Das Problem ist meiner Meinung nach, dass man die Vorteile der Dezentralität des Bitcoin nach wie vor nicht lebt bzw. kapiert und dementsprechend immer wieder in die Fallen tappt, die Zentralität mit sich bringt. Allein schon dieses ständige Getrade Bitcoin gegen Geld zeigt, dass die Mehrheit der Bitcoiner eigentlich immer noch im Geldsystem festhängt und den Bitcoin eher als ein Spekulationsobjekt betrachtet, mit dem man Geld machen kann.
Bitcoin ist in seinen Grundeigenschaften nicht dazu geeignet um damit Profit zu erwirtschaften, Zinsen und Renditen zu generieren oder Jemandem Kredite gegen Zins bereit zu stellen. Dadurch ist Bitcoin im Gegensatz zum Geldsystem eben NICHT gewinnorientiert konstruiert, d.h. wenn Jemand 1000 Bitcoins investiert, kann er lediglich auch nur 1000 Bitcoins wieder herausholen. Würde er mehr damit einnehmen, müsste ein Anderer diesen Betrag verlieren.
D.h. in einer reinen Bitcoinumgebung gäbe es kein nachhaltiges Wirtschaftswachstum mehr, würden auch die Vermögen quantativ nicht weiter wachsen. Das Wachstum würde dann nicht mehr anhand quantitativer Zahlen ablesbar sein, sondern sich auf die qualitative Seite verlagern.
Die Philosophie, dass Jemand eine Idee hat, dann zur Bank geht, einen Kredit erhält und damit ein Unternehmen gründet, anschließend ein Produkt entwickelt und herstellt und dieses dann am Markt anbietet und damit den Kredit tilgt und Gewinne erwirtschaftet wird so nicht mehr haltbar sein, weils bereits an der Kreditvergabe scheitern würde, das Risiko für den Kreditgeber viel zu hoch wäre, dieser mit 100% Eigenanteil haushalten müsste und nicht wie im Geldsystem einfach mal Geld neu schöpfen könnte. Daher denke ich, werden Banken in einer Bitcoinumgebung in ihrer heutigen Form nicht mehr vorkommen, sondern könnte es wiefolgt ablaufen.
1. Jemand hat eine gute Idee und veröffentlicht diese im Web in sozialen Netzwerken, usw. 2. Ist das Feedback positiv und das Interesse an der Idee groß genug, so startet er ein Crowdfunding und legt dabei offen, wofür er welche Mittel benötigt. Jeder Crowdfunder erhält zu seinem gezahlten Anteil ein Anrecht auf das daraus resultierende Produkt. D.h. hat Jemand 1 BTC gespendet und kostet das Produkt 10 BTC, so hat er ein Anrecht auf 1/10 des Produktes, hat er 10 BTC gespendet, kann er sich das Produkt ausliefern lassen. 3. Konnte er durch das Crowdfunding nicht genügend Mittel einsammeln, so muss er weiter um seine Idee werben oder die Idee noch verbessern 4. Konnte er genügend Mittel einnehmen, so kann er nun ein Unternehmen aufbauen. 5. Werden nun die Produkte gefertigt und entsprechend an die Crowdfunder ausgeliefert. 6. Besteht weiteres Interesse an dem Produkt, so bezahlen Kunden im Vorab ihre BTC und erhalten dafür das Produkt. 7. Eine gewisse Lagerhaltung, Vorhaltung von Produkten macht natürlich Sinn, wenn die Herstellung mehrere Tage bis Wochen dauert. In diesem Falle gibt es dann tatsächlich eine Möglichkeit, seine Bitcoins verzinsen zu können, nämlich weil es dann Leute gibt, welche die vorgehaltenen Produkte bezahlen, warten bis ein Kunde das Produkt nachfragt und dann gegen einen kleinen Obolus von z.B. 5% dieses Produkt weiterverkaufen, sozusagen als Ausgleich dafür, dass sie ihre Bitcoins "gebunden" haben, sowie für das Risiko, dass sie das Produkt nicht mehr weiterverkaufen können, weil kein Interesse mehr daran besteht und sie das Produkt dann selbst nutzen müssen.
Wenn man so will ist das eine rein bedarfsorientierte Ökonomie, welche daraus resultieren würde, weil Alles was am Bedarf vorbeigeht, ein viel zu hohes Verlustrisiko in sich birgt. Das Motto "man investiert mal in eine Aktie und schaut ob daraus was wird!" wird es so nicht mehr geben bzw. noch viel mehr vom Totalverlust geprägt sein. Entscheidend wird meiner Meinung nach auch sein, wie gut und transparent man ein Produkt im Web bewerben kann. Gerade weil das Risiko eines Verlustes sehr hoch ist, wird es für viele Kunden und Investoren von wesentlicher Bedeutung sein, wie glaubwürdig und seriös Jemand ist und wie plausibel sein Konzept scheint.
Doch davon sind wir noch ein ganzes Stück weit entfernt, selbst beim Bitcoin-Crowdfunding geht es fast ausschließlich darum, Renditen zu erwirtschaften, was zwangsläufig immer wieder blutige Nasen verursacht und verursachen wird.
Ich denke es ist ein Leichtes den Bitcoin als ein alternatives Zahlungsmittel zu betrachten, doch denke ich ist es für die meisten unter den Bitcoinern nur sehr schwer vorstellbar sich vom Profitgedanken lösen und Stagnation ertragen zu können/wollen. Da ist die Gier und Gewohnheit viel zu stark um dem Gewinngedanken keinen Reiz mehr entnehmen zu können. |