Ich denke, dass bezüglich des CVAs und der Absichten der Gläubiger viele eine sehr realitätsferne Meinung haben. Die einige Pusher schreiben hier oft, dass mit dem CVA plötzlich alles heile Welt sein wird und das Unternehmen dann aus der Krise draußen ist. Von einigen Bashern kommen dann Aussagen, dass die Gläubiger das Unternehmen aussaugen werden, um es dann schlussendlich zu liquidieren. Meiner Meinung nach sind beide Ansichten realitätsfern, die Wahrheit liegt wie immer in der Mitte:
DJ hat hier ja bereits schon aufgezeigt, dass man 2018 schon die Möglichkeit hatte das Unternehmen in Insolvenz zu schicken (=CVL). Das hätte zu einem früheren Zeitpunkt vielleicht noch Sinn gemacht, da man dann noch als Gläubiger die Gelegenheit gehabt hätte sein Geld im Zuge der Insolvenz wieder zu sehen. Allerdings kommt hier der Bilanzskandal ins Spiel, denn wie wir alle wissen sind im Dezember 2017 die aufgeblasenen Forderungen/Vermögenswerte praktisch implodiert. Während man sich bei den meisten Unternehmen langsam an eine Schwelle nähert, bei der die Gläubiger nicht mehr mitspielen und es zu einem CVL kommt, haben wir mit der Implosion der Bilanz diese Schwelle im Grunde übersprungen. Bereits im Sommer 2018 nachdem man sich mal eine grobe Übersicht verschafft hatte wurde klar, dass bei einer Insolvenz jeder der Beteiligten verlieren würde. Die Altaktionäre hätten ihren bereits ausgebombten Restwert auch noch verloren. Die Gläubiger hätten von ihrem Geld nur noch einen kleinen Teil gesehen. Der Staat Südafrika hätte nicht nur eines seiner renommiertesten Unternehmen verloren, sondern auch einen Steuerzahler und Arbeitgeber. Also eine Situation in der es keinen Gewinner und ausschließlich Verlierer gegeben hätte.
Jetzt kommt das CVA ins Spiel, aus meiner Sicht eine wirklich tolle Konstruktion der britischen Insolvenzrechts. Man hat ein Unternehmen, das einen riesigen Schuldenberg angehäuft hat, aber im Grunde operativ gewinnbringend arbeitet, bzw. das Potential hat seine ineffizienten Einheiten in einem überschaubaren Zeitraum (in unserem Fall bis Ende 2021) auf Vordermann zu bringen, damit es Gewinne erwirtschaften kann, die sich sehen lassen können. Es geht also einzig und allein um die Assets. Im Zuge des CVAs bekommt das Unternehmen nicht nur Zeit, sondern auch rechtliche Vorteile, etwa wenn es um die Kündigung von Leasing bzw. Mietverträgen geht. Zudem kann man für Assets die nicht zum Kerngeschäft zählen in Ruhe einen Käufer suchen. Im Gegenzug bezahlt man aber für das Stillhalten der Gläubiger ordentlich Zinsen.
Steinhoff wird bis Ende 2021 die Schulden in keinem Szenario deutlich reduziert haben, da braucht man nicht Mathematik studieren um sich das auszurechnen. Es ist allerdings so gut wie sicher, dass man schon in der Bilanz 2019 sehen wird, dass durch die bereits durchgeführten Verkäufe genug Cash vorhanden ist, um die Zinsen am Ende des CVAs zu stemmen (hier nochmals der Verweis auf die noch ausstehenden Zahlungen aus den Verkäufen, welche erst in der Bilanz 2019 als Cash zu sehen sind). Ab 2022 (vermutlich bereits früher, wenn man wieder ein Rating bekommt) kann man dann neue Kredite zu günstigen Konditionen aufnehmen und sich refinanzieren. Und da kommt man auf den eigentlichen Grund, warum wir dieses ganze Prozedere über uns ergehen lassen müssen: Günstige Kredite bekommt man auch mit erhöhtem Schuldenniveau, jedoch nur, wenn man gute Gewinne erwirtschaftet und die Banken glauben ihr Geld wieder zu sehen. Daher ist es auch so wichtig, dass das Management ALLE Beteiligungen in die Gewinnzone bringt. Gelingt das, dann erhalten die Gläubiger ihre hohen Zinszahlungen aus den bereits getätigten Asset-Verkäufen und dem Cash bestand und die Kredite zu den jetzigen Konditionen werden durch Kredite mit guten Konditionen ersetzt, auf die man VIEL, VIEL niedrigere Zinsen zahlen muss (seht euch den Stand des derzeitigen Dreimonats-EURIBORs an!). Dann ist man mit 2022 aus dem CVA raus, hat immer noch einen sehr hohen Schuldenstand und fängt dann an mit dem was man operativ erwirtschaftet diesen Stand nach und nach zu reduzieren.
Das Fazit zum CVA ist für mich also, dass ein Fortbestehen des Unternehmens einzig und alleine von der Entwicklung des operativen Geschäfts abhängt. Alles andere wie z.B. die Zinszahlung zum 31.12.2021 ist aus meiner Sicht reine Juristerei und schon längst ausgehandelt, bzw. durch Assetverkäufe abgedeckt. Wenn es gelingt, dass man die derzeitigen Problemkinder unter den Beteiligungen in der Griff bekommt, dann gehören 2022 diese Assets wieder uns Aktionären, und darunter Fallen z.B. Beteiligungen wie Pepkor Afrika mit einer derzeitigen Marktkapitalisierung von über 3 Milliarden EUR.
Also heißt es für mich so kurz vor der Implementierung des CVAs abwarten und Tee trinken.
"Now this is not the end. It is not even the beginning of the end. But it is, perhaps, the end of the beginning." - dieses Zitat von Churchill trifft wohl auf unsere derzeitige Situation ganz gut zu. |