe.
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