..schau Dir doch mal an, welche Geschlechter denn in den letzten 2.000 Jahren (und noch sehr viel länger) faktisch in Kriegen als Soldaten gekämpft haben, und schau Dir an, welche Geschlechter auch heute noch im Kriegsfalle eingezogen werden.
...wenn man diesen Gedanken zulässt dürfte sollte es eigentlich jedem unmittelbar auffallen, dass es dabei (zumindest in der Vergangenheit) beinahe ausschließlich um Männer geht.
Sicher, es gab im alten Griechenland auch Amazonen, und heutzutage können auch Frauen durchaus als Soldaten in Kriegen kämpfen, wenn es dann aber um die Masse an Soldaten geht, dann spielen Frauen dabei auch heute noch eine untergeordnete Rolle.
Wenn es dann also darum gehen soll, über Demographie im Sinne eines menschlichen Kriegsführungspotenzials nachzudenken, ergibt es sich also aus der Sache selbst, dass es dabei nicht um den Überschuss an Frauen im kriegsfähigen Alter sondern um den Überschuss an Männern im Kriegsfähigen Alter ankommen wird. ..zumindest dann, wenn diese Untersuchungen tatsächlich Sinn ergeben sollen. ;-)
"Wenn große Teile der männlichen Jugend zwar ausreichend ernährt sind, aber keine Aussicht haben, eine angemessene Position in der Gesellschaft zu finden, stehe ihnen als einziger Weg die Gewalt offen.'"
Das wäre dann das nächste Missverständnis. Es wird nicht behauptet, dass Gewalt der "einzige Weg" wäre, der ihnen offen stünde, es wird lediglich darauf hingewiesen, dass mit der Größe des Überschusses solcher junger Männer ohne Aussicht, eine erfüllende Position in der Gesellschaft zu erlangen, die „Gefahr“ kriegerischer Auseinandersetzungen entsprechend anstiege.
Heinsohn berechnet daraus seinen sogenannten Kriegsindex. Dieser beschreibt allerdings keine Zwangläufigkeiten sondern lediglich ein bestimmtes Gefahrenpotenzial.
Und die Grundlage dieser Untersuchungen sind auch keine etwaigen Vorstellungen über toxische Männlichkeit oder eines destruktiven Feminismus, sondern Statistik.
Heinsohn hat sich die Bevölkerungsstrukturen aller möglichen Länder mit und ohne Kriegen in den verschiedenen Jahrhunderten angesehen und verglichen, und was sich aus diesen Untersuchungen gemäß Heinsohn statistisch folgern lässt ist dann eben ein gewisser Gefahrenzusammenhang eines Überschusses an jungen perspektivlosen Männern und der "Möglichkeit" kriegerischer Auseinandersetzungen. Frauen haben historisch in diesem Zusammenhang bislang eine untergeordnete Rolle gespielt, sollten Frauen in der Zukunft als Revolutionsführer, Warlords, Soldatinnen etc. mal zahlenmäßig eine ebenso oder zumindest hinreichend große Rolle spielen, so würde man die Theorie vom Youth-Buldge wohl sicherlich auch auf jungen Frauen erweitern müssen, das zeichnet sich dann aber m.E. vielleicht noch nicht unbedingt ab. ;-)
Welche Vorteile könnten sich zudem aus Heinsohns Theorie ergeben?
Völkermordsforschung hat ja nicht nur eine historische Relevanz im Sinne einer Aufarbeitung, sondern es geht dabei natürlich auch um die große Frage, wie lässt sich sowas verhindern? Und wie lässt sich u.U. schon rechtzeitig erkennen, wann und unter welchen Vorrausetzungen dafür eine Gefahr anzunehmen ist, so dass sich solche Dinge u.U. bereits ex ante besser vermeiden ließen?
Es ist dabei sicher nicht nur äußerst anspruchsvoll sondern auch ebenso fehleranfällig und in der persönlichen Bewertung und Einschätzung auch recht subjektiv, sich die einzelnen Konflikte innerhalb einzelner Länder und zwischen einzelnen Ländern anzusehen und zu analysieren.
Wenn sich dann aus objektiv und vergleichsweise einfach ermittelbaren Größen wie der Demographie nach statistischer Erfahrung Schlüsse über das Gefahrenpotenzial ableiten lassen können, ist das natürlich eine äußerst hilfreiche und sinnvolle Ergänzung.
Um kriegerische Auseinandersetzungen verhindern zu können, muss man dann ja überhaupt erstmal das Gefahrenpotenzial erkannt haben. Wenn man also bei einem Land einen erheblichen demographischen Überschuss an jungen Männern ohne Perspektive ausmacht, dann wäre eine gute Gesellschafts- und Arbeitsmarktpolitik z.B. also nicht alleine aus sozialen Gedanken heraus von großer Wichtigkeit, eine Regierung könnte des Weiteren auch über bevölkerungspolitische Maßnahmen nachdenken. Andere Länder, die sich über solche Risiken gewahr sind, könnten indessen diplomatische Bemühungen verstärken etc. etc.
Heinsohns vergleichende demographische Untersuchungen sind da m.E. schon äußerst interessant und hilfreich.
Peter Sloterdijk geht sogar so weit zu sagen: "Ich bin davon überzeugt, dass ein Buch des deutschen Genozidforschers Gunnar Heinsohn zur Pflichtlektüre von Politikern und Feuilletonisten gemacht werden sollte: "Söhne und Weltmacht." Darin wird der Zusammenhang zwischen Menschenproduktion und Gewaltpolitik durchleuchtet. Es darf in keiner Diskussion mehr fehlen, weil die aktuellen Konflikte nur im Licht dieser Analysen transparent werden."
Bei der Manosphere geht es, so wie ich das überflogen habe, hingegen um einen Sammelbegriff der verschiedene antifeministische Bewegungen umfasst, die den Mann als ein von Frauen unterdrücktes Objekt behandeln.
Wenn man nun alles, wobei Unterschiede zwischen Männern und Frauen faktisch eine Rolle spielen, unter solchen Bewegungen subsumieren wollte, dann würde das m.E. nicht minder grotesk, als manche dieser Bewegungen selbst.
Abgesehen davon, ..Du hattest Dann ja auch noch geschrieben, dass Heinsohns Youth-Buldge als Idee der Manosphere entstammen würde, das passt dann aber nicht nur inhaltlich sondern auch zeitlich gar nicht zusammen. Heinsohn schreibt und veröffentlicht über seine Forschungen dazu schon seit 20 Jahren, während die Manosphere ein (Mode)phänomen der letzten Jahre zu sein scheint.
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